USA Mitt Romney setzt auf seine Glaubensbrüder

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Skepsis der Wähler

Mitt Romney und seine Frau im US-Wahlkampf Quelle: Reuters

Mächtig stolz auf Romney sind jedenfalls seine mormonischen Glaubensbrüder. Vor allem in Utah: Romney hat Salt Lake City Ende der Neunzigerjahre vor einer Blamage gerettet. Die Olympischen Winterspiele 2002 drohten wegen eines Bestechungsskandals schon während der Vorbereitung zu scheitern. Romney verließ 1999 seinen Top-Manager-Job bei Bain Capital und wurde Chefmanager der dann auch finanziell sehr erfolgreichen Spiele. Das hat ihm einen Ruhm eingebracht, der sich auch nach mehr als einem Jahrzehnt in Wählerstimmen niederschlagen soll.

Finanzielle Unterstützung durch die Mormonen

Vorbedingung dafür ist ein sehr kostspieliger Wahlkampf. Romney kann dafür mit der Unterstützung reicher Mormonenfamilien rechnen. Finanzchef seiner Wahlkampfkampagne ist Spencer Zwick, Sohn eines einflussreichen mormonischen Kirchenoberhauptes. Zwei Dutzend mormonische Familien haben zusammen fast acht Millionen Dollar für Romneys Wahlkampforganisation namens „Restore our Future“ gespendet. Geld für die „Wiederherstellung unserer Zukunft“ gaben mormonische Top-Manager wie David Neeleman, Gründer und Ex-Chef der Fluggesellschaft Jet Blue, und Credit-Suisse-Banker Varvel. Der Mega-Hotelier Bill Marriott, der schon mit Romneys Vater eng befreundet war, hat eine Million Dollar persönlich für Mitt Romney gespendet.

Für die Mormonen, im 19. Jahrhundert blutig verfolgt und im 20. Jahrhundert lange Zeit noch verachtet und nicht ernst genommen, ist Romneys Aufstieg auch ein Zeichen, dass sie endgültig im amerikanischen Mainstream angekommen sind. Eine tolle Sache sei das, begeistert sich Hotel-Mogul Marriott: „Wir Mormonen kommen endlich aus der Obskurität heraus.“ Gerade für die äußerlich besonders erfolgreichen Mormonen ist das wichtig: „Wir sind Teil der Welt und wollen leben und arbeiten wie alle anderen auch“, sagt der frühere Dell-Chef Rollins, der Romney noch aus der gemeinsamen Zeit bei Bain kennt.

Vorurteile gegen den Glauben

Ganz verschwunden sind die Vorurteile nicht. Ein Viertel der Amerikaner will Umfragen zufolge keinen Mormonen im Weißen Haus. Gerade evangelikalen Protestanten, ohne deren Stimmen kein Republikaner Präsident werden könnte, graust vor Romneys Religion. Dass die Mormonen ein erstmals 1830 im Bundesstaat New York veröffentlichtes Buch als göttliche Offenbarung und weiteres Testament Jesu Christi verehren, erscheint ihnen als Abfall vom wahren Glauben. Ein Leserbriefschreiber der „Washington Post“ behauptete ganz in diesem Sinne, Romney wäre im Fall seiner Wahl der erste nicht-christliche US-Präsident.

Also spricht Romney im Wahlkampf wenig über seinen Glauben. „Es ist eine Gratwanderung“, sagt der jüdische Senator Joe Lieberman, vor zwölf Jahren erfolgloser Vizepräsidentschaftskandidat und der bislang einzige Politiker, der für ein Wahlamt auf Bundesebene kandidierte und kein Christ war. „Je mehr ein Kandidat über seine Religion redet, desto mehr fordert er die Wähler auf, über seinen Glauben abzustimmen statt über seine Politik und seine Persönlichkeit.“

Doch Romneys Bild von Amerika und der Welt ist nun einmal von seinem Glauben geprägt. Und dieses Weltbild verkündet er im Wahlkampf ohne Wenn und Aber.

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