USA: Teurer Amtseid 130 Millionen Dollar für Obamas Amtseinführung

Millionen Schaulustige, hunderte Parties, komplett ausgebuchte Hotels: Kurz vor Barack Obamas Amtseinführung befindet sich Washington im Ausnahmezustand. Die wichtigsten Zahlen und Fakten zur Machtübergabe im Weißen Haus in Washington.

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Der Ablauf

Washington im Obama-Fieber: Quelle: dpa

Den Höhepunkt erreichen die Feiern zur Amtseinführung von Barack Obama heute, wenn er als 44. Präsident der Vereinigten Staaten angelobt wird.

Begonnen haben die Festivitäten aber schon am vergangenen Samstag. Obama fuhr mit einem eigenen Zug von Philadelphia nach Washington – eine Reverenz an Abraham Lincoln, der 1861 auf einer ähnlichen Route in die US-Bundeshauptstadt fuhr. Weil Symbolismus zu solchen Anlässen hoch im Kurs steht, hielt Obama danach am Lincoln Memorial, drei Kilometer vom Kapitol entfernt, seine erste Rede. Danach traten Stars wie Bruce Springsteen, U2 und Stevie Wonder in einem Konzert auf.

Heute früh wird der neue US-Präsident Obama zunächst eine Messe besuchen. Danach trifft er George Bush im Weißen Haus. Gemeinsam gehen beide zu Fuß zum Kapitol, wo Obama um punkt 12 Uhr Ortszeit (18 Uhr mitteleuropäischer Zeit) seinen Amtseid ablegen wird.

Dabei legt er seine Hand auf eine Bibel, auf die schon Präsident Abraham Lincoln vor 150 Jahren seinen Eid schwor.

Dann darf Obama reden: Mit Spannung erwarten die US-Amerikaner und die Weltöffentlichkeit seine Antrittsrede, in der Obama seine Pläne zur Bekämpfung der US-Rezession präzisieren wird. Um 13 Uhr ist er zum Mittagessen mit 220 Gästen geladen. Um 14 Uhr beginnt die Parade vom Kapitol zum Weißen Haus entlang der Pennsylvania Avenue. Im Anschluss daran finden 10 offizielle Bälle statt. 

Obamas Machtübernahme im Weißen Haus wird das größte Spektakel zur Amtseinführung eines US-Präsidenten

Eines ist absehbar: Obamas Machtübernahme im Weißen Haus wird das größte Spektakel zur Amtseinführung eines US-Präsidenten.

Bis zu 400.000 Menschen wollen Obamas Amtseid live auf der Parademeile zwischen dem US-Kapitol und Lincoln Memorial, der sogenannten "National Mall", verfolgen. 1.600 Leute haben in dem flugs aufgebauten Auditorium vor dem Westflügel des Kapitols Platz, 30.000 weitere Sitze befinden sich auf dem Platz davor. Der Rest der Besucher kann das Spektakel auf großen Videowänden verfolgen. Wer eine der 240.000 frei erhältlichen Eintrittskarten ergattert hat, sollte früh aufstehen. Große Teile Washingtons sind an diesem Tag für den Straßenverkehr gesperrt. Ab 11.30 Uhr kommen auch Ticketbesitzer nicht mehr in die National Mall.

Auch bei der Parade entlang der Pennsylvania-Avenue rechnen die Organisatoren mit einem Riesenandrang. Schaulustige benötigen dafür zwar keine Tickets – aber ab 300.000 Besuchern wird der Zugang zur Parade gesperrt.

Nur Superreiche können auch noch in Washington unterkommen

Die Stadt Washington schätzt, dass insgesamt zwei Millionen Obama-Fans zwischen Samstag und Dienstag ihren neuen Präsidenten feiern wollen. Das sind doppelt so viele Menschen wie bei sämtlichen bisherigen Stabsübergaben im Weißen Haus. Und noch einen Rekord darf Obama für sich verbuchen: So viele Menschen, heißt es, haben sich noch nie auf einmal in der sonst 600.000 Einwohner zählenden US-Hauptstadt eingefunden.

Spätbucher sind in Washington chancenlos. Bereits vor einer Woche waren Hotels so gut wie ausgebucht. Am 12. Januar waren bereits 28.000 der ingesamt 29.000 Washingtoner Hotelbetten für das Inaugurationswochenende vergeben – zu Durchschnittspreisen zwischen 550 bis 600 Dollar pro Nacht. Laut Medienberichten gab es nur mehr im Bundesstaat Pennsylvania, der rund 100 km von Washington DC entfernt, freie Zimmer. Nur Superreiche können auch noch in Washington unterkommen. Im Washingtoner Luxushotel Omni Shoreham Hotel etwa ist die Präsidenten-Suite noch frei. Das Angebot beinhaltet auch die Anreise im Privatjet und persönlichem Butler. Die Kosten für die Präsidentenschau de luxe: Wohlfeile 440.000 Dollar.

Herausforderung für die US-Sicherheitskräfte

Die Riesenfeier für den neuen Präsidenten bedeutet auch eine Riesen-Herausforderung für Polizei und Secret Service.

Insgesamt 42.500 Sicherheitskräfte aus Militär, Nationalgarde und Polizei sollen dafür sorgen, dass die Feiern reibungslos verlaufen.

Zum Vergleich: Zu normalen Zeiten zählt Washington DC gerade einmal 4.100 Polizisten. Alle 5265 Überwachungskameras der Stadt werden vermutlich in einer Kommandozentrale zusammengeschaltet. "Das werden meines Wissens die umfangreichsten Sicherheitsvorkehrungen, die es bisher bei einer Amtseinführung gab", meinte Heimatschutzminister Michael Chertoff vor kurzem.

Besonders streng sind die Sicherheitsvorschriften für all jene, die ein Ticket für die National Mall ergattert haben aus nächster Nähe zusehen wollen, wie Obama im Cadillac die Pennsylvania Avenue entlangfährt. Für sie sind Kinderwägen sind ebenso verboten wie Thermoskannen und Regenschirme. Das Secret Service rät dazu, nichts Größeres als ein Sandwich mitzunehmen. 

Obamas Amtseinführung wird eine politische Feier der Superlative

Obamas Amtseinführung wird eine politische Feier der Superlative – und dementsprechend hoch ist auch der finanzielle Aufwand. Laut Medienberichten werden die Feierlichkeiten mindestens 130 Millionen Dollar kosten. Dieser Schätzwert setzt sich aus insgesamt drei großen Kostenblöcken zusammen:

Die Veranstaltungen rund um die Amtseinführung:

Dazu zählt Obamas Auto-Parade entlang der Pennsylvania Avenue ebenso wie zehn offizielle Bälle zu Obamas Amtseinführung. Für diese Feierlichkeiten sieht das Inaugurationskommittee des Präsidenten  Ausgaben von 45 Millionen Dollar vor. Das Geld dafür stammt ausschließlich von privaten Sponsoren – und hier will Obamas Team darauf achten, nicht unter den Einfluss von Lobbyisten zu geraten. Das Komitee akzeptiert nur Spenden von Einzelpersonen in Höhe von maximal 50.000 Dollar, die Namen der großen Spender werden öffentlich gemacht. Zudem finanzieren Verkäufe von Obama-Merchandiseartikeln auch die Veranstaltungen. Bis Mitte vergangener Woche haben Obamas Unterstützer 35 Millionen Dollar gespendet. Ein Blick auf die Liste der großzügigsten Spender ist trotzdem aufschlussreich: Laut einem Bericht des Wall Street Journal sind Wall-Street-Angestellte bislang die fleißigsten Spender – 5,7 Millionen Dollar stammen aus ihren Taschen. Pikant dabei: Ausgerechnet jene Banken, die am meisten Geld von der US-Regierung kassieren, zahlen fleißig für Obamas Feiern.Obamas Amtseid und Amtsübergabe: Laut Angaben von CNN haben Kongress und Senat für den Ablegen des Amtseides vor dem Westflügel des Kapitols insgesamt 1,24 Millionen Dollar bewilligt, rund 10.000 Dollar weniger als noch 2005. Dieses Geld stammt aus Steuereinnahmen. Davon werden die 240.000 Tickets für die Feierlichkeiten, die kostenfrei ausgegeben wurden, ebenso bezahlt wie ein traditionelles Mittagessen für 220 Leute nach dem Amtseid. Weitere 3,5 Millionen Dollar kosten der Aufbau der Tribüne vor dem Kapitol sowie die Miete für die Stühle. Die Polizei des Kapitols hat zudem 1,5 Millionen Dollar für die zusätzlich notwendigen Sicherheitskräfte vorgesehen.Kosten für Transport und Sicherheit: An diesem Punkt werden die Feierlichkeiten richtig teuer. Denn die Kosten für Verkehr und Transporte, die große Anzahl der Teilnehmer aus allen Bundesstaaten und der enorme Sicherheitsaufwand haben einen hohen Preis. Im US-Bundesbudget wird sich das Inaugurationswochenende mit satten 49 Millionen Dollar niederschlagen. Darin enthalten sind auch die Ausgaben für das Secret Service und das Militärpersonal. Bezieht man die Kosten der umliegenden Bundesstaaten ebenfalls mit ein, wird’s noch teurer. Gemeinsam rechnen die Bundesstaaten Virginia und Maryland sowie die Stadt Washington mit Sonderausgaben in Höhe von 75 Millionen Dollar. Das inkludiert dann auch die zusätzlichen Ausgaben für Polizei und Transporte – so werden etwa Sonderzüge nach Washington bereitgestellt.

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