„Die Totentaufe mit Untertauchen in einem großen, von 12 Bronze-Ochsen getragenen Taufbecken wird stellvertretend von einem Gemeindemitglied vollzogen. Mormonen gehen davon aus, dass auch im Totenreich die Möglichkeit einer freien Willensentscheidung für oder gegen den Glauben besteht“, so Utsch.
Der republikanische Präsidentschaftsbewerber Mitt Romney ist bereits seit seiner Kindheit Mormone und stellte sich jahrelang in den Dienst der Glaubensgemeinschaft. So ging er etwa als junger Erwachsener für zwei Jahre als Missionar nach Frankreich.
"Ein Haus von reichen Leuten für reiche Leute"
Nach einem Aufenthalt in Bordeaux kam Romney im Frühjahr 1968 nach Paris. Zehn Stunden am Tag arbeitete der spätere Gouverneur von Massachusetts für die Mormonen. Er bekam 125 US-Dollar pro Monat – heute läge ein vergleichbarer Betrag bei rund 800 US-Dollar – sowie freie Verpflegung und Unterkunft in einem Haus der Glaubensgemeinschaft.
„Wir haben uns mit Schläuchen abgeduscht und keine richtigen Toiletten gehabt“, behauptet Romney heute. Eine glatte Lüge, sagt Richard Anderson, der Sohn des damaligen Missionars-Leiters gegenüber dem britischen „Telegraph“. „Es war ein Haus von reichen Leuten für reiche Leute.“ Es habe Toiletten und Duschen gegeben, Gemälde an den Wänden und gar zwei Haushälter.
Romney spendete zwei Millionen jährlich
Auf Rückfragen, so die Zeitung, habe Romneys Wahlkampf-Team nicht reagiert. Die Strategie ist klar: Romney möchte seinen Glauben aus dem Wahlkampf halten. Doch die Religionszugehörigkeit gehört zur Identität des Kandidaten – insbesondere bei Mitt Romney, der den Mormonen viel gegeben, aber auch viel zurückbekommen hat.
So spendete Romney über die Jahre zig Millionen an die Glaubensbrüder. Alleine 2010 und 2011 überwiesen der Präsidentschaftskandidat und seine Frau den Mormonen gemeinsam jährlich zwei Millionen US-Dollar.
1999 begann das Geld in die andere Richtung zu fließen. Romney übernahm das Organisationskomitee für die Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City. Zu dem Zeitpunkt war das Gremium mit über 300 Millionen US-Dollar verschuldet, die USA drohten die Ausrichtung der Spiele abgeben zu müssen. Romney übernahm das Kommando, krempelte Strukturen um und ging auf Spendentour.