Die Regierung sieht das Problem sehr deutlich und kündigt immer wieder an, dagegen vorzugehen. So gab Peking am 10. März bekannt, eine neue Superministerium zu schaffen. Die "General Food and Drug Administration" soll "die Sicherheit der Nahrung und Medikamente der Nation verbessern", sagte der stellvertretende Minister Chen Xiaohong der chinesischen Zeitung "China Daily".
Doch das Problem sitzt noch tiefer: Chinas Landwirtschaft ist extrem fragmentiert: 200 Millionen Familien bewirtschaften jeweils eine Fläche von durchschnittlich 0,6 Hektar. Was nach Öko-Romantik klingt, kann fatale Konsequenzen haben: Die zersplitterte Struktur macht es extrem schwierig, einheitliche Qualitätsstandards durchzusetzen und zu gewährleisten. Mit diesem Problem haben auch ausländische Konzerne wie Metro, Carrefour oder eben KFC zu kämpfen. Dazu kommen rund eine halbe Million Firmen, die in der Nahrungsmittelindustrie tätig sind - die meisten davon mit weniger als zehn Mitarbeitern. Denen fehlen meist die Ressourcen, in bessere Technik und Qualität zu investieren.
"Darüber hinaus sind manche Bauern auch nicht über die komplexen Gefahren wie zum Beispiel Bakterien-Resistenzen informiert", sagt Javier Burchard. So könne es passieren, dass jahrelang Schweine oder Hühner mit viel zu hohen Mengen von Antibiotika gefüttert werden. Das liegt weniger an der Profitgier der Bauern als an Unkenntnis.
Auch die schiere Größe Chinas lässt Lebensmittelskandale so bedrohlich werden: Kein anderes Land konsumiert so viel Schweinefleisch im Jahr wie China. 2012 wurden etwa 700 Millionen Schweine gezüchtet. Bei einer normalen Krankheitsrate von drei Prozent sind das 18 Millionen tote Tiere im Jahr, schätzt das Wirtschaftsmagazin Caixin. Ein Bruchteil davon, aber eben immerhin 10.000, schwammen im Huangpu. In Jiaxing, woher die Tiere stammten, gebe es nicht genügend Kapazitäten, um notgeschlachtete Tiere zu verbrennen oder zu beerdigen, so Caixin. Außerdem fehle ein dringend nötiges Registrierungssystem.
Am Ende der Kette steht der Konsument, der Opfer des Skandals und zugleich Teil des Problems ist. "Die Leute wollen eben nicht viel Geld ausgeben", sagt Wu Heng. Darin unterscheiden sich Chinesen nicht von Deutschen.