Verfassungs-Versammlung Zahlen deuten auf falsche Angaben bei Wahl in Venezuela

Nach der ohnehin umstrittenen Wahl in Venezuela werden weitere Zweifel an den Verlautbarungen der Regierung geäußert. Wahrscheinlich hat sie die Wahlbeteiligung viel zu hoch angegeben.

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Laut Wahlkommission haben um 17:30 Uhr 3,7 Millionen Menschen ihre Stimme abgegeben. Eineinhalb Stunden später spricht die Regierung von 8,1 Millionen Stimmabgaben. Quelle: dpa

Caracas Interne Zahlen der Wahlkommission lassen Zweifel zu, ob bei der umstrittenen Wahl zur Verfassungsversammlung in Venezuela die von der Regierung genannte Beteiligung stimmt. Nach den Zahlen, die Reuters am Dienstag einsehen konnte, hatten am Sonntag bis 17.30 Uhr 3,7 Millionen Menschen ihre Stimme abgegeben. Die Regierung hatte nach Schließung der Wahllokale eineinhalb Stunden später bekanntgegeben, dass 8,1 Millionen Venezolaner zur Wahl gegangen seien. Es sei zwar möglich, dass es kurz vor Schluss noch einen kleinen Ansturm gegeben haben könnte, sagte die Politologin Jennifer McCoy vom Carter-Center in den USA. In den letzten eineinhalb Stunden die Zahl aber noch mehr als zu verdoppeln wäre allerdings beispiellos. Die Wahlkommission hatte die Abstimmung um eine Stunde bis 19.00 Uhr verlängert. Die Regierung war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die Opposition hatte zum Boykott der Wahl aufgerufen. Sie fürchtet eine kaum noch kontrollierbare Machtfülle für den sozialistischen Präsidenten Nicolas Maduro und dessen Partei, denn das Gremium kann alle anderen staatlichen Institutionen auflösen. Auch bei vielen lateinamerikanischen Nachbarn Venezuelas, bei den USA, der EU und Deutschland stieß die Abstimmung auf Kritik. Die USA stuften Maduro de facto als Diktator ein und verhängten Sanktionen gegen ihn. Bei gewaltsamen Ausschreitungen am Rande der Wahl waren mehrere Menschen ums Leben gekommen.

Einer der fünf Direktoren der Wahlkommission äußerte Zweifel am regelkonformen Ablauf der Wahl. „Zum ersten Mal, seit ich diese Pflicht für den Staat übernommen habe, kann ich nicht für die Echtheit der genannten Ergebnisse garantieren“, sagte Luis Rondon in einer im Internet verbreiteten Erklärung. Auch die oberste Staatsanwältin des Landes, Luisa Ortega, zweifelte die Zahlen an. „Ich bin absolut sicher, dass diese Zahlen nicht stimmen“, sagte sie am Montag. „Was sie bekanntgegeben haben, war eine Verhöhnung des Volkes.“

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