Von wegen Verschwörungstheorie Krieg ums Öl

Beeinflussen die Erdölvorkommen eines Landes, ob sich ausländische Mächte in Konflikte einmischen? Eine Studie kommt zu erstaunlichen Ergebnissen.

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Welchen Staaten der niedrige Ölpreis besonders schadet
Erdölförderung Quelle: dpa
Ölförderung in Saudi-Arabien Quelle: REUTERS
Ölförderung in Russland Quelle: REUTERS
Oman Ölpreis Quelle: Richard Bartz - eigenes Werk. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons
Öl-Leitung im Niger-Delta Quelle: dpa
Ölförderpumpe in Bahrain Quelle: AP
Venezuela Ölförderung Quelle: REUTERS

Colin Powell hatte Satellitenbilder und 3D-Computeranimationen dabei. Darauf zu sehen: Lastwagen, die angeblich Chemiewaffen transportierten.

Mit seinen Ausführungen versuchte der damalige US-Außenminister im Februar 2003, den UN-Sicherheitsrat von der Gefährlichkeit des Irak zu überzeugen. Eineinhalb Monate später begann die „Koalition der Willigen“ mit der Bombardierung ausgewählter Ziele in Bagdad.

Kritiker mutmaßten schon damals, den USA ginge es bei der Irak-Invasion nicht um den Kampf gegen Massenvernichtungswaffen und Terrorismus - sondern um die Sicherung der Erdöllieferungen aus dem Irak in die USA.

Ist da was dran oder sind solche Einwände nicht mehr als wirre Verschwörungstheorien? Führen Staaten wirklich Krieg, um an Ölreserven zu kommen?

Was den Ölpreis bestimmt

Das Bedürfnis nach Öl ist "dominant"

Dieser Frage wollten jetzt die Hochschuldozenten Petros Sekeris (Universität von Portsmouth) und Vincenzo Bove (Universität von Warwick) nachgehen. Deshalb untersuchten sie für eine Studie 69 Länder, in denen zwischen 1945 und 1999 Bürgerkriege wüteten. In rund zwei Drittel der Konflikte griffen ausländische Mächte ein. Zum Beispiel die Sowjetunion 1958 in Indonesien, Großbritannien in Nigeria (1967 bis 1970) oder die USA im Irak 1992.

Alle drei Beispiele dienen zugleich als Beleg, dass Länder, die über hohe Erdölreserven und eine gewisse Marktmacht verfügen, auf militärische Unterstützung aus dem Ausland hoffen können. „Militärinterventionen sind teuer und riskant“, schreiben die Studienautoren in einem Beitrag, „kein Land greift in einen Bürgerkrieg ei, ohne die Kosten und Nutzen gegeneinander abzuwägen“.

Besonders engagiert sind demzufolge Länder, die auf Ölimporte angewiesen sind. Etwa die USA oder Großbritannien, das Ende der Sechzigerjahre der größte Erdölimporteur der Welt war. Natürlich spielten bei Militärinterventionen auch immer historische Verbindungen und Sicherheitsinteressen eine Rolle, so die Studienautoren. Das Bedürfnis nach Öl aber sei „dominant“.

Mehr noch: Länder, die mindestens 20 Prozent mehr Erdöl exportieren als importieren und signifikante Ölreserven haben, sind demnach besonders gefährdet für eine Einmischung von außen. Syrien oder auch Ruanda (1994) erfüllen diese Faktoren nicht. Eine Erklärung dafür, warum die Menschen vor Ort in den jeweiligen Bürgerkriegen keine Hilfe bekamen.

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