Waffenruhe in Syrien Erste Hilfslieferung erreicht belagerten Ort

Die ersten von insgesamt 50 Lastwagen mit Hilfsgütern sind in dem vom syrischen Regime eingekesselten Ort Muadamija südwestlich der Hauptstadt Damaskus eingetroffen. Mehr als 150.000 Menschen sind auf Hilfe angewiesen.

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Nach der vereinbarten Waffenruhe trauen sich die Menschen in Syrien vereinzelt wieder auf die Straße. Quelle: dpa

Damaskus Erstmals seit dem Beginn der Waffenruhe in Syrien sind Hilfslieferungen in einer belagerten Stadt eingetroffen. Die ersten von insgesamt 50 Lastwagen hätten am Montag den vom Regime eingekesselten Ort Muadamija südwestlich der Hauptstadt Damaskus erreicht, teilte die UN-Organisation für humanitäre Hilfe (OCHA) in Syrien mit.

In den kommenden Tagen wollen die Vereinten Nationen die Feuerpause nach eigenen Angaben dafür nutzen, mehr als 150 000 Menschen in belagerten Gebieten in dem Bürgerkriegsland zu helfen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte das Aushungern von Menschen als Kriegsverbrechen bezeichnet.

Bislang hält die von den USA und Russland ausgehandelte und am Samstagmorgen in Kraft getretene Waffenruhe weitgehend, wie das russische Kontrollzentrum auf dem Militärstützpunkt in Latakia mitteilte. Innerhalb von 24 Stunden seien jedoch sieben Verstöße gegen die Feuerpause gemeldet worden, sagte der russische Generalleutnant Sergej Kupalenko der Agentur Interfax zufolge. Unter anderem habe die islamistische Al-Nusra-Front in der Provinz Aleppo kurdische Kämpfer angegriffen, sagte er demnach.

Dagegen warf die Opposition den syrischen Regierungstruppen vor, gegen das Abkommen zu verstoßen. Die Syrische Beobachtungsstelle berichtete, dass Einheiten von Machthaber Baschar al-Assad ein Dorf nahe Damaskus von islamistischen Rebellen erobert hätten. In der Region sind nach Rebellenangaben zwar auch vereinzelt Extremisten der Al-Nusra-Front aktiv - kontrolliert werde das eingenommene Gebiet aber von Einheiten, die während der Feuerpause eigentlich nicht angegriffen werden dürften.

Dschihadisten wie die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) oder die Al-Nusra-Front, der syrische Ableger des Terrormetzwerkes Al-Kaida, sind von der Waffenruhe ausgenommen. Dies ist vor allem deshalb ein Problem, weil viele Stellungen Al-Nusras nahe an Stellungen verbündeter Milizen liegen, die durch die Feuerpause eigentlich geschützt sind.

Die französische Regierung forderte nach Berichten über Kämpfe ein Treffen der für die Überwachung zuständigen Task Force am Montagnachmittag.

Die türkische Armee griff einem Bericht zufolge Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nördlich der syrischen Stadt Aleppo an. Schon am Vortag habe das Militär rund 40 Mal unter anderem Lager und Raketenwerfer der Miliz beschossen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Montag.

Heftige Kämpfe vor allem im Norden des Landes hatten in den vergangenen Wochen einen Flüchtlingszug ausgelöst. An der Grenze zur Türkei warten Angaben von Hilfsorganisationen zufolge immer noch Zehntausende auf Einlass. Der brüchigen Waffenruhe trauen sie nicht genug, um zurück in ihre Heimatregionen zu gehen.

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