Wahlkampf „Die SPD hätte lieber eine Große Koalition als Rot-Rot-Grün“

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"Angela Merkel wirkt ausgelaugt"

Wie nachhaltig ist der Aufschwung der SPD unter Schulz?

Keiner weiß, ob der Höhenflug der SPD unter Martin Schulz sich fortsetzt, anhält oder wieder einbricht. Die Partei, die schon resigniert hatte, fühlt sich momentan in der Offensive. Das zeigen etwa die erstaunlich vielen Parteieintritte in kürzester Zeit. Der Vorteil von Schulz: Er war nicht in die Regierungspolitik der Großen Koalition eingebunden. Sein Nachteil: Er ist ein Repräsentant der nicht sonderlich beliebten EU-Politik. Bisher hat Schulz noch kein innenpolitisches Profil gezeigt. Da wird die Konkurrenz ihn in die Enge zu treiben versuchen.

„Eiserne Lady“ ohne Vision
Angela Merkel Quelle: dpa
Angela Merkel mit Norbert Röttgen Quelle: dapd
Angela Merkel Quelle: dpa
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Angela Merkel Quelle: REUTERS
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Angela Merkel Quelle: AP

Linke und Grüne verlieren in den Umfragen, sie leiden unter dem Schulz-Effekt. Was müssen sie jetzt tun?
Linke müssen verdeutlichen, dass die Programmatik von Schulz auf dem richtigen Weg ist, aber noch nicht ausreichend die Interessen der „Abgehängten“ wahrnimmt. Die Grünen, deren Umfragewerte schon vor der Ausrufung von Schulz zum Kanzlerkandidaten zurückgegangen sind, haben es schwieriger, weil sie ja die Koalitionsoptionen offenhalten wollen. Sie dürfen die SPD nicht links überholen wollen. Das war 2013 ihr Kardinalfehler.

Die Kanzlerin wirkt angeschlagen und wie abgetaucht. Wie kann sie aus der Defensive rauskommen?

Angela Merkel wirkt etwas „ausgelaugt“. Das ist angesichts der vielfältigen innen- und außenpolitischen Probleme wahrlich kein Wunder. Und die Konkurrenz durch Martin Schulz hat sie überrascht. Sie muss verdeutlichen, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern seit ihrer Kanzlerschaft 2005 eine auf Verlässlichkeit fußende Politik praktiziert hat und damit gut gefahren ist. Ein Vorteil ist ihr unprätentiöses Auftreten. Gleichwohl hat sie es 2017 schwerer als bei den drei Wahlen zuvor. Das war bei Helmut Kohl nicht anders. Jedoch spricht deutlich mehr dafür, dass sie es wieder schafft, die Union zur stärksten Partei zu führen, freilich nicht annährend mit einem Ergebnis wie 2013.

Die SPD und die K-Frage – ein Hang zur Sturzgeburt

Die Union ist wegen der Frage der Obergrenze weiterhin zerstritten. Kann die Partei so überhaupt im Wahlkampf bestehen?

Einerseits ist es nie von Vorteil, wenn ein politisches Lager zerstritten ist. Das mögen Bürger nicht, weil sie wissen wollen, wohin die Richtung geht. Ein Zick-Zack-Kurs schreckt ab. Allerdings ist die unterschiedliche Strategie in der Flüchtlingsfrage, die die Bevölkerung bewegt, vielleicht nicht nachteilig für die Union. Die CDU kann Wähler von der SPD und den Grünen gewinnen, und die CSU unter Horst Seehofer vermag potentielle Wähler der AfD an sich zu binden. Es ist schwer zu sagen, ob die unterschiedlichen Positionen in der Flüchtlingsfrage der Union nützen oder schaden. Sie muss die Parteibasis im Wahlkampf mobilisieren. Da ist die SPD gegenwärtig im Vorteil.

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