Soll bloß niemand sagen, der Präsident nehme die Sache nicht ernst. Als Barack Obama am Samstag mit seiner Wagenkolonne aufbrach, um am Landsitz Camp David bei ein paar Runden Golf seinen 52. Geburtstag zu feiern, kam ein Sprecher rasch möglicher Kritik zuvor. Noch am Morgen habe sich der Präsident über den Stand der aktuellen Terror-Bedrohung informiert, und er werde „über das ganze Wochenende weiter auf dem Laufenden gehalten“.
Obama will dieses Mal alles richtig machen. Hatte ihm die Kritik nach dem Anschlag auf das Konsulat im libyschen Bengasi 2012 noch fast die Wiederwahl gekostet, griff der Präsident nun zu drastischen Maßnahmen: Wegen Terror-Warnungen der Geheimdienste ließ er am Wochenende 22 diplomatische Vertretungen schließen – 19 von ihnen sollen sogar bis kommenden Samstag dicht bleiben. Gleichzeitig sprach das Außenministerium eine Reisewarnung aus. Ein einmaliger Vorgang, sagen Sicherheitsexperten. Obama will kein Risiko eingehen.
Über Details der Anschlagspläne ist noch immer wenig bekannt. Ob die Bedrohung eine derartige Reaktion rechtfertigt, ist kaum nachprüfbar. Sicher ist nur: Infrage stellt sie in den USA öffentlich niemand. Die Terror-Warnungen haben die Debatte über die Nationale Sicherheit verändert. Sie frischen die Erinnerung auf, dass Al-Kaida und andere Terrorgruppen noch lange nicht besiegt sind.
So lesen Deutsche Behörden mit
Fakt ist, auch der BND durchkämmt massenhaft E-Mail-Nachrichten. Das bestätigte die Bundesregierung bereits im Mai 2012 in einer Antwort auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken. Der Dienst durchforste elektronische Nachrichten nach tausenden Suchbegriffen, heißt es darin. Im Jahr 2010 wurden damit 37 Millionen Nachrichten herausgefiltert, bei den E-Mails stellten sich jedoch 90 Prozent als Spam heraus. Auch verschlüsselte Kommunikationen könnten deutsche Geheimdienste teilweise entschlüsseln.
Ob Gesetze der USA den US-Behörden Zugriff auf die Daten europäischer Nutzer erlauben, wollte die Linke in einer weiteren Anfrage wissen. Dazu „liegen der Bundesregierung nur Hinweise aus öffentlich zugänglichen Quellen vor“, hieß es im März knapp im Antwortschreiben der Regierung.
Grundsätzlich gilt: Wer Privates privat halten will, sollte es nicht im Netz teilen. Aber wenn man persönliche Details vor dem Zugriff Dritter schützen will (oder auch nur verhindern, dass dazu automatisiert passende Werbung angezeigt wird), dann sollte man seine Nachrichten verschlüsseln. Zusatzsoftware oder auch die erforderlichen Zertifikate, mit denen man die entsprechenden Funktionen aktivieren kann, gibt es für viele externe E-Mail-Programme, wie Outlook oder Thunderbird. Wer dem nicht zustimmt, muss den Anbieter wechseln, denn das alte spionagefreie Angebot ist abgeschaltet.
Aktuell gilt ein 923 Bit umfassender E-Mail-Schlüssel als am sichersten. Aufgrund der Größe ist er kaum zu knacken. Forscher benötigten in einem Text 148 Tage und 21 Rechner, um hinter den Schlüssel zu kommen.
Seit dem Wochenende geht es in der öffentlichen Diskussion nun kaum mehr um den Geheimdienst NSA und die Enthüllungen über dessen weitreichende Abhörpraktiken durch den Informanten Edward Snowden. Eher geht es um den Nutzen der Schnüffelei. Schließlich sollen es abgefangene Telefonate und E-Mails mutmaßlicher Terroristen gewesen sein, die Agenten auf die aktuelle Bedrohung haben aufmerksam werden lassen.
Und so beeilten sich Politiker am Sonntag, die Überwachung zu verteidigen. „Das NSA-Programm hat wieder einmal gezeigt, was es wert ist“, sagte der einflussreiche republikanische Senator Lindsey Graham. Al-Kaida sei im Nahen Osten und in Nordafrika auf dem Vormarsch, und die USA riskierten „einen weiteren 11. September“, blieben sie untätig. „Wir müssen Instrumente zur Verfügung haben, die gegen existierende Bedrohungen helfen“, sagte Graham.