Wegen Ehebruch Islamisten steinigen Mann im Nordirak

Mossul galt als eine der tolerantesten Städte des Irak. Doch die Terrormiliz Islamischer Staat zwingt den Menschen eine extrem konservative Auslegung des Islam auf. Nun berichtet ein Zeuge von der ersten Steinigung.

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Gefahr für Kosovo? Kämpfer der Extremistenorganisation Islamischer Staat während einer Parade in Raqqa. Quelle: ap

Bagdad Die radikalen Islamisten im Nordirak haben einen Mann wegen Ehebruchs gesteinigt. Die Steinigung am Donnerstag in Mossul war die erste derartige Hinrichtung, die die Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) im Irak vornahm. Aus Syrien, wo der Al-Kaida-Ableger ebenfalls weite Landstriche beherrscht, wurden dagegen bereits ähnliche Fälle gemeldet. Die radikalen Sunniten richten ihre Gefangenen hin, indem sie sie erschießen, enthaupten oder kreuzigen. Zuletzt veröffentlichten sie Filmaufnahmen, auf denen die Enthauptung des US-Journalisten James Foley zu sehen ist. Die sunnitischen Islamisten erklärten, sie wollten mit der Tat Vergeltung üben für Luftangriffe der USA auf ihre Stellungen im Nordirak.

Ein Taxifahrer berichtete, er habe die Steinigung in Mossul beobachtet. Er habe seinen Wagen angehalten, als ihm eine Menschenansammlung aufgefallen sei. In der Nähe hätten etwa 20 Fahrzeuge von IS geparkt. Einige der Extremisten hätten scharfkantige Felsbrocken gesammelt, während ein anderer eine Videokamera gehalten habe, berichtete der Taxifahrer. Irgendwann hätten die Islamisten einen jungen Mann in Handschellen aus einem der Autos geholt, ihn auf den Boden gesetzt und begonnen, Steine auf ihn zu schleudern. Einige Menschen in der Menge hätten sich abgewandt, als der Mann schrie, er habe nichts verbrochen.

„Ich habe nur kurz zu ihm hingeschaut und gesehen, wie einige der Steine ihn am Kopf getroffen haben“, sagte der Taxifahrer. „Dann habe ich mich weggedreht“. Nach etwa einer Viertelstunde hätten die Islamisten die Steinigung für beendet erklärt. Ein Krankenwagen habe die Leiche weggefahren. Im Leichenschauhaus in Mossul wurde der Tod des Mannes bestätigt. Laut seinem Ausweis sei er 30 Jahre alt gewesen.

Überall auf den Straßen von Mossul sei über die Steinigung diskutiert worden, berichtete der Augenzeuge. Bis zur Einnahme durch die Islamisten im Juni galt Mossul als eine der tolerantesten Städte des Irak, wo viele religiöse Splittergruppen und Volksstämme friedlich zusammenlebten. IS jedoch zwang den Menschen eine extrem konservative Auslegung des Islam auf und zerstörte Statuen von Dichtern, die die Gruppe als unislamisch schmähte.

„Die meisten Leute waren nicht überrascht, weil das typisch für ihr Verhalten ist“, sagte der Taxifahrer zu der Steinigung. Ein Gericht der Islamisten habe den Mann zum Tode verurteilt. Bereits im Juli war berichtet worden, die Extremisten hätten in der syrischen Provinz Rakka zwei Frauen wegen Ehebruchs gesteinigt. Die Region grenzt an die Türkei und ist eine Hochburg von IS.

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