Öffentliche Sozialleistungen sind nach Ansicht der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) ein wirksames Mittel gegen Armut und Hunger in der Welt. In ihrem am Dienstag in Rom vorgestellten Jahresbericht wendet sich die Welternährungsorganisation gegen die Annahme, dass staatliche Hilfen Eigeninitiative lähmten und zu mehr Abhängigkeit führten. Da solche Hilfen den Empfängern das Existenzminimum sicherten, böten sie ihnen auch die Chance zu wirtschaftlicher Entfaltung, heißt es in dem Bericht.
Die Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen für das Jahr 2015
Die Millenniums-Entwicklungsziele (Millennium Development Goals) der Vereinten Nationen sind acht Entwicklungsziele für das Jahr 2015, die im September 2000 von einer Arbeitsgruppe aus Vertretern der Vereinten Nationen, der Weltbank, des IWF und der OECD auf dem Gipfeltreffen der Vereinten Nationen (Millennium-Gipfel) formuliert worden sind. Als Ergebnis des Treffens verabschiedeten die Vertreter von 189 Ländern die so genannte Millenniumserklärung, aus der später folgende acht internationale Entwicklungsziele abgeleitet worden sind:
1. Bekämpfung von extremer Armut und Hunger
2. Primärschulbildung für alle
3. Förderung der Gleichstellung der Geschlechter
4. Verringerung der Kindersterblichkeit
5. Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Mütter
6. Bekämpfung von HIV/ AIDS und anderen schweren Krankheiten
7. Verbesserung der ökologischen Nachhaltigkeit
8. Aufbau einer globalen Partnerschaft für Entwicklung
Menschen, die von weniger als einem Dollar am Tag leben...
...weltweit:
1990: 36 %
2010:18 %
...und in China:
1990: 60%
2010: 12%
Quelle: UN
Todesfälle pro 1000 Kinder in Entwicklungsländern...
1990: 99
2010: 53
Quelle: UN
Mit Wasser unterversorgte Menschen (weltweit)...
1990: 24%
2010: 11%
Quelle: UN
„Sozialprogramme sind wirksam bei der Verringerung von Armut und Hunger. 2013 halfen Sozialleistungen dabei, 150 Millionen Menschen aus der extremen Armut zu führen“, schreibt die FAO in ihrem Bericht. Solche Programme hätten sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten schnell ausgebreitet. In den Entwicklungs- und Schwellenländern erhielten insgesamt rund 2,1 Milliarden Menschen, also ein Drittel der Bevölkerung, die eine oder andere Art staatlicher Hilfen. Die meisten Länder - selbst die ärmsten - könnten sie sich auch leisten, wenn wohlhabende Bürger und Unternehmen dort ausreichend Steuern zahlten.
Die FAO spricht von einem „Teufelskreis“ aus Hunger, schlechter Ernährung, schlechter Gesundheit, niedriger Produktivität und Armut, in dem viele Menschen gefangen seien. Wirtschaftswachstum alleine helfe ihnen da nicht heraus. Hier müssten Programme ansetzen, die die Ärmsten der Armen gezielt mit Geldtransfers oder Sachleistungen unterstützten oder ihnen Sozialversicherung und Ausbildung böten.
Die direkten Geldtransfers müssten aber auch mit Programmen zur Förderung der Landwirtschaft verknüpft werden. Viel zu selten werde beides miteinander koordiniert, schreibt die FAO. Subventionen für Düngemittel beispielsweise seien in Afrika sehr populär geworden. Ein großes Entwicklungshindernis auf dem Lande sei der Mangel an Krediten. Es sei aber schwierig, die Ärmsten mit Mikrokreditprogrammen direkt zu erreichen. Eine „nationale Vision“ sei gefragt, wie Landwirtschaft und Sozialleistungen den Menschen helfen könnten, allmählich Armut und Hunger zu überwinden.