Welternährungsorganisation Aus dem Teufelskreis der Armut entkommen

Als echte Hilfen zur Selbsthilfe sieht die Welternährungsorganisation staatliche Geldtransfers an arme Menschen und verneint damit vehement den Vorwurf Sozialleistungen machten abhängig oder lähmten.

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Länder mit hoher Arbeitslosigkeit und Inflation
Platz 21: FinnlandEs gibt keinen Grund, in Finnland zu leben. So zumindest sieht es der Kult-Regisseur Aki Kaurismäki ("Le Havre"). Die Inflation ist mit 0,3 Prozent zwar niedrig, aber 11,5 Prozent der Bevölkerung sind arbeitslos. Finnland ist stark exportabhängig, mehr als ein Drittel des BIP werden durch Exporte bestritten. Die schwächelnde Konjunktur in Europa setzte der finnischen Wirtschaft in den vergangenen Jahren zu.Quellen: Businessinsider.com, Reuters, dpa, AP Quelle: AP
Platz 20: ChileGleichauf mit Finnland liegt Chile in Sachen Inflation und Arbeitslosigkeit. Auch hier wird die Wirtschaft stark vom Export bestimmt; er macht rund 33 Prozent des BIP aus. Die Wirtschaft wuchs zuletzt so langsam wie seit vier Jahren nicht mehr. Quelle: dpa
Platz 19: BrasilienDie Arbeitslosigkeit liegt bei nur 4,9 Prozent, aber die Inflation beträgt derzeit 6,5 Prozent. Brasilien ist im zweiten Quartal 2014 trotz der Fußball-WM in eine Rezession gefallen. Das BIP der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas lag um 0,6 Prozent unter dem Vorquartal, wie das nationale Statistikamt IBGE mitteilte. Im ersten Quartal war ein Rückgang von 0,2 Prozent verzeichnet worden. Zwei Minusquartale in Folge gelten gemeinhin als Rezession. Brasilien war zuletzt während der internationalen Finanzkrise 2008 in eine Rezession gerutscht. Quelle: dpa
Platz 18: PolenEine Skulptur in Form eines Papierboots treibt an Warschau vorbei. In Polen sind 11,5 Prozent der Bevölkerung ohne Job. Die Inflation liegt derzeit bei 0,3 Prozent. Das Land leidet vor allem unter einem komplizierten Steuersystem und einer maroden Infrastruktur, sowohl bei Straßen als auch bei Schienen. Es wird erwartet, dass Polens Wirtschaft weiter schwächelt, da das Land von Import-Verboten Russlands betroffen ist. Polen ist Europas größter Apfelproduzent mit rund 2,5 Millionen Tonnen im Jahr und sucht nun dringend nach Lösungen, um dramatische Einkommensverluste für die Anbauer zu vermeiden. Quelle: dpa
Platz 17: IrlandDie Inflation ist mit 0,3 Prozent niedrig, 11,5 Prozent der Iren sind arbeitslos. Irland hatte 2010 das größte Defizit mit 32,4 Prozent vom BIP. Inzwischen konnte das Land das Euro-Rettungsprogramm verlassen und seine Neuverschuldung dank überraschend hoher Steuereinnahmen in diesem Jahr stärker drücken als erwartet. Das Defizit werde bei rund vier Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegen, sagte Finanzminister Michael Noonan am 3. September in Dublin. 2015 will Irland das EU-Defizitziel von drei Prozent wieder einhalten. Quelle: dpa
Platz 16: PhilippinenDie Preise auf den Philippinen steigen stark: Die Inflation lag zuletzt bei 4,9 Prozent. Zugleich sind 7 Prozent der Philippinos arbeitslos. Das Land kämpft, auch aufgrund wiederkehrender Naturkatastrophen, mit Infrastrukturproblemen. Die Weltbank hat ihre Wachstumsprognose für die Philippinen erst im August gesenkt. Für 2014 rechnet das Institut nun noch mit einem Wachstum von 6,4 Prozent, für 2015 von 6,7 Prozent. Die Weltbank machte für die Senkung die schleppende Wirtschaft im ersten Quartal 2014 nach den Zerstörungen durch den Taifun „Haiyan“ verantwortlich. Zudem seien im zweiten Quartal die Staatsausgaben verlangsamt und die Geldpolitik in den ersten sieben Monaten verschärft worden. Allerdings bleibe das Land weiter eines der am schnellsten wachsenden Länder Ostasiens, hieß es. Quelle: dpa
Platz 15: Russland4,9 Prozent der Bevölkerung haben keinen Job, die Inflation liegt bei 7,5 Prozent. Im Sog der Ukraine-Krise schrumpfte die russische Wirtschaft 2014 stärker. Das BIP verringerte sich im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,2 Prozent. Damit fiel das Minus doppelt so groß aus wie im Juni. Der Westen hat Sanktionen gegen Russland verhängt. Er wirft der Regierung in Moskau vor, sich nicht wie zugesagt um eine Entspannung der Lage im Osten der Ukraine zu bemühen. Dort kämpfen prorussische Separatisten gegen die ukrainische Armee. Im Zuge der Krise hat die russische Währung Rubel massiv an Wert verloren und sich die Kapitalflucht aus dem Land verstärkt. Quelle: dpa

Öffentliche Sozialleistungen sind nach Ansicht der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) ein wirksames Mittel gegen Armut und Hunger in der Welt. In ihrem am Dienstag in Rom vorgestellten Jahresbericht wendet sich die Welternährungsorganisation gegen die Annahme, dass staatliche Hilfen Eigeninitiative lähmten und zu mehr Abhängigkeit führten. Da solche Hilfen den Empfängern das Existenzminimum sicherten, böten sie ihnen auch die Chance zu wirtschaftlicher Entfaltung, heißt es in dem Bericht.

Die Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen für das Jahr 2015

„Sozialprogramme sind wirksam bei der Verringerung von Armut und Hunger. 2013 halfen Sozialleistungen dabei, 150 Millionen Menschen aus der extremen Armut zu führen“, schreibt die FAO in ihrem Bericht. Solche Programme hätten sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten schnell ausgebreitet. In den Entwicklungs- und Schwellenländern erhielten insgesamt rund 2,1 Milliarden Menschen, also ein Drittel der Bevölkerung, die eine oder andere Art staatlicher Hilfen. Die meisten Länder - selbst die ärmsten - könnten sie sich auch leisten, wenn wohlhabende Bürger und Unternehmen dort ausreichend Steuern zahlten.

Die FAO spricht von einem „Teufelskreis“ aus Hunger, schlechter Ernährung, schlechter Gesundheit, niedriger Produktivität und Armut, in dem viele Menschen gefangen seien. Wirtschaftswachstum alleine helfe ihnen da nicht heraus. Hier müssten Programme ansetzen, die die Ärmsten der Armen gezielt mit Geldtransfers oder Sachleistungen unterstützten oder ihnen Sozialversicherung und Ausbildung böten.

Die direkten Geldtransfers müssten aber auch mit Programmen zur Förderung der Landwirtschaft verknüpft werden. Viel zu selten werde beides miteinander koordiniert, schreibt die FAO. Subventionen für Düngemittel beispielsweise seien in Afrika sehr populär geworden. Ein großes Entwicklungshindernis auf dem Lande sei der Mangel an Krediten. Es sei aber schwierig, die Ärmsten mit Mikrokreditprogrammen direkt zu erreichen. Eine „nationale Vision“ sei gefragt, wie Landwirtschaft und Sozialleistungen den Menschen helfen könnten, allmählich Armut und Hunger zu überwinden.

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