Weltklimabericht Forscher und Politiker debattieren über Dokument

Vier Tage haben Forscher und Politiker Zeit. Dann soll der erste Teil des Weltklimaberichts an die Öffentlichkeit gehen. Bis dahin darf um Formulierungen gestritten werden – nicht aber um wissenschaftliche Aussagen.

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In dieser Woche soll die Kurzfassung des ersten Teils des Weltklimaberichts von den Regierungsvertretern verabschiedet werden. Quelle: dpa

Stockholm Am Montag hat in Stockholm das Ringen um die Kurzfassung des neuen Weltklimaberichts begonnen. Bis Donnerstag gehen Regierungsvertreter und Forscher des Weltklimarates IPCC Satz für Satz des Papiers durch, das die Kernpunkte des ersten von drei Teilen des Reports enthält. Dann sollen die Politiker ihre Zustimmung zu den Aussagen des wissenschaftlichen Dokuments geben.

„Der wissenschaftliche Inhalt wird aber nicht verändert“, versicherte Prof. Ulrich Cubasch, federführender Autor des Klimaberichts Teil 1, im Vorfeld des Verhandlungen. „Nur die Betrachtungsweise "Ist das Glas halb voll oder halb leer?" ist oft unterschiedlich.“ Der erste Teil des Reports behandelt auf rund 2000 Seiten die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels und schätzt ab, wie sich Temperaturen, Ozeane und Gletscher auf der Welt in Zukunft entwickeln könnten.

In einem jahrelangen Prozess haben Hunderte Wissenschaftler den neuen IPCC-Sachstandsbericht erstellt. „Ich kenne kein anderes Dokument, dass so oft überprüft wurde“, sagte Forscher Prof. Thomas Stocker von der Universität Bern bei der Eröffnung der Verhandlungen. „Deshalb ist es eine zuverlässige und unverzichtbare Quelle über den Klimawandel.“

Cubasch von der Freien Universität Berlin verteidigte die Vorgehensweise, dass der Report und auch die Zusammenfassung unter Ausschluss der Öffentlichkeit entstehen. „Ein Architekt möchte auch nicht, dass seine Arbeit schon im Rohbau von allen kommentiert wird.“ Aber zu der Rohversion habe jeder Experte etwas sagen können. Rund 55 000 Kommentare hat der Weltklimarat nach eigenen Angaben erhalten - darunter auch welche von Klimaskeptikern, sagte Cubasch. „Jeder Kommentar muss schriftlich beantwortet werden, und das ist schon eine Heidenarbeit.“

Nicht nur mit Skeptikern hätten die Forscher dieses Mal viel Arbeit gehabt, sagte Cubasch - „sondern auch mit Leuten, die meinen, dass wir die Erderwärmung nicht extrem genug dargestellt hätten, dass also alles viel schlimmer wird“, erläuterte er. „Wir werden von beiden Seiten bedrängt, was vielleicht zeigt, dass wir richtig liegen.“ Seriöse Klimaforscher, die abstreiten, dass der Mensch am Treibhauseffekt beteiligt ist, seien ihm jedoch nicht bekannt.

In dieser Woche soll die Kurzfassung des ersten Teils von den Regierungsvertretern verabschiedet werden, bevor sie am Freitag veröffentlicht wird. Die Zustimmung der Politik „bereitet die Bühne für ein gutes Ergebnis“ bei den Verhandlungen des UN-Klimasekretariats, sagte der IPCC-Vorsitzende Rajendra Pachauri zum Start der Gespräche. Teil 2 und 3 des Reports stellen die Forscher im Frühjahr 2014 vor.

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