Weltraum-Bergbau Luxemburg erarbeitet Space-Gesetz

Mit „Science Fiction“ hat es nichts zu tun: Luxemburg will beim Weltraum-Bergbau die Nase vorn haben. Jetzt hat es ein Gesetz erarbeitet, das Firmen beim Abbau von außerirdischen Bodenschätzen Rechtssicherheit gibt.

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Die von Planetary Resources veröffentlichte Illustration zeigt ein Raumschiff, das sich einem erdnahen Asteroiden nähert. Luxemburg will beim Weltraum-Bergbau die Nase vorn haben. Quelle: dpa

Luxemburg Das kleine Luxemburg denkt ganz groß. Es will mit dem Abbau kostbarer Bodenschätze auf Asteroiden zu Europas Top-Weltraumnation werden. Und auch weltweit vorne mitspielen.

Dieser Plan nimmt Formen an: Die Regierung hat jetzt ein Gesetz vorgelegt, das Forschern und Investoren Rechtssicherheit über das Eigentum an Material aus dem Weltall gibt. Es sei das erste derartige Gesetz in Europa: „Wir beanspruchen keine Souveränität über irgendwelche Himmelskörper“, sagte Luxemburgs Wirtschaftsminister Etienne Schneider. Es gehe darum, einen sicheren Rechtsrahmen für Investitionen in künftige Milliardenprojekte zu schaffen.

Wie viele Jahre es dauern könnte, bis wertvolle Materialien von Asteroiden zur Erde gebracht werden können, kümmert Schneider nicht: „Es ist wichtig, diese ganze Forschung und Entwicklung nach Luxemburg zu bekommen.“ Die beiden Hauptakteure auf dem Markt sind schon da: Die US-Unternehmen Deep Space Industries (DSI) und Planetary Resources (PR) haben ihre Europa-Niederlassungen in Luxemburg eröffnet: „Sie stellen schon Personal ein.“ Der luxemburgische Staat ist gerade zum Teilhaber am PR-Mutterhaus in den USA geworden. Und 20 weitere Unternehmen aus aller Welt hätten schon die Fühler ausgestreckt und Interesse bekundet.

Die vom kleinen EU-Staat ins Leben gerufene Initiative „Space Resources“ will Rohstoffe von erdnahen Himmelskörpern – Metalle und Mineralien, aber auch Wasser – abbauen. Sie sollen vor allem im All für die Raumfahrt genutzt werden und eine „neue Weltraumindustrie“ möglich machen. Beispielsweise hofft man, Wasserstoff und Sauerstoff als Treibstoff für Raumfahrzeuge im All gewinnen oder Astronauten mit auf Asteroiden gefundenem Wasser versorgen zu können.

Nach Ansicht von Experten schlummern Milliardensummen in Gesteinen im All. Asteroide zum Beispiel weisen eine sehr hohe Konzentration von Edelmetallen wie Platin sowie Seltenen Erden auf, die in vielen Schlüsseltechnologien zu finden sind. Luxemburgs Regierung stößt den Weltraum-Bergbau zunächst mit 200 Millionen Euro an.

Die Weltall-Bergleute begeben sich bei ihrer Mission nicht nur technisch, sondern auch juristisch auf weitgehend unbekanntes Terrain. Bisher gibt es nur den UN-Weltraumvertrag von 1967 – als Asteroiden-Bergbau noch „Science Fiction“ war. Darin steht, dass sich kein Land die Rechte an Himmelskörpern sichern darf; dass aber die zivile Nutzung des Weltraums und Forschung erlaubt sind.

Der Luxemburger Rechtsprofessor Jean-Louis Schiltz erinnerte daran, dass schon im späten 19. Jahrhundert das französische Recht festgehalten habe, dass zwar niemand einen Besitzanspruch auf die hohe See habe, aber der Fischer Eigentümer des aus dem Meer gezogenen Fisches werde. „Man kann Eigentum an Ressourcen im Weltraum erwerben – genau so wie am Fisch“, fasste er zusammen.

Luxemburgs Premierminister Xavier Bettel hat angekündigt, innerhalb der nächsten drei Jahre solle eine erste Erkundungsmission starten. Das Land mit 550.000 Einwohnern hat bereits Weltraumerfahrung. Der heute weltweit führende Satellitenbetreiber SES wurde 1985 mit staatlicher Hilfe in Luxemburg gegründet.

2015 hatten die USA bereits ein Gesetz verabschiedet, mit dem das Recht für US-Bürger zur kommerziellen Nutzung von Gesteinen im All festgeschrieben wurde. Die Luxemburger legten nun fest, was nötig ist, um Abbau-Lizenzen für Missionen zu bekommen: Ein Firmensitz in Luxemburg, eine kleine Gebühr (Schneider: „Wir haben noch nicht über die Höhe entschieden“), ein wirtschaftliches und kein militärisches Interesse und Verpflichtungen, den Himmelskörper nicht zu verschmutzen.

„Es geht hier um eine globale Herausforderung und andere Staaten sollten sich beteiligen“, sagte Wirtschaftsminister Schneider. In der nächsten Woche werde er mit seinem deutschen Kollegen Sigmar Gabriel (SPD) über das Thema sprechen.

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