Weltwirtschaft Chinas Unternehmen fehlen Fachkräfte

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Noch immer wird in Chinas Hörsälen großer Wert auf pures Auswendiglernen gelegt. Kritisches Hinterfragen, Kreativität, interdisziplinäres Denken und Flexibilität, die in global agierenden Organisationen heute gefordert sind, findet man kaum. Dazu kommt: Viele Studiengänge in China sind zu spezialisiert. So studieren viele junge Chinesen etwa vier Jahre lang Buchführung, sprechen anschließend aber kaum ein Wort Englisch. Ähnliches gilt für das Modefach Informatik. Auch für große chinesische Unternehmen sind diese Leute kaum zu gebrauchen.

Mangelhafte Qualifikation

Für den von der Regierung angestrebten Umbau der Wirtschaft ist die mangelhafte Qualifikation vieler Hochschulabsolventen ein großes Problem. Nach dem Willen Pekings soll China künftig nicht mehr nur vom Export billiger Textilien, Schuhe oder Spielzeug leben. Vielmehr will die Regierung das Land zu einer wissensbasierten Dienstleistungswirtschaft umbauen. Forschungsintensive Industrien wie der Flugzeugbau, erneuerbare Energiegewinnung oder die Fertigung von Medizingeräten sollen das Wachstum treiben. Als Staats- und Parteichef Hu Jintao Anfang des vergangenen Jahrzehnts das Ruder übernahm, erhob er die „wissenschaftliche Entwicklung“ des Landes neben der „harmonischen Gesellschaft“ zum Mantra seiner Amtszeit. An vielen chinesischen Hauswänden hängen rote Banner und fordern die Bürger zum Mitmachen bei der Entwicklung zur High-Tech-Nation auf.

Von der KP gegängelt

Doch mit Propaganda kann China die Fachkräftelücke nicht schließen. Damit Chinas Unternehmen auf Dauer in Industrien mit höherer Wertschöpfung vorstoßen, muss das Land sein Bildungssystem modernisieren. Bisher können allenfalls einzelne Abteilungen chinesischer Top-Hochschulen wie etwa der Peking-Universität oder Tsinghua im Wettbewerb mit amerikanischen Top-Unis mithalten. Die meisten Hochschulen haben kaum Freiräume und werden von der Kommunistischen Partei gegängelt.

Allerdings gibt es derzeit kaum Hinweise auf Reformen. So haben viele chinesische Universitäten in letzter Zeit ihre Aktivitäten beim Austausch mit Hochschulen im Ausland reduziert. Darüber hinaus müssen sich die Unis seit Kurzem wieder verstärkt dem Ideologieunterricht widmen. So wollen es die derzeit dominierenden Hardliner in Peking. Die renommierte Peking-Universität etwa bietet wieder Kurse für junge Leute mit „verstörten Gedanken“ an – gemeint sind regierungskritische Studenten.

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