Weltwirtschaft Es wird nicht besser

Die Konjunkturexperten der OECD blicken skeptisch auf die Weltwirtschaft: Die Organisation senkt ihre Prognosen. Auch für Deutschland malt die OECD für das kommende Jahr ein düsteres Bild.

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Die OECD blickt für das nächste Jahr etwas skeptischer auf die Konjunktur in Deutschland. Das Bruttoinlandsprodukt werde nur um 1,3 Prozent zulegen und nicht wie zuletzt erwartet um 1,5 Prozent. Quelle: dpa

Berlin OECD-Direktor Christian Kastrop ist sich bei der neuen Wirtschaftsprognose für nächstes Jahr sicher: Es wird nicht besser. Auch für Deutschland: Das Bruttoinlandsprodukt werde 2017 nur um 1,5 Prozent zulegen, teilte die Industriestaaten-Gruppe am Mittwoch in ihrem aktualisierten Wirtschaftsausblick mit. Das sind 0,2 Punkte weniger als bisher erwartet.

Damit stützt die OECD in Deutschland eher die Pessimisten unter den Konjunkturbeobachtern: Zuletzt hatten das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und das Handelsblatt-Research-Institut 1,0 beziehungsweise 1,1 Prozent Wachstum für 2017 vorausgesagt, während das RWI mit 1,7 Prozent optimistischer ist.

Einig sind sich alle Konjunkturauguren allerdings, dass in diesem Jahr die Wirtschaft hierzulande besser läuft als bisher erwartet: 1,8 Prozent sagt jetzt auch die OECD voraus – und ist damit etwa auf einer Linie mit den deutschen Wirtschaftsforschungsinstituten. „Bisher sieht die wirtschaftliche Lage in Deutschland noch gut aus“, so Kastrop.

Allerdings fügt er ein Aber hinzu: Inzwischen sei Deutschland etwas selbstzufrieden geworden. Bisher profitiere das Land noch sehr von den Strukturreformen der rot-grünen Regierung. In digitales Breitband und in Bildung müsste Deutschland jetzt aber mehr investieren. Das Steuersystem sei nicht besonders mittelschichtfreundlich: „Da herrscht Handlungsbedarf“, fordert Kastrop somit eine Einkommensteuersenkung, damit in Zukunft der Konsum stark bleiben kann.

Die schlechteren Aussichten für 2017 hängen allerdings großenteils mit Entwicklungen außerhalb Deutschlands zusammen. Die Welthandelsintensität ist seit 2014 so schwach wie nie zuvor. 2016 und 2017 werde weltweit die Wirtschaft nur um um 2,9 Prozent bzw. 3,2 Prozent wachsen, erwartet die Organisation. Die Prognose für die USA 2016 senkte die OECD spürbar auf 1,4 von zuvor 1,8 Prozent.

Der britischen Wirtschaft traut die OECD im nächsten Jahr nur noch ein Plus von einem Prozent zu: Vor dem Brexit-Referendum im Juni hatten die Ökonomen noch mit einem doppelt so hohen Wachstum gerechnet. Zwar habe die Abwertung des Pfunds um zehn Prozent geholfen, die britische Wirtschaft über den Sommer wieder etwas zu stabilisieren. „Weitere negative Effekte auf die Euro-Zone sind aber 2017 wahrscheinlich“, heißt es in dem Bericht.

Wie auch die deutschen Wirtschaftsforscher tut sich die OECD schwer, die Weltwirtschafts-Risiken oder den Brexit-Faktor wirklich zu berechnen. China sei ein großes Fragezeichen, so Kastrop. Wird dort das Umsteuern von Billig-Exporten auf Binnenkonsum wirklich ohne große Verwerfungen funktionieren? Man wisse es nicht. Für Europa bleiben die Unsicherheiten darüber, wie das Verhältnis zwischen Großbritannien und der EU tatsächlich gestaltet wird.

Die lockere Geldpolitik wiederum, die nach der Krise die Wirtschaft zunächst am Laufen hielt, führe auf Dauer zu Verwerfungen an den Finanzmärkten: Niedrigzinsen und steigende Immobilienpreise bergen das Risiko neuer Blasen, die irgendwann platzen könnten. Die Empfehlung der OECD an die Regierungen bleibt dieselbe wie in den vergangenen Jahren: Sie sollten die Niedrigzinsphase für Investitionen nutzen, um das Wachstum zu steigern. Schwerpunkte könnte etwa mehr Geld für Infrastruktur, Arbeitsmarktprogramme, Bildung und Forschung sein.

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