Weltwirtschaft Warum Osteuropa die Euro-Einführung verschiebt

Polen, Tschechien und Ungarn schieben den Beitritt zur Euro-Zone auf die lange Bank. Die Griechenland-Krise hat sie gelehrt, welche Vorzüge flexible Wechselkurse haben können.

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Polens Ministerpräsident Quelle: REUTERS

Tschechien hofft auf den Fürsten. Karel Schwarzenberg, der jüngst mit seiner frisch gegründeten Partei TOP 09 den dritten Platz bei der Parlamentswahl schaffte, gilt als geschickter Vermittler und Verhandler. Jetzt wird er Außenminister in einer Mitte-rechts-Koalition, die das Land aus dem politischen Chaos führen soll. Auch das in Tschechien überschaubare Lager der Euro-Befürworter stellt hohe Erwartungen an den Adeligen. Der 72-Jährige gilt als wackerer Europäer, der sein Land lieber heute als morgen in die Euro-Zone schicken würde.

Ob es ihm gelingt, Tschechien gegen den Willen des Präsidenten und glühenden EU-Gegners Václav Klaus (Václav Klaus: Der Euro ist gescheitert) auf Euro-Kurs zu bringen, steht dennoch in den Sternen. Denn nicht nur die Tschechen sträuben sich gegen den Euro. Reihum verschieben die Regierungen in Mittel- und Osteuropa (MOE) ihre Beitrittsdaten nach hinten.

Zloty und tschechische Krone

Nie war die Euro-Skepsis in der Region so groß wie derzeit. Finanzkrise und Griechenland-Kollaps haben den Regierungen in Warschau, Prag und Budapest die Vorteile einer flexiblen Währung vor Augen geführt.

Raus aus der Krise

„Die MOE-Länder erholen sich schnell von der Krise, wogegen der Euro-Raum auf absehbare Zeit schwach bleiben wird“, sagt Gunter Deuber von Deutsche Bank Research. Die Risiken einer eigenen Geldpolitik außerhalb des Euro-Raums seien überschaubar, denn „Wechselkursschwankungen lassen sich heutzutage gut kontrollieren“. Die EZB-Politik dürfte den geldpolitischen Zielen der MOE-Notenbanken sogar widersprechen, meint Deuber: „In Polen dürfte noch in diesem Jahr die Diskussion über Zinserhöhungen beginnen. Davon sind wir im Euro-Raum noch eine ganze Ecke entfernt.“

Auch ohne Euro befreien sich die Volkswirtschaften Osteuropas aus der Krise: Polen hat im ersten Quartal dieses Jahres ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von drei Prozent hingelegt. Allein im Mai stieg die Industrieproduktion des Landes um 9,9 Prozent gegenüber dem Vormonat. Bereits das Krisenjahr 2009 hatte Polen als einziger EU-Staat mit einem respektablen BIP-Plus von 1,7 Prozent abgeschlossen.

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