Weltwirtschaftsforum Davos Wie die Schweiz sich für den „Trump-Sturm“ rüstet

Erstmals seit 18 Jahren besucht ein US-Präsident das Weltwirtschaftsforum in Davos. Die Vorbereitungen für den Besuch Donald Trumps laufen in der Schweiz auf Hochtouren. Wo bekommt er seine geliebten Cheeseburger?

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WEF Davos: Wie die Schweiz für den US-Präsidenten rüstet Quelle: Reuters

Zürich Seit Donald Trump seinen Besuch beim Weltwirtschaftsforum in Davos angekündigt hat, ist es mit der Beschaulichkeit im Alpenland vorbei. „Der Trump-Sturm erreicht die Schweiz“, warnt der „Tages-Anzeiger“. Und der „Blick“ fragt: „Kommt es zum Ausnahmezustand am Züricher Flughafen?“

Die Schweizer diskutieren über den Besuch des Präsidenten wie eine Familie, deren Partypläne plötzlich vom Besuch des exzentrischen Onkels aus den USA über den Haufen geworfen werden. Die Ausrichtung des Weltwirtschaftsforums, bei dem sich die Reichen und Mächtigen aus aller Welt ein Stelldichein geben, ist für das kleine Land ohnehin eine logistische Herausforderung. Und jetzt auch noch Trump: Wie lange wird er bleiben, wo kann er schlafen – und vor allem: Wo gibt es die Cheeseburger, ohne die er schlechte Laune bekommt?

Der amtierende US-Präsident wird routinemäßig nach Davos eingeladen, und genauso routinemäßig sagt er normalerweise ab. Mit einer Ausnahme: Im Jahr 2000 landet Bill Clinton in Zürich, mit 350 Bodyguards und mehr als 150 Mitarbeitern. Mit einem eigens eingeflogenen „Black Hawk“-Helikopter lässt Clinton sich nach Davos fliegen, wo er eine flammende Rede für den freien Handel hält. Zurück geht es wegen des Schneetreibens mit der Limousine. Clinton besteht auf einem Zwischenstopp. Und so ordert der mächtigste Mann der Welt an einer Raststätte im Glarnerland ein Stück Pizza mit Salami, Schinken und Sardellen.

Dass nun wieder ein US-Präsident nach Davos kommt, ist für das WEF und dessen Übervater Klaus Schwab ein Coup. Auch der schweizerische Bundesrat begrüßte Trumps Visite – obwohl sie nicht einer gewissen Ironie entbehrt. Schließlich trifft Trump in Davos genau jene globale Elite, die seine Wähler hassen. Und auch auf multilaterale Vereinbarungen gibt er nicht viel, solange sie nicht seiner Devise „America First“ entsprechend den amerikanischen Interessen dienen. Dabei lautet das Motto des diesjährigen WEF-Gipfels „Für eine gemeinsame Zukunft in einer zersplitterten Welt“. Das wirkt fast so, als kündige sich der Chef eines Atomkraftwerks zur Castor-Blockade an.

Proteste gegen Trump deuten sich an

Nicht nur deshalb könnte Trumps Stelldichein für Turbulenzen sorgen. Die Zeiten, in denen massiv und mitunter gewalttätig gegen das Weltwirtschaftsforum protestiert wurde, sind zwar vorbei. Aber jetzt könnte der US-Präsident die Gegner mobilisieren. Die schweizerischen Jusos fordern die Landesregierung dazu auf, den US-Präsidenten erst gar nicht einreisen zu lassen. Und Sozialisten haben bereits eine Demo unter dem Motto „Trump not Welcome!“ angekündigt. Auch andere Aktivisten bringen sich in Stellung.

Nach Davos selbst dürften sie kaum durchkommen: Der Ferienort verwandelt sich für das WEF alljährlich in eine Festung. Tausende Sicherheitskräfte sichern die Veranstaltung ab. Sogar das kleine Fürstentum Liechtenstein sendet Unterstützung. Im vergangenen Jahr waren allein fast 5000 Armeeangehörige und 1000 Polizisten im Einsatz. Dazu kommen die Sicherheitskräfte aus Trumps Entourage.

Im Spital Davos habe sich eine US-Vorhut angekündigt, um die Ausstattung in Augenschein zu nehmen, sagte Krankenhauschef Hans-Peter Wyss im Fernsehen. Das Hotel des US-Präsidenten dürfte Schweizer Medienberichten zufolge das Intercontinental in Davos werden.

Trumps Besuch ist auch unter den Gästen des WEF das bestimmende Thema: Manche Teilnehmer freuen sich auf die Chance, womöglich den mächtigsten Mann der Welt zu treffen. Bei anderen hält sich die Begeisterung in Grenzen. „Das wird jetzt alles noch komplizierter“, ächzt ein Manager, der regelmäßig an Davos teilnimmt.

Außenminister muss die Zimmer räumen

Das fängt schon damit an, dass sämtliche Hotels in dem Skiort längst ausgebucht sind. Trump könnte für einen kurzen Auftritt aus Zürich eingeflogen werden – oder jemand anders muss seine Zimmer räumen. Laut „Bloomberg“ müssen Außenminister Rex Tillerson und Energieminister Rick Perry ihre Suiten vorzeitig verlassen, um für Trumps Delegation Platz zu machen.

Die Davoser reagieren auf den Trubel bislang ziemlich gelassen. In der Boulevardpresse bieten sie dem Präsidenten schon mal ihre Dienste an: „Trump kann zu uns in die Skischule kommen“, lässt ein Skilehrer wissen. Und ein Souvenirverkäufer verrät, dass er Trump ein „Friedens-Alphorn“ schenken möchte.

Doch ein Problem bleibt. Der mächtigste Mann der Welt gilt als Fastfood-Liebhaber. Der Journalist Michael Wolff schreibt in seinem Enthüllungsbuch „Fire and Fury“, dass Trump Fernsehen schaut und dabei Cheeseburger von McDonalds verdrückt. Das könnte in Davos schwierig werden. Die nächste McDonalds-Filiale liegt viele Täler entfernt. Und an der Autobahn von Zürich nach Davos gibt es nur eine Filiale, die aber auf der falschen Fahrbahnseite liegt. Weshalb die Boulevardpresse mutmaßt, dass sich Trump die Cheeseburger womöglich mit dem Helikopter einfliegen lässt.

Früher gab es auch in Davos eine McDonalds-Filiale, die bei Protesten attackiert wurde. Doch die hat dichtgemacht: Es heißt, es habe zu wenig Nachfrage gegeben.

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