Die Themen sind breiter, als das Leitmotto vermuten lässt
Man darf sich vom jährlichen Übermotto nicht täuschen lassen – das Hauptthema gibt traditionell eher einen ungefähren Eindruck der behandelten Themen. In der Vergangenheit wurden gerne Allgemeinplätze a la „Die Welt ist schlimm, wir schaffen es aber“ formuliert.
Dass das Thema dieses Jahr ungewöhnlich konkret benannt wurde, soll da nicht weiter irritieren. Zudem sich die großen Sitzungen und Treffen ohnehin entlang der internationalen Krisenagenda hangeln: Die Chefin des Internationalen Währungsfonds Christine Lagarde etwa spricht über die Krise in China, der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck sowie die Regierungschefs aus Frankreich oder Schweden über die Flüchtlingskrise, UBS-Präsident Axel Weber über das versiegende Weltwirtschaftswachstum oder Deutsche Bank-Chef John Cryan über die Krisen des Finanzgewerbes. Alles abgedeckt also.
Der Pharma-Konzern Merck hat es sogar geschafft, das Thema „Moonshots“ (also bahnbrechende Neuerfindungen) gegen Krebs auf die Tagesordnung zu schmuggeln.
Nicht das offizielle Programm, die Hinterzimmer entscheiden
Sehr zum Ärger von WEF-Organisator Klaus Schwab gilt: Entscheidend ist neben dem Platz. Das offizielle Programm aus 250 Diskussionen und Work-Shops ist vor allem zum staunen, gucken und Alphatierchen bewundern. Entscheidender ist, was sowohl politisch als auch pekuniär auf den Gängen des Kongresszentrums, in den Suiten der vielen Davoser Hotels oder den inoffiziellen Parties besprochen wird. Deswegen muss man das von den aktuellen Krisen losgelöste Motto des Rummels gar nicht so ernst nehmen.
Hier kommt zusammen, was sonst nicht zusammen findet
Ob nun womöglich Saudi Arabiens Außenminister auf seinen iranischen Kollegen trifft oder Uber-Chef Travis Kalanick auf jene europäischen Politiker und Beamten, die seinem Geschäftsmodell das Leben schwer machen – Davos führt noch immer Herren (leider fast ausschließlich) zusammen, die sonst nur selten miteinander sprechen, obwohl sie sich mutmaßlich einiges zu sagen haben.
Größte Volkswirtschaften 2013 - 2028
2013
Kanada
1,8 Billionen Dollar
2028
Kanada
3,7 Billionen Dollar
Quelle: CEBR. Angaben beziehen sich auf das geschätzte Bruttoinlandsprodukt
2013
Italien
2,1 Billionen Dollar
2028
Mexiko
3,7 Billionen Dollar
2013
Russland
2,1 Billionen Dollar
2028
Russland
4,1 Billionen Dollar
2013
Brasilien
2,2 Billionen Dollar
2028
Großbritannien
4,3 Billionen Dollar
2013
Großbritannien
2,65 Billionen Dollar
2028
Deutschland
4,3 Billionen Dollar
2013
Frankreich
2,7 Billionen Dollar
2028
Brasilien
5,1 Billionen Dollar
2013
Deutschland
3,6 Billionen Dollar
2028
Japan
6,4 Billionen Dollar
2013
Japan
5 Billionen Dollar
2028
Indien
6,6 Billionen Dollar
2013
China
8,9 Billionen Dollar
2028
USA
32,2 Billionen Dollar
2013
USA
16,7 Billionen Dollar
2028
China
33,5 Billionen Dollar
Man muss nicht wie Roland Berger – Chef Charles-Edouard Bouée gleich das kitschige Jahrmarkt-Bild aufgreifen, um zu teilen, was ein Dax-Chef zur Rechtfertigung für den Gipfel-Trubel sagt: „Hier treffe ich in drei Tagen Menschen, für die ich sonst Monate lang auf Reisen wäre.“