Weltwirtschaftsforum Die Weltretter von Davos

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Wer hier nicht isst, ist nicht

Die zehn größten Euro-Lügen
Ex-EZB-Chef Jean-Claude Trichet Quelle: dpa
Wolfgang Schäuble Quelle: dpa
Giorgios Papandreou Quelle: dpa
Wolfgang Schäuble Quelle: dapd
Chef der Eurogruppe Jean-Claude Juncker Quelle: dapd
Angela Merkel mit Draghi Quelle: dapd
Mariano Rajoy Quelle: REUTERS

Für Henkel-Chef Kaspar Rorsted ist daher Davos „der beste Ausbildungsplatz weltweit“. Nirgendwo könne man in so kurzer Zeit so viele Entscheidungsträger treffen und sich nebenbei über die jeweiligen kontinentalen Machtverschiebungen schlau machen. Denn die Iranischen Machthaber reden ja nicht nur auf der Bühne. Dahinter und davor und danach finden die vielen Gespräche in immer neuen Zirkeln und Runden statt, in denen letztlich die Grundlage für die nächsten globalen Investitionsrunden gelegt werden. „Besuchen Sie unser Land, überzeugen Sie sich von den Chancen, die sich Ihnen hier bieten“, wirbt Rohani – als einer von Vielen.

Und so taktet nicht nur Rorsted seine Davoser Tage durch wie die Agenda einer Vorstandssitzung: Jeden Tag 20 Gespräche und am Abend ist ein Dinner oder eine Party für jeweils einen Halb-Kontinent dran: Freitag mit Gesprächspartnern aus den USA, Donnerstag Naher Osten, und am Mittwoch war es zu Beginn ein Treffen mit allen deutschen Bossen. Dazu lädt der Stahlindustrielle und frühere RWE-Chef Jürgen Grossmann ein, auch einer der legendären Davosianer. Seine Meeresfrüchtetafel in den Bergen ist berühmt, der Ingwerschnaps bringt Veronika Ferres zum Erstickungsanfall und seine Herzlichkeit die zerbrochene Deutschland AG wenigstens für einen Abend wieder ins Leben zurück. Soviel Dax wie Grossmann bringt sonst nicht einmal die Bundesregierung an einen Tisch. Wer hier nicht isst, ist nicht.

In früheren Jahren bat am Morgen nach dem Grossmann-Dinner der Bundeswirtschaftsminister zu Tisch. Unauffällig wurde da Wirtschaftspolitik koordiniert, erinnern sich Teilnehmer. Die neue Bundesregierung dagegen fremdelt noch mit Wirtschaft und Davos. Dabei war in den vergangenen Jahren Deutschland gefeiert worden als Wirtschaftsmotor und letzte verbliebene Gestaltungsmacht Europas. Heuer - Leerstelle. Die Bundeskanzlerin weilt lieber in Meseberg als in den Schweizer Bergen, sie schickt ihren Wirtschafts- und Entwicklungsminister. Die neue Bundesregierung wirkt, als ob sie sich selbst genügt und sich gleichzeitig peinlich ist und daher erst gar nicht mehr versucht, ihr Handeln zu erklären. Tatsächlich herrscht in der via Davos vermittelten Weltöffentlichkeit Kopfschütteln über die Rente mit 63 Jahren. Denn weltweit altert die Bevölkerung, und die deutsche Rente mit 67 galt als Beispiel für weitsichtige und nachhaltige Politik. Und jetzt zurück in die Vergangenheit?

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