300 Millionen Jugendliche sind weltweit arbeitslos, und immer wieder wurde die Frage gestellt, wieso das denn ausgerechnet in Deutschland anders ist. Jetzt Erstaunen über die
neue deutsche Rückkehr zum blockierten Arbeitsmarkt, indem mit Mindestlöhnen Jugendlichen den Zugang verweht wird. Und angesichts weltweit sinkender Energiepreise und einer ungeheuren Attraktionskraft der USA als neu-alter industrieller Standort mit preiswerten Energien globale Verblüffung über die ebenso hilflose wie halbherzige, globale Trends ignorierende Energiepolitik in Deutschland. Die Groko duckt sich zu Recht weg, sagt Dennis J. Snower vom Institut für Weltwirtschaft Kiel, denn Nabelschau, gestrige Konzepte und Wirklichkeitsverweigerung sind kein globaler Exportartikel. Der britische Premier David Cameron wirbt energisch dafür, dass Europa seine Chancen nicht verspielen möge. Mehr Flexibilität bringe Wachstum und Jobs, nicht immer mehr Gesetze und Vorschriften aus Brüssel. Das gelte insbesondere auch in der Energiepolitik. „Wir dürften nicht vorschnell, Fracking verteufeln. Lasst uns analysieren, wie groß die Chancen und Risiken sind“, fordert er.
Eher unwillig verteidigt Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble den Kurs der Bundesregierung. In vier Jahren, sagt er, seien die heutigen Partner wieder Hauptkonkurrenten und politische Aktionen wie die gewaltige Umverteilung ohnehin selten nachhaltig. Nehmt es nicht zu Ernst, ist seine Botschaft. Schäuble, der alte Fahrensmann der Politik, hat Geduld. Hoffentlich die Weltwirtschaft auch.
Aber verbessert sich der Zustand der Welt durch diese Mechanismen der Meinungsbildung mit sofortiger medialer Umsetzung? Wer die Frage so stellt wie nach einem religiösen Erlösungsversprechen erhält ein Nein. Wie auch anders? Den einen roten Knopf, der alle Sorgen beseitigt, die eine, und dann bitte auch noch einfache Weltformel gibt es nicht. Aber darüber reden und voneinander lernen hilft schon und verbessert die Lage der Welt. Und wahrscheinlich ist das das eigentliche Geheimnis von Davos und der ständig wachsenden Teilnehmerschaft aus der nur schnatternden oder tatsächlich entscheidenden Elite der Welt: Diesen verletzlichen blauen Planeten nicht mehr nur aus einer Perspektive zu sehen, sondern aus vielen, auch widersprechenden; die eigenen Argumente zu messen und zu testenden anderen und sich verblüffen zu lassen über noch nie gehörte Ansätze in Forschung und Wissenschaft: das verbessert die Welt. Vielleicht kriegt WEF-Gründer Klaus Schwab ja doch noch den Friedensnobelpreis; der ging jedenfalls schon an Menschen mit weit geringerer Wirkung.