Wikileaks und die Email-Affäre Hillary Clinton versucht es mit Ironie

Wikileaks hat Dokumente über den Wahlkampf von Hillary Clinton veröffentlicht. Die Papiere belegen auch den Versuch des Wahlkampfteams, die E-Mail-Affäre durch gezielten Einsatz von Ironie ins Lächerliche zu ziehen.

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Von Wikileaks veröffentlichte Strategiepapiere belegen, dass Hillary Clinton auf Anraten ihres Teams versuchte, ihre E-Mail-Affäre bewusst lächerlich zu machen und die politische Wirkung des Skandals dadurch zu schwächen. Quelle: dpa

Washington Hillary Clintons Wahlkampftruppe schreckt nicht vor dem strategischen Einsatz von Ironie zurück. Die Internetplattform Wikilieaks enthüllte der Weltöffentlichkeit, dass die demokratische Präsidentschaftskandidatin im August 2015 in einer Rede auf Anraten ihrer Helfer den Instant-Messaging-Dienst Snapchat empfohlen hat. „Ich liebe das“, sagte Clinton damals in Iowa in Anspielung auf ihre E-Mail-Affäre. „Diese Botschaften verschwinden von selbst.“

Zuvor hatte das Wahlkampfteam eine Weile überlegt, ob es sinnvoll sei, Witze über die E-Mail-Affäre der Kandidatin zu machen, wie aus bei Wilikleaks veröffentlichten Dokumenten hervorgeht, die von Clintons Wahlkampfchef John Podesta stammen sollen. Clinton hat in ihrer Zeit als US-Außenministerin dienstliche E-Mails über einen privaten Server laufen lassen und muss sich deshalb immer wieder den Vorwurf anhören, gegen Sicherheitsbestimmungen verstoßen zu haben.

Kurz nach Bekanntwerden des Falls im März 2015 ventilierte Clintons Pressechefin Jennifer Palmieri den bei Wikileaks veröffentlichen E-Mails zufolge die Idee, die Sache durch ironische Bemerkungen ein wenig ins Lächerliche zu ziehen. Der Gedanke stieß zunächst auf Zustimmung.

Andere Berater warnten aber, man wisse ja selbst nicht, was in den E-Mails stehe. „Vielleicht ernten wir heute Abend einen großen Lacher und bedauern es, wenn der Inhalt der E-Mails veröffentlicht wird“, gab Clinton-Beraterin Mandy Grundwald zu Bedenken. Verworfen wurde dann auch die Idee, der E-Mail-Affäre durch Scherze auf dem satirischen Gridiron Club Dinner von Journalisten und Politikern die Spitze zu nehmen.

Fünf Monate später bat der Chef von Clintons Redenschreibern, Dan Schwerin, dann aber doch um Ideen für einen Witz, den Clinton in Iowa über ihre E-Mails machen könne.

Wikileaks veröffentlicht immer wieder Dokumente, die bei einem Hackerangriff auf Podestas E-Mail-Konto erbeutet worden sein sollen. Die Demokraten haben die Echtheit weder bestätigt noch dementiert. Podesta warnte jedoch, der Inhalt könne verändert worden sein, um Clinton in ein schlechtes Licht zu rücken.

Auch auf die Wikileaks-Veröffentlichungen selbst reagierte Clinton mit Ironie. Auf dem traditionsreichen Wohltätigkeits-Dinner der Alfred E. Smith Gedächtnisstiftung, wo sie eine humorige Ansprache zu halten hatte, sagte die Demokratin am Donnerstag, sie habe einige für ihre Rede geplante Scherze wieder verworfen, weil sie ihr zu gewagt erschienen seien. Welche das waren, könnten sie Zuhörer sicher bald bei Wikileaks nachlesen.

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