„In den USA sind Daueraufträge eher unbekannt“, bestätigt Martin Richenhagen. „Jeder Amerikaner verbringt jede Woche ein paar Stunden mit dem Schreiben und Versenden von Schecks.“ Der Kölner lebt seit 2004 in den USA; als Chef des US-Traktorherstellers Agco, der zu den 500 umsatzstärksten Unternehmen der Welt zählt, hat Richenhagen schon oft den in Deutschland so verbreiteten Dauerauftrag vermisst.
Er hat mit seiner Bank gesprochen – und stieß auf Ablehnung. „Es gab kein Interesse, sich die bewährte deutsche Praxis anzuschauen.“ Also setzte sich Richenhagen mit seiner Assistentin an den Tisch und entwarf ein Formular, das er nun für Überweisungen nutzt.
„Das Prozedere ist: Meine Assistentin ruft die Bank an und kündigt den Buchungsvorgang an. Dann wird per E-Mail das ausgefüllte Formular rausgeschickt“, berichtet er. „Später erhalte ich einen Anruf von meiner Bank mit der Frage, ob ich tatsächlich überweisen möchte.“
Neue Schecks kosten 20 Dollar
Die Bestätigung von Richenhagen reicht aber noch nicht aus. „Nach einigen Stunden ruft dann ein Mitarbeiter aus der Sicherheitsabteilung der Bank an.“ Der CEO muss das gesamte Formular noch einmal vorlesen. Nach Überprüfung von Anschrift, Geburtsdatum und weiteren Daten erfolgt schließlich die Überweisung. „Höchst kompliziert und bürokratisch, funktioniert aber immer“, freut sich Richenhagen.
So benehmen Sie sich in den USA richtig
Schlagen Sie keine Geschäftstermine am Abend vor. Amerikaner haben zwar kein Problem damit, lange zu arbeiten, doch danach möchten sie schnell nach Hause zur Familie. Abendtermine laufen eher informell mit den Partnern ab.
Halten Sie sich - auch abends - beim Alkoholkonsum zurück. Zum Lunch ist Alkohol sogar nahezu komplett verpönt. Trinken Sie stattdessen Eistee.
Reden Sie Frauen nicht mit „Miss“ an! Das klingt für die meisten so albern wie für uns das „Fräulein“. Meist stellen sich Amerikaner mit ihrem Vornamen vor. Dann sollte man sie auch so ansprechen. Ansonsten mit „Sir“ oder „Madam“.
Auf das obligatorische „How are you?“ nie mit Elogen über die eigene Befindlichkeiten antworten. „I’m fine, thank you” reicht. Der Händedruck ist fest, aber kurz. Wichtig sind Komplimente — etwa über den Blick aus dem Konferenzraum, die Vorbereitung des Meetings, die Stadt, das nette Hotel. Und jammern Sie nicht über Deutschland! Seien sie positiv, das kommt besser an.
Bedanken Sie sich ständig! Bei den Teilnehmern des Meetings für ihr Kommen, ihre Zeit, ihr Engagement. Beim Assistenten, beim Lieferanten. Stellen Sie Teilnehmer einer kleineren Besprechung einzeln vor und teilen Sie den anderen kurz mit, welchen Beitrag jede Person geleistet hat oder leisten wird.
In vielen Branchen - mit Ausnahme der Finanzszene an der Ostküste - geht es tagsüber wenig formal zu. Oft reicht eine Kombination, sogar ohne Schlips. Im Zweifel aber gilt: lieber zu formal als zu lässig, abrüsten geht später immer noch. Für Frauen gilt allerdings überall: nicht zu viel Haut zeigen. Die eher prüden Amerikaner rümpfen darüber die Nase.
Wenn Sie privat nach Hause eingeladen werden, bleiben Sie nicht länger als drei Stunden. Bringen Sie Blumen und eine gute Flasche deutschen Wein mit und referieren Sie kurz über das Anbaugebiet. Vergessen Sie keinesfalls die Dankeskarte am nächsten Tag.
Viele Amerikaner schneiden Fleisch oder Fisch erst in mundgerechte Portionen und essen dann mit der rechten Hand, während die linke im Schoß liegt. Unsere beidhändige Variante wird aber akzeptiert.
Bitte nie Kommentare zum Aussehen einer Person – weder positive noch negative! Das wird oft als sexuelle Belästigung verstanden und hat schon manchen Job gekostet. Loben Sie lieber Leistung und Teamwork.
Machen Sie auf Stehempfängen die Runde. Es ist normal, sich wildfremden Leuten vorzustellen und sich nach kurzem Augenkontakt zu einer Gruppe zu stellen, um diese in ein Gespräch zu verwickeln: Woher kommen Sie? Was machen Sie? Für wen arbeiten Sie? - Dieses „working the crowd“ gilt nicht als aufdringlich, sondern kontaktfreudig. Wundern Sie sich aber nicht, wenn Sie ihr Gesprächspartner nach wenigen Minuten einfach stehen lässt. Auch er nutzt die Zeit zum Networking.
Mit offener Kritik können Amerikaner schlecht umgehen. Selbst wenn die Ergebnisse unterdurchschnittlich sind: Geben Sie zu verstehen, dass der andere sein Bestes gab. Loben Sie kleine Fortschritte und versuchen Sie, kritische Anmerkungen positiv zu kleiden: „That was great, but next time we will even be better.“
Seien Sie pünktlich, auch wenn Amerikaner das laxer handhaben – in großen Städten gibt es nun mal Staus und Verspätungen. Aber erscheinen Sie, andererseits, nie zu früh! Das gilt als extrem unhöflich, vor allem bei privaten Einladungen.
Niemals den US-Präsidenten kritisieren! Politische Themen sind tabu. Lassen Sie sich auch nicht von Fragen wie „Gibt Ihre Kanzlerin eine gute Figur ab?“ zu politischen Vorträgen provozieren. Die Antwort „Ich glaube, sie hat insgesamt ganz gute Presse“ reicht. Weitere Tabuthemen sind Religion, Rasse und Sex. Vorsicht bei Vorträgen über unseren Fußball (der in den USA Soccer heißt)! Das könnte als despektierliche Äußerung über „American Football“ missverstanden werden.
Verteilen Sie Ihre Karten nicht einfach. Fragen Sie lieber nach der Business Card des anderen. Sagt der, seine seien ihm ausgegangen, hat er kein Interesse an weiterem Kontakt. Die eigene Karte bieten Sie nur an, wenn Ihr Gespräch über Höflichkeitsfloskeln hinaus ging.
Ich werde zunächst versuchen, auf Sonderwege zu verzichten. Die Gebühr für das Fitnessstudio habe ich für ein Jahr im Voraus bezahlt, meiner Vermieterin überweise ich das Geld Monat für Monat aktuell auf ihr Konto. Bleibt ConEdison, der örtliche Stromanbieter. Dort kann ich vor Ort erscheinen und bar zahlen – oder einen Service der Bank nutzen.
Statt eines Dauerauftrags bietet mir die Bank an, in meinem Namen monatlich einen Scheck für mich auszustellen und per Post an den Versorger zu schicken. Einmal in der Filiale die entsprechenden Auftragsformulare unterschrieben, muss ich mich nicht monatlich darum kümmern.
Dieser Service ist gratis – im Gegensatz zur Bestellung von neuen Schecks. Sind die ersten sechs Schecks, die mit der Kontoeröffnung kostenlos ausgegeben werden, verbraucht, müssen neue Zahlscheine bezahlt werden. Bei meiner Bank, JPMorgan Chase, kostet dies knapp 20 Dollar.
Möglicherweise ist auch das ein Grund, warum die Banken die Bezahlung mit Schecks weiter forcieren.