Wirtschaftsforum in Russland Seehofer besucht St. Petersburg

Jeden Sommer lädt Wladimir Putin zum Wirtschaftsforum in seine Heimatstadt St. Petersburg ein. Ökonomisch steht Russland diesmal besser da. Auch ein prominenter Gast aus Bayern hat sich zum Besuch angemeldet.

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Beim Spief empfängt der russische Präsident in seiner Heimatstadt jedes Jahr Politiker und Wirtschaftsführer aus aller Welt. Quelle: Reuters

St. Petersburg/Kiew Nach drei Krisenjahren präsentiert sich Russland beim kommenden Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg (Spief) wieder in besserer Verfassung. „Russland hat den Doppelschlag aus niedrigen Ölpreisen und Sanktionen verkraftet“, sagte Matthias Schepp, der Geschäftsführer der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer, der Deutschen Presse-Agentur in Moskau. Damit stiegen auch die Aussichten für deutsche Unternehmen.

Als ein Zeichen der Gesundung hat der deutsch-russische Handel nach vier Jahren Rückgang im ersten Quartal um etwa ein Drittel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zugelegt. Der Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft rechnet für das Gesamtjahr mit zehn Prozent Zuwachs. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer kündigte am Donnerstag auf einer Reise in der ukrainischen Hauptstadt Kiew an, das Forum zu besuchen. Zuletzt hatte der CSU-Chef im März Moskau besucht und mit Präsident Wladimir Putin gesprochen.

Beim Spief empfängt Putin in seiner Heimatstadt jedes Jahr Politiker und Wirtschaftsführer aus aller Welt. Zwischen dem 1. und 3. Juni werden auch UN-Generalsekretär António Guterres, der indische Ministerpräsident Narendra Modi und der österreichische Bundeskanzler Christian Kern dort zu Gast sein.

Die grundlegenden Daten in Russland hätten sich gebessert, sagte Schepp. Im ersten Quartal sei die Wirtschaft um 0,5 Prozent gewachsen. Die Inflation liege bei vier Prozent – das sei der niedrigste Stand seit der Unabhängigkeit 1992. Zur Stabilisierung habe unter anderem die Erholung des Ölpreises beigetragen. Am Donnerstag beschlossen die Fachminister des Ölkartells Opec in Wien, die seit Januar geltende Produktionskürzung um neun Monate bis zum März 2018 zu verlängern. Damit wollen sie die Preise hochtreiben.

„Wir sehen einen deutlichen Optimismus in der deutschen Unternehmerschaft“, sagte Schepp. In einer Umfrage rechneten 63 Prozent der Firmen für 2017 mit einem höheren Umsatz. Trotz Spannungen mit dem Westen wegen der Ukraine und protektionistischer Tendenzen bei einem Teil der russischen Elite sei das Klima für Investitionen in einigen Bereichen besser geworden. „Der Reformzug ist nicht stehengeblieben.“

Schepp forderte aber weitere Schritte, um ausländische Firmen rechtlich mit einheimischen gleichzustellen. In Russland arbeiten etwa 5200 Firmen mit deutscher Beteiligung. Das diesjährige Spief ist das letzte vor der Präsidentenwahl im März 2018. Es wird erwartet, dass sich Putin zur Wiederwahl stellt.

In Russland wird sehr grundsätzlich über die künftige Wirtschaftspolitik diskutiert. Experten fordern seit langem ein Ende der Abhängigkeit von Öl- und Gasexporten und eine Reform der staatlichen Verwaltung. Schepp sieht die Möglichkeit weitreichender Reformen aber skeptisch: „Wir in der Kammer rechnen mit mehr vom Gleichen.“

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