Wirtschaftsnobelpreis Die Nobel-Favoriten der deutschen Ökonomen

Vor der Verleihung des Wirtschaftsnobelpreises am Montag haben die Chefs deutscher Wirtschaftsforschungsinstitute vor allem US-Forscher auf dem Zettel. Um einen Favoriten gab es im Vorfeld eine Panne.

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Im letzten Jahr gewann der gebürtige Schotte Angus Deaton die begehrte Auszeichnung. Quelle: AFP

Frankfurt/Stockholm/New York Für den diesjährigen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften favorisieren deutsche Top-Ökonomen einmal mehr Forscher aus den Vereinigten Staaten. Sollte tatsächlich ein US-Ökonom gewinnen, würde sich ein langer Trend fortsetzen. Zwar wurde 2015 mit Angus Deaton ein gebürtiger Schotte ausgezeichnet, doch unter den 47 bisherigen Gewinnern dominieren die Amerikaner. Am Montag (10.10.) wird bekanntgegeben, wer diesmal ausgezeichnet wird.

So hält Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die US-Forscher Kenneth Rogoff und Maurice Obstfeld für hervorragende Preisträger. „Ihre Arbeit hat viele wichtige Aspekte der internationalen Verflechtungen der Weltwirtschaft aufgedeckt – von der Übertragung von Finanzkrisen bis zu den Auswirkungen von Handel und Kapitalströmen.“ Als Chefökonomen des Internationalen Währungsfonds hätten die Forscher ihr Wissen ferner auch in der realen Welt eingesetzt.

Michael Hüther, Leiter des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), spricht sich für den Amerikaner William Baumol aus. Er habe mit seinen Forschungen über Wettbewerb und die Theorie der „Baumolschen Kostenkrankheit“ über Preis und Produktivität von Dienstleistungen „wichtige Grundlagen der heutigen Sicht auf den Strukturwandel“ vorgelegt. „Es wäre höchste Zeit, William Baumol für den Nobelpreis vorzusehen“, sagt Hüther.

Der Chef des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo), Clemens Fuest, favorisiert indes Tony Atkinson, der über Ungleichheit forschte. „Er hat bahnbrechende Arbeiten zur Steuerpolitik geschrieben und gezeigt, dass es besser ist, mit progressiven Einkommensteuern umzuverteilen als zum Beispiel mit ermäßigten Mehrwertsteuersätzen“. Der Brite habe mit einem eigenen statistischen Maß gezeigt, dass wachsende Ungleichheit wohl keine Ursache für Finanzkrisen sei.

Henning Vöpel, Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), plädiert für Paul Romer. Der künftige Chefökonom der Weltbank habe mit der „endogenen Wachstumstheorie“ untersucht, wie sich Wirtschaftswachstum verstetigen lässt. „In Zeiten globaler Wachstumsverlangsamung wird Wachstum wieder stärker auf die Agenda von Politik und Forschung gelangen“, sagt Vöpel.

Um den Amerikaner gab es im Vorfeld Wirbel wegen einer Panne. Die New York University hatte am Donnerstag auf ihrer Internetseite versehentlich zu einer Pressekonferenz mit ihrem Professor „Paul Romer, Gewinner des Wirtschaftsnobelpreises 2016“ eingeladen. Kurz darauf verschwand die Einladung.

Eine Testseite für den Fall der Auszeichnung sei unbeabsichtigt publik geworden, sagte ein Sprecher der Universität der Deutschen Presse-Agentur. „Dies spiegelt nicht die Entscheidung des Nobelkomitees wider“. Man habe sich für den Fall vorbereitet, dass ein Forscher der Universität gewinne. „Es tut uns sehr leid, dass diese Routinevorbereitungen anmaßend erscheinen könnten.“ Über die Panne hatte zuerst die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet.

Eine Sprecherin der Wissenschaftsakademie in Stockholm betonte, dass die Entscheidung nach der Sitzung der Jury am Montag falle. Sie erhielten dann den sogenannten „magischen Anruf“.

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