Wisconsin Cruz und Sanders siegen klar

Die Vorwahl in Wisconsin hält einen Dämpfer für Donald Trump und Hillary Clinton bereit. Beide müssen den Staat ihren direkten Kontrahenten überlassen. Ted Cruz sieht schon die Wende, Bernie Sanders verspürt einen Schub.

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Trumps Ansichten im Faktencheck
Milliardär und Republikaner Donald Trump Quelle: dpa
Trump und Putin Quelle: dpa
New York City am 11. Septembers 2001 Quelle: dpa
Trump und Geld Quelle: REUTERS
Trump und HandelTrump: „Beim Handel gehen wir völlig unter. . Mit China werden wir handelsmäßig 505 Milliarden Dollar verlieren. . . Mexiko, (sind es) 58 Milliarden Dollar. Japan, wahrscheinlich etwa, sie wissen es noch nicht genau, aber (da sind es) etwa 109 Milliarden Dollar.“Die Fakten: Trump liegt beim US-Handelsdefizit mit China völlig daneben. Es betrug 2015 insgesamt 365,7 Milliarden Dollar – ein Rekord und das größte Defizit der USA mit einem anderen Land. Doch das US-Defizit mit allen Ländern zusammen lag vergangenes Jahr bei 531,5 Milliarden nach 508,3 Milliarden im Jahr 2014 – also etwa so viel wie Trump nur dem Handel mit China zuschrieb. Bei den Zahlen für Mexiko lag Trump richtig, nicht aber bei jenen für Japan. Es betrug im vergangenen Jahr nicht 109 Milliarden, sondern 68,6 Milliarden. Quelle: dpa
Donald Trump Quelle: AP
Donald Trump und Hillary Clinton Quelle: dpa

Der Republikaner Ted Cruz und der Demokrat Bernie Sanders sind aus der Vorwahl ihrer Parteien in Wisconsin als klare Siege hervorgegangen. In dem Staat im Norden der USA verwies Cruz Gesamtspitzenreiter Donald Trump am Dienstag auf Platz zwei. Bei den Demokraten feierte Sanders seinen nunmehr sechsten Vorwahlerfolg in Folge über die Favoritin Hillary Clinton. Deren Vorsprung bei den für die Nominierung nötigen Delegiertenstimmen bleibt jedoch immens. Auf Seiten der Republikaner schöpften Trumps Gegner neue Hoffnung, dessen Griff nach der Präsidentschaftskandidatur zu durchkreuzen.

Für den Immobilienmogul markierte die Niederlage den Tiefpunkt einer der schwierigsten Wochen seiner Kampagne. Zuletzt hatten juristische Probleme seines Wahlkampfmanagers wegen einer Auseinandersetzung mit einer Reporterin für Schlagzeilen gesorgt. Dann geriet Trump beim Reizthema Abtreibung ins Stolpern. In Wisconsin betrieb Gouverneur Scott Walker zudem aggressiv Wahlkampf gegen den Geschäftsmann. Wahltagsbefragungen in dem Staat unterstrichen wachsende Bedenken über Trump. Fast vier von zehn republikanischen Wählern gaben an, Angst davor zu haben, was der Kandidat als Präsident tun würde.

Cruz sprach vor Anhängern von einem „Wendepunkt“ im Vorwahlrennen. Sein Sieg sei das Zeichen, dass er der einzige Bewerber sei, der Trump noch stoppen könne, erklärte der erzkonservative Senator von Texas in seiner Siegesrede. Zudem bezeichnete er die Unterstützung fünf früherer Präsidentschaftskandidaten seiner Partei als Beleg, dass die Republikaner sich hinter seine Kandidatur scharten. Den drittplatzierten Rivalen John Kasich rief Cruz erneut zur Aufgabe auf.

Trump „jämmerlich unvorbereitet“ für Präsidentschaft
„Hillary Clinton will Amerikas Angela Merkel werden, und ihr wisst, was für eine Katastrophe diese massive Einwanderung für Deutschland und die Menschen Deutschlands ist“, sagte Trump Mitte August in einer außenpolitischen Rede in Youngstown (Ohio). „Die Kriminalität ist auf ein Niveau gestiegen, das niemand geglaubt hat, je zu sehen.“ Die USA hätten genug Probleme, ohne sich durch die ungezügelte Aufnahme syrischer Flüchtlinge weitere aufzubürden. Quelle: AP
„Jämmerlich unvorbereitet“, um die USA als Präsident führen zu können, ist Donald Trump nach Aussagen von US-Präsident Barack Obama. Auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus forderte Obama die Republikaner am Dienstag auf, Trump nicht mehr zu unterstützen. Dabei gehe es um mehr als unterschiedliche Ansichten politischer Natur, sagte Obama. Trotz des wachsenden Unmuts gegenüber Trump hat bisher kein Republikaner ihm seine Unterstützung entzogen. Obama sagte, republikanische Politiker hätten wiederholt feststellen müssen, dass Äußerungen Trumps inakzeptabel seien. „Warum unterstützen Sie ihn dann noch?“, fragte Obama. Quelle: dpa
„Belgien ist eine wunderschöne Stadt und ein herrlicher Ort - großartige Gebäude“, sagte Donald Trump in einer Rede und zeigte, wie es um seine geographischen Kenntnissen bestellt ist. „Ich war mal dort, vor vielen, vielen Jahren. Vor ein paar Monaten habe ich dann ein Statement abgegeben, nach dem Motto, Belgien ist ein elendes Loch. Dafür wurde ich dann schwer kritisiert, man hat gesagt, was für eine böse Sache - und dann hatten sie in Belgien dieses massive Problem.“ Quelle: dpa
US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat die Washington Post von künftigen Wahlkampfauftritten ausgeschlossen: Auf Facebook bezeichnete er das Blatt als "unehrlich und verlogen". Die Washington Post hatte erst kürzlich kritisch über den Milliardär berichtet. In den Augen von Trump sei die Berichterstattung "unglaublich fehlerhaft", deshalb habe er der Zeitung die Akkreditierung für seine Wahlkampfveranstaltungen entzogen.Der umstrittene republikanische Präsidentschaftsbewerber Trump ist ein Quereinsteiger und hat noch nie ein politisches Amt bekleidet. Im Wahlkampf macht er immer wieder mit skurrilen Aussprüchen auf sich aufmerksam. Quelle: AP
Donald Trump Quelle: REUTERS
Donald Trump Quelle: dpa
Trumps Knaller nach dem Sieg in den Vorwahlen von Nevada: „Wir haben bei den Evangelikalen gewonnen. Wir haben bei den Jungen gewonnen, wir haben bei den Alten gewonnen. Wir haben bei den gut Gebildeten gewonnen, wir haben bei den schlecht Gebildeten gewonnen. Ich liebe die schlecht Gebildeten.“ Quelle: REUTERS

Sollten Cruz alle 42 in Wisconsin zu vergebenden Delegierte zufallen, müsste Trump nach Berechnungen der Nachrichtenagentur AP mindestens 57 Prozent der verbleibenden Wahlmänner und Wahlfrauen für die Nominierung gewinnen. Bisher hat Trump 48 Prozent geholt. In die Vorwahl in Wisconsin war er mit 737 Delegierten gegangen, Cruz mit 475 und Kasich mit 143. Bei den Republikanern sind 1237 Delegierte für die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten nötig. Sollte ein Kandidat bis zum Parteitag im Sommer nicht die erforderliche Zahl beisammen haben, dürfte es zu einer Kampfabstimmung kommen.

Für Sanders bedeutet sein jüngster Erfolg in Wisconsin einen weiteren Schub. Der Staat galt mit seiner überwiegend weißen Bevölkerung und liberal eingestellten Wählern als dankbares Terrain für den Senator. Weil die Demokraten ihre Delegiertenstimmen proportional vergeben, gehen aber sowohl er als auch Clinton mit weiteren Delegierten aus der Vorwahl vom Dienstag hervor. Die ehemalige Außenministerin hatte vor Wisconsin 1243 Wahlmänner und Wahlfrauen gesammelt, Sanders 980. Noch höher fällt ihr Vorsprung aus, wenn man die Superdelegierten berücksichtigt, also ranghohe Parteifunktionäre, die sich beim Parteitag für einen Kandidaten ihrer Wahl entscheiden können. Diese haben sich bisher mehrheitlich auf Clinton festgelegt, jüngste Abwerbeversuche Sanders' fruchteten kaum.

Dennoch zeigte sich der selbsterklärte demokratische Sozialist bei einem Auftritt in Wyoming gewiss, dass er noch echte Chancen auf die Nominierung habe. „Wir haben nun sieben von acht der letzten Caucuse gewonnen und alle davon mit überwältigenden Erdrutschzahlen“, sagte Sanders. Er hoffe, den Rückstand zu Clinton mit einem Sieg bei der Vorwahl im Staat New York am 19. April verkürzen zu können. Erfolge rechne er sich auch in einigen der fünf Staaten im Nordosten der USA aus, die eine Woche später wählen. Vor dem nächsten Wahlversammlung genannten Caucus in Wymong liegt Sanders in Umfragen vorn.

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