2. Digitalisierung
Nichts elektrisiert den Macher und Marktbeherrscher von heute so wie die digitale Revolution. Nichts aber macht ihn auch, es sei denn, er ist Gründer eines großen Silicon-Valley-Konzerns, so ratlos. Man sieht das schon an der Zahl der Krawatten. Je konventioneller eine Industrie ist, desto unwahrscheinlicher, dass einer ihrer Vertreter in Davos eine Krawatte trug. Leider war es das dann aber auch oft schon mit digitaler Adaption.
„Keiner will Industrie sein, alle wollen Hightech sein“, spottet ein Beobachter. Das Problem: Kaum einer weiß etwas genaues mit diesem Digitalisierungsding anzufangen. „Das Tempo ist nochmal schneller geworden 2016 als 2011“, sagt Meg Whitman, Chefin von Hewlett Packard. Auch sie sieht die Schwierigkeiten vieler Kollegen, die digitale Welt zwar irgendwie vielversprechend zu finden, aber nichts konkretes damit anfangen zu können: „Vieles ist nicht Problem der Technik sondern der Kultur bei Transformation“, sagt Whitman.
Diese 10 Länder werden die weltbesten Talente anwerben
Finnland
Wenig überraschend ist es bei dem Pisa-Dauersieger aus dem hohen Norden das Bildungssystem, das das Land in den Augen der Studien-Autoren zur Weltspitze gehören lässt.
Kanada
Ein herausragendes Bildungssystem sorgt in dem Land dafür, dass sowohl für Einwanderer wie für ursprüngliche Kanadier die soziale Mobilität besonders hoch ist.
Norwegen
Wie bei allen Skandinaviern sorgen auch bei Norwegen vorbildliche soziale Durchlässigkeit und eine hervorragende Gleichstellung der Geschlechter für einen vorderen Platz.
Großbritannien
Das Königreich ist aus zwei Punkten interessant: Zum einen, weil es bei keinem der untersuchten Punkte außerordentlich gut ist, sondern eher durch konstante Unauffälligkeit auffällt. Zum anderen, weil es dem Land besser gelingt, junge Talente von außen anzulocken, als dem eigenen Nachwuchs besonders attraktive Entwicklungschancen zu bieten. Das Königreich ist gut im integrieren von ausländischen Talenten, aber schlecht bei der Durchlässigkeit des eigenen Bildungssystems.
Schweden
Nahezu Gleichberechtigung, gute soziale Durchlässigkeit und hohe Aufgeschlossenheit und Fremdsprachenkompetenz der Bevölkerung, sind die Werte, die Schweden weit nach oben in dem Ranking spülen.
Dänemark
Obwohl derzeit eher durch rechtspopulistische Eigentümelei auffallend, bescheinigen die Studien-Autoren dem skandinavischen Land eine hohe Attraktivität für die großen Talente dieser Welt. Unangefochtener Spitzenreiter ist das Land beim Thema soziale Durchlässigkeit.
USA
Das erste Nicht-Zwergenland unter den Top 10. Den USA kommt bei der vorliegenden Studie vor allem ihre beispiellose Landschaft an Elite-Universitäten zu Gute. Zudem hätten die USA es verstanden, vor allem jene Ausländer auf Dauer in den Arbeitsmarkt zu integrieren, von denen das Land profitiere.
Luxemburg
Wenn auch unter europäischen Politikern nicht mehr sonderlich beliebt, schneidet der Zwergenstaat gut ab. Begründung: Luxemburgs Arbeitsmarkt sei für Menschen aus aller Welt hervorragend geöffnet, das Wirtschaftsmodell sei nachhaltig erfolgreich.
Singapur
Der Stadtstaat überzeugt die Studien-Autoren vor allem durch die Möglichkeiten, die er Wachstumsbranchen bietet und seine Aufgeschlossenheit gegenüber Expats. Große Schwäche: Das mäßig demokratisch regierte Land schafft es nicht, die eigenen Einwohner hervorragend auszubilden. Was angesichts des Angebots an hochqualifizierten Expats womöglich ein Anreizproblem ist.
Schweiz
Das Ergebnis scheint angesichts des Werts der gesellschaftlichen „Offenheit“ zunächst paradox. Doch hier stellen die Studien-Autoren fest: Scheinbar negative Entwicklungen wie das Referendum zur Begrenzung der Einwanderung hätten bisher kaum praktische Folgen. Stattdessen beeindrucke die Schweiz durch ein sehr gutes und durchlässiges Bildungssystem, seine gute Berufsausbildung und die gute soziale Mobilität. Aufholbedarf hat das Land allein beim Thema Frauen in Führungspositionen – hier landet die Schweiz unter 109 Ländern auf Platz 76.
Um das zu kaschieren, gibt sich die Führungskraft von heute möglichst aufgeschlossen. Wer den Hemdkragen offen trägt und immer ruft, dass sich alles ändert, alles digitalisiert wird, und künstliche Intelligenz schon alle Probleme dieser Welt lösen werde, fühlt sich immerhin auf der richtigen Seite der Geschichte.
Leider kamen dann doch ab und an einige wesentliche Fragen auf, die nur spärlich bis gar nicht beantwortet wurden: Wie sehen Arbeitsmärkte aus, wenn Roboter die Arbeit erledigen? Wie finanzieren sich Staaten, wenn mit Arbeit womöglich auch Einkommenssteuern wegfallen? Wieviel europäisch geprägte soziale Marktwirtschaft wollen wir eigentlich ins neue Zeitalter retten?
Da ist es dem ansonsten blassen Deutsche Bank-Chef John Cryan schon hoch anzurechnen, dass er die Digitalisierungseuphorie in seiner Branche immerhin in geordnete Bahnen zu lenken versuchte. Ja, die Finanzbranche hätten technisch viele verschlafen. Aber nein, nicht jeder 20-Jährige mit einem Fintech gefährde gleich die ganze Branche. „Schon wegen der Sicherheitsprobleme“. Was eine so schlichte wie richtige Erkenntnis ist.
3. Wachstum
„Die Welt normalisiert sich“, sagt Axel Weber. Was leider heißt: Die Rekordwachstum-Zahlen der Weltwirtschaft scheinen zunächst vorbei. Vor allem weil sich in China die Wirtschaft wandelt, aber auch, weil Europa und in Teilen auch die USA strukturell kaum noch zu Wachstum fähig sind. Weswegen die große Frage über allem schwebt: Wo soll künftig Wachstum herkommen? Und wenn es nirgendwo herkommt, was dann?
Dabei scheinen Politiker wie Ökonomen und klassische Industrievertreter immer stärker die High-Tech-Branche im Blick zu haben. Sie fragen sich angesichts von Milliarden-Renditen, die die Erfinder der großen Netzkonzerne für sich einheimsen, wo eigentlich der Wohlstands- und Wachstumsbeitrag der Tech-Branche bleibt. Immer wieder in Davos raunen die Herren (und wenigen Damen), dass das wahre Weltwirtschaftsproblem der vergangenen Jahre sei, dass die Digitalisierung keine volkswirtschaftlich messbare Wohlstandssteigerung gebracht hat. Der indische Notenbankpräsident Raghuram Rajan sagt: „Wir haben technischen Fortschritt noch nicht monetarisiert. Technik ist noch kein Wohlstandsmehrer.“