World Economic Forum Davos Die fünf Probleme der Wirtschaftswelt

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Es gab noch ein zweite Davos

5. Führung

Der durchschnittliche Manager und Politiker scheint mittlerweile vor zwei Problemen zu stehen: Die Digitalisierung wirft sein schönes Geschäftsmodell um, ohne dass er ein neues zur Hand hätte. Sprich: Konventionen zählen kaum noch. Und die in herausfordernden Krisen sind wie ein Chemiecocktail: Mit jeder einzelnen weiß man schon irgendwie umzugehen, kumuliert aber haben sie unberechenbare Wechselwirkungen, so dass ihnen mit klassischen Antworten nicht mehr beizukommen ist. Auch hier gilt: Konventionen zählen kaum noch.

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Innerhalb kürzester Zeit ist einer ganzen Generation von Managern also ein großer Teil ihres Erfahrungsschatzes entwertet worden (innerhalb des Unternehmens durch Disruption, außerhalb durch multiple Krisen). Die Folge: Selbst Alphatierchen rennen plötzlich fragend herum, suchen Antworten, anstatt die mitgebrachten möglichst dröhnend vorzutragen. Und nur schwer gewöhnen sie sich an eine Erkenntnis, die Thomas Friedman gerne vorträgt: „Sie müssen heute aus der Mitte führen. Nicht von vorne, nicht von hinten.“ Nur: Wer kann das schon? Oder, um Meg Whitman nochmal zu bemühen: Sich darauf einzustellen ist wohl keine Frage der Fähigkeit sondern der Kultur.

Warum das alles nicht zwangsweise in ein Katastrophenjahr führt?

Weil es neben dem hoffnungslos abgehobenen, zerstörerischen, hektischen und neoliberal-dogmatischen Davos eben auch ein zweites Davos gab. Eins, in dem selbst absolute Top-Manager wie Noch-Henkel- und Bald-Adidas-Chef Kasper Rorsted oder Thyssen-Krupp-Häuptling Heinrich Hiesinger über Stunden im Publikum saßen, und anderen Top-Managern und Politikern bei ihren Ausführungen zuhörten.

Weil Politiker wie die Außenminister Saudi Arabiens und Irans, die sonst nie miteinander sprechen, plötzlich miteinander sprachen. Weil Euro-Krisen-Bekämpfer, wie Griechenlands Premier Alexis Tsipras und der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble plötzlich Gemeinsamkeiten entdeckten.

Und weil, wer in Davos aufmerksam zugehört hat und die richtigen Schlüsse zieht, eine der Hauptlehren mitnimmt: Es kommt in dieser multipolaren, digitalen, nicht-mehr-linearen Welt nahezu nie so, wie man vorher dachte, dass es kommt. Und es sei Larry Finck, immerhin dem global größten Geldmacher und Blackrock-Chef vorbehalten, das Schlusswort zu sprechen: „Am Ende des Jahres werden wir besser dastehen als jetzt.“

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