Yukiko Kada Frauen-Power gegen AKWs in Japan

Jahrzehnte war Japan auf Atomkurs. Die Fukushima-Katastrophe hat zu einem tiefgreifenden Wandel im Bewusstsein der Bevölkerung geführt. Jetzt will eine Frau der Anti-Atom-Bewegung zu politischem Einfluss verhelfen.

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Die Fukushima-Katastrophe in Folge des verheerenden Erdbebens und Tsunamis vom 11. März 2011 hat zu einem Bewusstseinswandel in Japan geführt. Quelle: dpa

Tokio Vor der Unterhauswahl in Japan mischt eine Atomkraftgegnerin die politische Szene des Landes auf. Yukiko Kada, Gouverneurin der Provinz Shiga, will der Anti-Atom-Bewegung zu politischer Schlagkraft verhelfen. Um bei der Wahl am 16. Dezember, dem ersten nationalen Urnengang seit der Atomkatastrophe von Fukushima vom März vergangenen Jahres, ein gewichtiges Wörtchen mitzureden, hat sie eine neue Partei ins Leben gerufen - und sorgt damit für reichlich Wirbel. Gleich mehrere Kleinstparteien, die in jüngster Zeit wie die Pilze aus dem Boden geschossen sind, kündigten prompt an, sich der Nippon Mirai no To („Partei für Japans Zukunft“) anzuschließen.

Die Fukushima-Katastrophe in Folge des verheerenden Erdbebens und Tsunamis vom 11. März 2011 hat zu einem Bewusstseinswandel in Japan geführt. Es kam zu beispiellosen Massenprotesten. Umfragen zufolge spricht sich die Hälfte der befragten Wähler inzwischen gegen die Atomkraft aus, während nur etwa ein Drittel dafür ist.

Doch wurde das Thema bisher im Wahlkampf vor allem von der Wirtschaftskrise überschattet. Keine der beiden großen Volksparteien, weder die um den Machterhalt kämpfende Demokratische Partei (DPJ) von Ministerpräsident Yoshihiko Noda noch die oppositionelle Liberaldemokratische Partei LDP des Rechtskonservativen Shinzo Abe, treten energisch für einen Ausstieg aus der Atomenergie ein.


Kadas Partei flößt den anderen Respekt ein

Während die in Umfragen vorne liegende LDP in drei Jahren entscheiden will, ob die derzeit stillgelegten Atomkraftwerke im Lande wieder angefahren werden, befürwortet Nodas Partei zwar ein atomfreies Japan - jedoch nicht vor 2040. Eine weitere politische Kraft, die Restaurationspartei für Japan des charismatischen Bürgermeisters von Osaka, Toru Hashimoto, hat ihr anfängliches Versprechen eines Atomausstiegs inzwischen fallenlassen. Ihr neuer Vorsitzender, der Nationalist Shintaro Ishihara, ist Atombefürworter und spricht sich sogar für eine atomare Bewaffnung seines Landes aus.

Atomkraftgegner hoffen nun, dass Kada ihrer Bewegung den Weg in die hohe Politik bahnen wird. Sie will Japans Meiler bis 2022 abschalten - was die politische Konkurrenz für unrealistisch hält. Dennoch scheint die 62-Jährige mit ihrer neuen Partei, der sich nun eilig weitere anschließen, den größeren Parteien Respekt einzuflößen.

Ein Vertreter von Hashimotos Partei, die zur „dritten Kraft“ im Staat werden will und sogar Hoffnungen auf eine Regierungsbeteiligung hegt, übte laut Medien prompt Kritik: Es sei letztlich Kadas Schuld gewesen, dass ein früherer gemeinsamer Versuch zum Stopp der beiden einzigen derzeit laufenden Atomreaktoren im AKW Oi gescheitert sei.

Auch in der regierenden Demokratischen Partei DPJ gibt es Stimmen, die versuchen, den Zustrom zu Kadas Anti-Atom-Partei als bloßes politisches Manöver vor den Wahlen abzutun. Nach jüngsten Umfragen droht der DPJ der Machtverlust. Aber selbst die vorne liegende LDP kann bei einem von den meisten Beobachtern erwarteten Wahlsieg mit mit keiner eigenen Mehrheit im Unterhaus rechnen. Ihr Vorsitzender Abe, der sich bereits als künftiger Premier wähnt, wäre auf Partner angewiesen. Angesichts dieser Entwicklung könnte der drittgrößten Volkswirtschaft auch nach der Wahl eine instabile Regierung drohen.

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