Zukunftsländer Der Wohlstand des Westens ist angezählt

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Was langfristiges Wachstum ausmacht

Mitnichten. Denn das langfristige Wachstum hängt ebenso vom Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ab, dem zweiten entscheidenden Aspekt. Das wiederum wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst.

Der wichtigste dabei ist die politische Stabilität. Deswegen ist es unklar, inwieweit Afrika ein Wachstumsmotor sein wird. Klar ist: „Wenn Afrika politisch an Stabilität gewinnt, könnte es in den nächsten 30 Jahren die wichtigste Wachstumsregion der Welt sein.“ Ob das gelingt? Unwahrscheinlich.

China und die Rolle des Einkommensniveaus

Bessere Aussichten haben die Staaten in Südostasien. Sie teilen einige der großen Potenziale Afrikas. Neben dem starken Bevölkerungswachstum in beiden Regionen beweist das ein weiterer Faktor, der sich auf das BIP pro Kopf auswirkt: „Wenn der wirtschaftliche Entwicklungsgrad auf einem niedrigen Niveau ist, wächst eine Wirtschaft schneller“, sagt Makowski.

Deutsche sehen China als Bedrohung
Wirtschaftsmacht37 Prozent der befragten Deutschen assoziieren mit China vor allem eine starke Wirtschaftsmacht. Faszination und Angst polarisieren hierzulande die Bevölkerung im Bezug auf Chinas ökonomische Stärke. Das Land wird als Schlüsselrolle für die eigene und internationale Entwicklung gesehen und 57 Prozent der Befragten beurteilen die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen sogar als wichtiger als die zu den USA. Gleichzeitig geht mit dem Wirtschaftsboom Chinas aber auch die Angst einher, chinesische Unternehmen könnten deutsche Firmen von den internationalen Märkten verdrängen. 59 Prozent der Deutschen empfinden Chinas starke Wirtschaft daher als Bedrohung. Quelle: dpa/dpaweb
BevölkerungswachstumBabyboom und Bevölkerungswachstum, daran denken 20 Prozent der Deutschen, wenn sie das Stichwort China hören. Derzeit leben 1,35 Milliarden Menschen in China, die Bevölkerungsdichte beträgt 143 Einwohner pro Quadratkilometer. Doch die Bevölkerung wird noch weiter wachsen, um 0,6 Prozent pro Jahr. Für 2032 rechnen Statistiken mit 1,467 Milliarden Menschen in China, bei einer gleichbleibenden Fertilitätsrate von 1,7 Kindern pro Frau. Viele Deutsche sehen das auch als Bedrohung an. Quelle: REUTERS
Kommunismus15 Prozent fällt spontan der Kommunismus ein, wenn sie an China denken. Während China im ökonomischen Bereich erfolgreich in den internationalen Handel eingebettet wurde und sich für ausländische Investoren geöffnet hat, ist das Land politisch in den Augen der Deutschen weiterhin ein diktatorisches Ein-Parteien-System unter Führung der Kommunistischen Partei. Die ist mit etwa 78 Millionen Mitglieder nicht nur die größte kommunistische Partei der Welt, sondern auch die mitgliederstärkste Partei allgemein. Deutsche verbinden mit ihr ein vornehmlich negatives Bild. Quelle: REUTERS
Chinesische MauerMan kennt sie aus Reiseprospekten und gefühlt jedes zweite China-Restaurant ist nach ihr benannt. Nicht weiter verwunderlich also, dass 15 Prozent der Befragten mit China die Chinesische Mauer assoziieren. Sie gilt als Weltkulturerbe und erstreckt sich über 21.196 Kilometer. Früher sollte die Mauer vor allem zum Schutz vor Völkern aus dem Norden dienen, heute ist sie eine der meistbesuchten Touristenattraktionen Chinas und lockt Reisende aus aller Welt an. 36 Prozent der Befragten haben daher sehr großes oder großes Interesse an China als Reiseland. Quelle: dpa
Chinesisches EssenPeking-Ente, Reis süß-sauer - und das alles mit Stäbchen: 14 Prozent der befragten Deutschen denken beim Stichwort China an chinesisches Essen. Was Viele aber nicht wissen: Chinesisches Essen ist nicht gleich chinesisches Essen. Die meisten der 23 Provinzen Chinas haben ihre eigene Regionalküche. Zu den populärsten gehört die würzige Küche aus Sichuan, die gerne Sojasauce, Ingwer und Frühlingszwiebeln verwendet, die scharfe Xiang-Küche aus Hunan und die kantonesische Yue-Küche, die vor allem durch die Verwendung ungewöhnlicher Zutaten wie Hundefleisch bekannt geworden ist. Übrigens: Die Peking-Ente ist das berühmteste Gericht der chinesischen Küche. Quelle: REUTERS
MenschenrechtsmissachtungEbenfalls 14 Prozent fallen zu China Menschenrechtsverletzungen ein. Auf die Frage, wo sie das Land gegenwärtig und in 15 Jahren beim Schutz der Menschenrechte sehen, ordneten 60 Prozent der Befragten die Volksrepublik in die Schlussgruppe ein, nur 1 Prozent sieht China als Spitzengruppe in Bezug auf Menschenrechte. Auch das Bild Chinas als ein Rechtsstaat stößt auf wenig Zustimmung bei den Deutschen. 49 Prozent stimmten der Aussagen gar nicht zur, nur 1 Prozent sieht China als Rechtsstaat an. 80 Prozent der befragten Bevölkerung geht außerdem davon aus, dass in China kaum oder keine Debatten über politische Themen geführt werden. Quelle: dpa
Diebstahl von Ideen12 Prozent denken, China spioniere deutsche Unternehmen aus und verkaufe die Ideen aus dem Westen als eigene. Nachgebaute Ware aus China, oft zum Spottpreis, macht deutschen Unternehmen das Leben schwer. Auch das Markenimage chinesischer Produkte ist bei den befragten Deutschen schlecht. So assoziieren viele Konsumenten in Deutschland chinesische Produkte mit einfache, technisch wenig anspruchsvolle Billigware. Quelle: dpa

Anders formuliert: Niedrige Einkommen beflügeln das Wachstum. Ein klarer Vorteil Afrikas. „Die Länder mit dem niedrigsten Einkommensniveau weltweit liegen allesamt in Afrika“, so Makowski. Auf die afrikanischen Staaten folgt Südostasien – mit Ländern wie Bangladesch. Dort liegt der Durchschnittslohn monatlich bei 500 Euro – in der Textilindustrie verdienen Arbeiter zum Teil weniger als 100 Euro im Monat.

Wegen des Einkommensniveaus dürfte China kaum das Wachstum der Vergangenheit halten. Gemessen am Lohnniveau der USA liegt es derzeit bei 86 Prozent. Zudem hat die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt aufgrund der Ein-Kind-Politik den Vorteil des Bevölkerungswachstums verspielt. „China hat keine Chance, die Rolle, die es in den letzten 30 Jahren hatten, in Zukunft zu spielen“, konstatiert Makowski.

Wirtschaftswachstum bedeutet nicht mehr Wohlstand

Ein weiteres Problem Chinas hängt mit der politischen Stabilität zusammen. „China muss eine Balance finden zwischen politischer Stabilität, die das System trägt und einem Wachstumskurs“, sagt Makowski.

Die Stabilität sei aber nur zulasten des Wachstumskurses erreichbar. Im Moment erhöhe China die Einkommen überproportional zum BIP-Wachstum. Geld, das für Investitionen fehlt – was auf lange Sicht das Wachstum dämpft.

Der derzeitige Kurs Chinas widerlegt ein weitverbreitetes Irrtum: Die Wachstumschancen einer Volkswirtschaft werden oft mit der Wohlstandsperspektive der Bevölkerung gleichgesetzt. Das ist falsch. „Langfristig hängt die Vergütung eines Arbeiters immer von seiner Wertschöpfung ab“, sagt Makowski.

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