Mitnichten. Denn das langfristige Wachstum hängt ebenso vom Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ab, dem zweiten entscheidenden Aspekt. Das wiederum wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst.
Der wichtigste dabei ist die politische Stabilität. Deswegen ist es unklar, inwieweit Afrika ein Wachstumsmotor sein wird. Klar ist: „Wenn Afrika politisch an Stabilität gewinnt, könnte es in den nächsten 30 Jahren die wichtigste Wachstumsregion der Welt sein.“ Ob das gelingt? Unwahrscheinlich.
China und die Rolle des Einkommensniveaus
Bessere Aussichten haben die Staaten in Südostasien. Sie teilen einige der großen Potenziale Afrikas. Neben dem starken Bevölkerungswachstum in beiden Regionen beweist das ein weiterer Faktor, der sich auf das BIP pro Kopf auswirkt: „Wenn der wirtschaftliche Entwicklungsgrad auf einem niedrigen Niveau ist, wächst eine Wirtschaft schneller“, sagt Makowski.
Anders formuliert: Niedrige Einkommen beflügeln das Wachstum. Ein klarer Vorteil Afrikas. „Die Länder mit dem niedrigsten Einkommensniveau weltweit liegen allesamt in Afrika“, so Makowski. Auf die afrikanischen Staaten folgt Südostasien – mit Ländern wie Bangladesch. Dort liegt der Durchschnittslohn monatlich bei 500 Euro – in der Textilindustrie verdienen Arbeiter zum Teil weniger als 100 Euro im Monat.
Wegen des Einkommensniveaus dürfte China kaum das Wachstum der Vergangenheit halten. Gemessen am Lohnniveau der USA liegt es derzeit bei 86 Prozent. Zudem hat die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt aufgrund der Ein-Kind-Politik den Vorteil des Bevölkerungswachstums verspielt. „China hat keine Chance, die Rolle, die es in den letzten 30 Jahren hatten, in Zukunft zu spielen“, konstatiert Makowski.
Wirtschaftswachstum bedeutet nicht mehr Wohlstand
Ein weiteres Problem Chinas hängt mit der politischen Stabilität zusammen. „China muss eine Balance finden zwischen politischer Stabilität, die das System trägt und einem Wachstumskurs“, sagt Makowski.
Die Stabilität sei aber nur zulasten des Wachstumskurses erreichbar. Im Moment erhöhe China die Einkommen überproportional zum BIP-Wachstum. Geld, das für Investitionen fehlt – was auf lange Sicht das Wachstum dämpft.
Der derzeitige Kurs Chinas widerlegt ein weitverbreitetes Irrtum: Die Wachstumschancen einer Volkswirtschaft werden oft mit der Wohlstandsperspektive der Bevölkerung gleichgesetzt. Das ist falsch. „Langfristig hängt die Vergütung eines Arbeiters immer von seiner Wertschöpfung ab“, sagt Makowski.