Zypries in den USA Auf Lern- und Erklärreise

Brigitte Zypries reist quer durch die USA, um sich ein Bild von der Stimmung im Land zu machen. Gleichzeitig will die Bundeswirtschaftsministerin für den Freihandel trommeln. Eine schwierige Mission.

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Die Bundeswirtschaftsministerin trifft quer im ganzen Land Amerikaner, die ihr aus erster Hand berichten sollen, wie sich die USA unter Trump verändert haben. Quelle: dpa

Boston Boston, am Montagvormittag Ortszeit, Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries ist bei ihrem Lieblingsthema: Innovation, Start-ups, Zukunft. „Kann man den auch in Action sehen?“ fragt sie beim Blick auf einen Roboter, der aussieht wie ein Gremlin aus einem 80er-Jahre-Horrorfilm. Sie kann, allerdings nur auf Video. Der Roboter soll zeigen, dass Menschen mit Maschinen Beziehungen eingehen können.

Der Besuch bei dem renommierten Forschungsinstitut Massachusetts Institute of Technology (MIT) bildet den Auftakt ihrer großen USA-Reise. Zypries trifft sich mit der Leiterin eines Forschungsprojektes mit Singapur und schaut sich an, was das MIT bei der Robotertechnik forscht. Obwohl es der einfachere und erfreulichere Teil ihres ersten Besuchs als Wirtschaftsministerin in den USA ist, spielt auch hier das Thema Donald Trump und seine Politik eine Rolle. Denn die Forschungsmetropole Boston ist bedroht durch Budgetkürzungen im Forschungsetat des Staates, insbesondere für Grundlagenforschung. Ausländische Forscher fürchten zudem die Einreisebeschränkungen der Trump-Administration.

Quer durch die USA fährt die Wirtschaftsministerin in dieser Woche um zu erklären, warum Freihandel wichtig ist, aber auch um sich selbst ein Bild von der Stimmung im Land zu machen. Sie trifft quer im ganzen Land Amerikaner, die ihr aus erster Hand berichten sollen, wie sich die USA unter Trump verändert haben. Von Boston geht es am Abend nach Washington D.C., dann nach Spartanburg in South Carolina und am Donnerstagabend schließlich nach San Francisco und ins Silicon Valley.

Nach dem MIT-Termin wird Zypries in Boston mit Studenten der renommierten Harvard-Universität über die neue Situation im Land sprechen. Die Mehrheit in Massachusetts hat für Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton gestimmt. „Ich schäme mich für Trump“, sagt ein Shuttle-Fahrer, der in Boston aufgewachsen ist.

Eigentlich wollte Zypries auch den Gouverneur von Massachusetts treffen, sie bekam jedoch keinen Termin bei ihm. Er wäre ein willkommener Verbündeter gewesen. Charles Baker ist zwar Republikaner, hatte aber bereits im Wahlkampf öffentlich gesagt, dass er gegen Trump ist.

Die wichtigsten Termine von Zypries sind allerdings Dienstag und Mittwoch in Washington D.C. Dienstag trifft sie den ranghöchsten Republikaner im Repräsentantenhaus, Paul Ryan, sowie Manager deutscher Unternehmen in den USA. Am Mittwoch trifft sie zum ersten Mal ihren Amtskollegen Willbur Ross sowie den neuen US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer. Inhalt der Gespräche werden vor allem die jüngsten protektionistischen Bestrebungen der Amerikaner sein, etwa die Grenzausgleichssteuer oder die Überprüfung, ob die Stahlbranche eine sicherheitsrelevante Industrie für die USA darstellt. Das könnte dann wiederum eine höhere Abschottung für diesen Bereich bedeuten.

Am Donnerstag fliegt Zypries weiter nach Spartanburg in South Carolina, wo sie sich das BMW-Werk anschaut und sich mit Gouverneur Herny MacMaster, einem Republikaner, trifft. Zypries will den Amerikanern auch etwas bieten: Schaut her, unsere Unternehmen schaffen jede Menge Arbeitsplätze bei euch. Wenn ihr den deutschen Firmen schadet, kann das auch Arbeitsplätze kosten, lautet die Botschaft. Außerdem auf dem Zettel: Das weltweit einzigartige deutsche Ausbildungssystem, für das sich schon Trumps Tochter Ivanka Trump interessiert hat.

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