DHS BERLIN. "Frau, gläubig, links" hat sie ihr Erstlingswerk getauft, das pünktlich zu Beginn des neuen Kirchenjahres erscheint. Die Pfälzerin zählt zu den Parteilinken, wenn ihr auch viele übelnehmen, die Agendapolitik und die Rente mit 67 verteidigt zu haben - der Karriere wegen. Sie sieht das freilich anders.
Heute fordert sie vielmehr, Zweifel zuzulassen. "Wir hätten die 23 Prozent verhindern können, wenn wir das ein oder andere infrage gestellt hätten", sagt sie rückschauend zum Absturz der Partei. "Es durfte nicht gezweifelt werden", resümiert sie. Etliche Stoppschilder seien überfahren worden. Allerdings äußerte sie als Parteivize auch kaum Zweifel. Das mussten andere erledigen. Etwa der Genosse Ottmar Schreiner, der vor gut einem Jahr im selben Saal der Bundespressekonferenz sein Buch vorgestellt hatte. "Die Gerechtigkeitslücke" hatte er seine Abrechnung mit der Agendapolitik genannt. Nun trägt Nahles das Büßergewand und wirbt im Land für einen neuen Glauben an die SPD. Dabei will die Parteifunktionärin einem sakralen Leitspruch folgen, wie sie sagt: "Mach es wie Jesus, werde Mensch."