Wirtschaftskrise Branchen-Ausblick 2009: Wann kommt die Wende?

Die deutschen Unternehmen gehen gut gerüstet in die schwerste Finanz- und Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Was jetzt auf sie zukommt und mit welchen Strategien sie die Zukunft planen, zeigt der große Branchen-Überblick.

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Das Motto für die Autobranche für 2009: Augen zu und durch Quelle: LAIF

Automobil: Augen zu und durch

Bilder von leeren Werkshallen, Interviews mit besorgten Arbeitern am Fabriktor – die Autoindustrie ist zum Inbegriff der Wirtschaftskrise geworden. Seit Wochen stehen bei Herstellern und Zulieferern immer wieder die Bänder still, die Weihnachtsferien wurden in vielen Werken auf drei Wochen verlängert.

Betroffen vom Stillstand ist die gesamte Branche, von der insolvenzgefährdeten General-Motors-Tochter Opel bis zur Edelmarke Porsche, von Europas größtem Autokonzern Volkswagen bis zu den einst so erfolgsverwöhnten BMWlern. Ob es im neuen Jahr so weitergeht und flächendeckend Kurzarbeit eingeführt wird, kann niemand sagen. „Wir planen nur noch von Woche zu Woche“, sagt der Leiter eines großen deutschen Autowerkes. „Das machen im Moment alle in der Branche.“

Im November ging der Autoabsatz in Deutschland um 18 Prozent zurück, europaweit brach er sogar um 26 Prozent ein. In Spanien, Irland und den baltischen Staaten werden derzeit nur noch halb so viele Autos verkauft wie im Vorjahr, in Island ist der Verkauf praktisch ganz zum Erliegen gekommen.

Die Chancen für die deutschen Automobilhersteller stehen nicht schlecht

Nach Einschätzung von Matthias Wissmann, Präsident des Automobilverbandes VDA, haben „die Automärkte eine Talfahrt genommen, die in dieser Geschwindigkeit und Ausprägung zuvor noch nie stattgefunden hat“. Die Krise beschränke sich nicht nur auf ein Land, sondern habe "alle wichtigen Märkte weltweit erfasst".

2009 heißt es deshalb für die Autobranche: Augen zu – und durch. „Die Branche muss versuchen, den hohen Absatzrückgang ohne größeren Schaden zu überstehen, das ist die zentrale Herausforderung für 2009“, sagt Professor Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte an der Universität Duisburg-Essen. „Das werden nicht alle schaffen. Auf der Agenda steht also: Konsolidierung, Konsolidierung, Konsolidierung.“

Beim VDA wagt man keine Prognosen für 2009, warnt aber vor Schwarzmalerei: „Auch wenn diese Krise schwerer ausfällt als der letzte große Markteinbruch zu Anfang der Neunzigerjahre“, sagt VDA-Chef Wissmann, „bin ich doch überzeugt, dass die deutsche Automobilindustrie besser als ihre Wettbewerber aus dieser Krise hervorgehen wird.“

Die Chancen für die deutschen Automobilhersteller stehen in der Tat nicht schlecht. Die Finanzen von Daimler, VW und Co. sind solider als die der Konkurrenz, bei der Innovationskraft müssen Hersteller und Zulieferer allenfalls japanische Wettbewerber fürchten. Bei sparsamen Verbrennungsmotoren sind die deutschen Hersteller führend, beim Hybridantrieb haben sie gute Chancen, zum weltgrößten Autohersteller Toyota aufzuschließen.

Selbst beim Elektroantrieb – ihm gehört nach Einschätzung von immer mehr Top-Managern der Branche die Zukunft – könnten die Deutschen eine Führungsrolle einnehmen.

Das technologische Wettrüsten in der Autobranche verschlingt Milliarden

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Aber das technologische Wettrüsten verschlingt Milliarden. Weil niemand weiß, welche Antriebstechnologie sich letztlich durchsetzen wird, müssen die Hersteller parallel an sparsamen Verbrennungsmotoren, an Hybrid- und Elektromobilen forschen – und das mitten in der vielleicht größten Absatzkrise der Branche.

18 Milliarden Euro hat die Autobranche 2008 für Forschung und Entwicklung aufgewendet, das entspricht einem Drittel der gesamten deutschen Forschungsaufwendungen. 2009 wird mindestens die gleiche Summe fällig, wenn Deutschland künftig mit den richtigen Produkten mitmischen will.

Im Krisenjahr 2009 dürften nach Einschätzung des Autoexperten Dudenhöffer kompakte Geländewagen zu den gefragten Produkten gehören, trotz aller Klimaschutz-Appelle. Gesunkene Preise an der Tankstelle könnten den Trend verstärken. „Ein weiterer Trend werden die Kleinwagen und die Billigautos sein“, sagt der Autoexperte.

„Der Dacia Logan und Sandero werden 2009 vielen etablierten Volumenmarken und Importeuren Kunden abjagen. 2009 heißt es also Sekt oder Selters. Wer mit seinem Angebot dazwischen liegt, wird vom Kunden verschmäht.“

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