Rohstoffe Chinas rote Rohstoffriesen

Chinas Rohstoffkonzerne sind weltweit unterwegs, um den wachsenden Bedarf des Landes zu decken. Dabei greifen sie auch zu besonderen Mitteln.

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Pipelinekontrolle bei Petrochina Quelle: reuters

Die Zurückhaltung westlicher Multis kennen Chinas Rohstoffkonzerne nicht. Während für BP, Exxon und Royal Dutch Shell die Lage im Irak noch zu unsicher ist, um in dem von Krieg und Terroranschlägen erschütterten Land zu investieren, haben ihre chinesischen Konkurrenten keine Bedenken. Immerhin verfügt der Irak über die drittgrößten Erdölreserven der Welt. So hat die China National Petroleum Corporation (CNPC) mit Iraks Regierung einen Vertrag im Wert von 1,25 Milliarden US-Dollar unterzeichnet, um das Ölfeld Al-Ahdab südlich von Bagdad zu erschließen. Die geschätzte Fördermenge soll sich auf 90.000 Barrel pro Tag belaufen. Zusätzlich wollen die Chinesen ein Wasserkraftwerk bauen.

Das Pikante an dem Deal: Die Chinesen waren sich mit Bagdad schon einmal einig - vor gut elf Jahren. Ihr damaliger Vertragspartner: Saddam Hussein. Doch dann kam der Irak-Krieg dazwischen – und ihnen der Vertragspartner abhanden.

Chinas Boom-Wirtschaft ist heiß auf Rohstoffe, und seine Staatskonzerne grasen den Globus ab nach Öl, Kohle und Erzen. Die chinesische Wirtschaft boomt seit Jahrzehnten und braucht immer mehr Nachschub. Die Internationale Energieagentur geht davon aus, dass sich Chinas Energiebedarf von 2005 bis 2030 verdoppeln und seine Ölimporte mehr als verdreifachen werden. Schon in wenigen Jahren wird China mehr Energie verbrauchen als die USA.

Neuling im globalen Rohstoff-Poker

Selbst die riesigen Kohlevorräte des Landes reichen nicht mehr aus. In der ersten Jahreshälfte 2007 importierten die Chinesen erstmals mehr Kohle als sie exportierten. Auch auf den Stahlmärkten ist China ein Schwergewicht. In diesem Jahr verbraucht das Reich der Mitte mehr als 40 Prozent des weltweit produzierten Stahls. Vor acht Jahren waren es erst 20 Prozent.

Dabei sind Chinas Rohstoffkonzerne in keiner günstigen Position. Längst haben die traditionellen Industrieländer USA, Europa oder Japan die großen Rohstoffvorkommen unter sich aufgeteilt. Chinas Nachschub-Brigaden tauchen deshalb immer dort auf, wo westliche Konzerne nicht hindürfen wie im Iran und dem Sudan oder sich nicht hintrauen wie im Irak. Als Neulinge im globalen Rohstoff-Poker müssen die Chinesen mit höheren Einsätzen spielen.

Auch die westliche Konkurrenz bekommt das zu spüren. „Chinas Staatskonzerne arbeiten unter ganz anderen Rahmenbedingungen als private Firmen“, sagt Christof Rühl, Chefvolkswirt des Londoner Energieunternehmens BP. „Die staatlichen Rohstoffbetriebe konzentrieren sich ganz auf ihren Versorgungsauftrag und müssen nicht so sehr auf den Gewinn achten. Im Zweifel können sie sich ja auf Subventionen verlassen.“

Wichtige Energieträger in China 2007 (Zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken) Quelle: BP Statistical Review of World Energy, Juni 2008

Zu diesem Zweck schmiedeten die Chinesen gigantische Ölkonzerne wie Petrochina und Sinopec. Petrochina ist, gemessen an der Börsenkapitalisierung, derzeit das zweitteuerste Unternehmen der Welt. Nur der amerikanische Öl- und Gaskonzern Exxon Mobil ist noch höher bewertet. Der Löwenanteil Petrochinas, 86 Prozent, gehört dem Staatskonzern CNPC, der 1988 aus dem chinesischen Ölministerium entstanden ist.

Weil Größe allein nicht den Erfolg garantiert, hat die Regierung diese Unternehmen auch organisatorisch fit gemacht. Aus behäbigen Konglomeraten wurden Aktiengesellschaften, die an chinesischen und internationalen Börsen Kapital eingesammelt haben. Die Aktien von Petrochina notieren heute in Shanghai, Hongkong und New York. Die Emission von vier Milliarden Aktien Ende vergangenen Jahres an der Börse spülte 8,9 Milliarden Dollar in die Kassen des Unternehmens, sein Wert stieg umgerechnet auf eine Billion Dollar. Petrochina wurde damit zum teuersten Unternehmen der Welt. Erst als der Aktienkurs in diesem Frühjahr sank, verloren die Chinesen ihre Top-Position wieder an Exxon Mobil.

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