US-Wahlkampf Das letzte Gefecht zwischen Clinton und Obama?

High Noon in Texas – oder gar Clinton vor ihrem letzten Gefecht: Western-Anspielungen dominieren die Schlagzeilen vor den US-Vorwahlen in Texas und Ohio. Dabei deutet derzeit nur wenig auf abschließendes Duell hin. Immerhin hat Hillary Clinton in den jüngsten Umfragen gegen ihren Parteirivalen Barack Obama Boden gutgemacht. Ob die heutigen Vorwahlen eine Entscheidung im Demokraten-Wettstreit zwischen Clinton und Obama bringen, ist also längst nicht sicher.

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Hillary Clinton bei einer Quelle: AP

Einfach ist die Ausgangslage für die Senatorin des Bundesstaats New York nicht gerade: Denn ihr Rivale Barack Obama hat im Wettstreit um die Nominierung als Präsidentschaftskandidat die Nase vorn. Glatte 11 Siege in Serie hat der charismatische Demokrat bei den letzten Vorwahlen eingefahren. Amerikanische Medien feiern Obama bereits als John F. Kennedy mit dunklerem Teint. Der Spendenstrom für Obama wächst stetig an. Sogar der frühere US-Präsident Bill Clinton hat eingeräumt, dass seine Frau die Vorwahlen in Texas und Ohio gewinnen müsse, um die erste Präsidentin in der Geschichte der USA werden zu können.

Clintons Umfragewerte steigen

Hillary Clinton, die in den letzten Tagen einen wahren Marathon an Wahlkampfveranstaltungen abspulte, gibt sich noch nicht geschlagen. „Ich wärme mich gerade erst auf“, sagte sich Clinton vor Journalisten in Ohio kampfeslustig. Offenbar hat sie guten Grund dazu: Denn ihre Umfragewerte haben sich zuletzt verbessert. In Ohio glich sie Obamas Vorsprung von zwei Prozentpunkten aus. Nun liegen beide bei 44 Prozent, ergab eine heute veröffentlichte Umfrage von Reuters, C-Span und der texanischen Tageszeitung „Houston Chronicle“. In Texas gelang es der New Yorker Senatorin sogar, das Verhältnis umzukehren und mit 47 Prozent in Führung zu gehen. Obama erreichte auch hier 44 Prozent. Die Umfrage hat allerdings eine Fehlerquote von 3,4 Prozent und basiert auf Befragungen zwischen Samstag und Montag.

Nach Einschätzung von Meinungsforschern ging Clintons Wahlkampfstrategie auf, sich mit ihrer politischen Erfahrung gegen den 46-jährigen Obama zu profilieren. „Sie hat vor allem bei Männern dazugewonnen“, sagte John Zogby. „Das Argument der Stärke und die Zweifel, die sie an Obama gesät hat, scheinen sich auszuzahlen.“ In beiden Staaten wuchs zudem die Zahl der unentschiedenen Wähler. „Diese Entwicklung ging ganz und gar zulasten Obamas“, sagte Zogby.

Keine endgültige Entscheidung

Somit könnten Hillary Clintons Chancen für den heutigen Super-Dienstag gar nicht schlecht. Zwar finden heute auch in Vermont und Rhode Island Vorwahlen statt. Doch entscheidend sind eigentlich nur jene in den bevölkerungsreichen Bundesstaaten Texas und Ohio. Denn Texas geht mit 228 Delegiertenstimmen in den demokratischen Parteitag Anfang September, Ohio hat dort 162 Stimmen zu vergeben. Zum Vergleich: In Rhode Island sind 33, in Vermont 23 Delegiertenstimmen zu holen.

Ein wenig Rechnerei zeigt, dass die endgültige Entscheidung zwischen Clinton und Obama gar nicht heute fallen kann. Denn nach letzter Auszählung hat Clinton 1269 Delegierte auf ihrer Seite, Obama hat 1378. Damit ihre Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Demokraten sicher ist, müssen Clinton oder Obama insgesamt 2025 Delegiertenstimmen vorweisen können. Selbst bei einem Vierfach-Sieg kann heute keiner der beiden Rivalen diese Marke erreichen.

Bleibt eigentlich nur noch das Argument des Schwungs, den ein Doppelsieg in Ohio und Texas verleihen würde. Im Amerikanischen wird das gerne als „Momentum“ bezeichnet – ein Wort, mit dem sich die FAZ am vergangenen Sonntag ausführlich und pointiert beschäftigt hat. Schwung hatte Obama in den letzten Wochen wohl genug – Clinton ist dieser abhanden gekommen.

Allerdings wird Clinton nach den heutigen Vorwahlen kaum aufgeben. Denn anders als bei den Republikanern werden die Delegierten bei den Demokraten entsprechend des Stimmenanteils der Kandidaten verteilt. Der Sieger bekommt zwar den Löwenanteil, für den Zweitplatzierten kann dabei aber immer noch ein satter Batzen abfallen.

In zwei von drei Szenarien hat Clinton gute Karten

Wirklich schlecht wird Clintons Ausgangslage nur, wenn Obama in Texas und Ohio gewinnt. Denn dann hätte er mit 13 Siegen in Serie den Nimbus des Unschlagbaren. Gewinnt Clinton allerdings in einem und Obama in dem anderen der zwei Bundesstaaten, würde das beiden nützen. Obama könnte damit einen Sieg in einem großen Bundesstaat verbuchen und seine Führung ausbauen. Clinton könnte sich auf die Fahnen schreiben, dass sie die Erfolgsserie des Rivalen gebrochen hätte. Und damit bleibt sie mindestens bis zu den Vorwahlen am 22. April in Pennsylvania im Rennen.

Sollte Clinton in Texas und Ohio siegen, wäre das Rennen wieder völlig offen. Vermutlich wäre Clinton dann sogar in einer sehr guten Lage. Denn dann wäre der Frau, die bis vor wenigen Monaten als sichere Anwärterin der Demokraten galt, ein veritables Comeback geglückt. Und das ist eine Geschichte, wie sie amerikanische Medien lieben.

Fast schon langweilig geht es im politischen Gegenlager zu. Auf der republikanischen Seite steuerte John McCain auf seine Nominierung zu. Er hielt in den Umfragen seinen härtesten Konkurrenten Mike Huckabee deutlich auf Abstand und brauchte nur noch 261 Delegierte, um im November ins Rennen um die Nachfolge von Präsident George W. Bush geschickt zu werden.

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