Auf Schröders Negativseite stehen der Atomausstieg und die Energiewende mit den überaus großzügigen Subventionen für erneuerbare Energien. Allerdings ist ihm zuzugeben, dass die großen finanziellen Verwerfungen und übereilten Um- und Wiederausstiegsszenarien erst in die Zeit seiner Nachfolgerin Angela Merkel fallen. Die Schröderschen Fehlkonstruktionen hat sie zu spät oder gar nicht korrigiert.
Dass es nicht zu einer wirtschaftspolitischen Verklärung kommt, dafür sorgt der Altkanzler schon selbst. Zwar meldet er sich mit unbequemen Kommentaren zur eigenen Truppe und zur aktuellen Regierung zu Wort – das hilft gemeinhin bei der Begründung eines Rufs als elder statesman und Instanz über dem Parteienstreit. Bei Schröder allerdings spricht sein unternehmerisches und außenpolitisches Engagement dagegen. Denn er nimmt seit seiner Abwahl 2005 stets Partei: für Russland und dessen Präsidenten Putin (ein „lupenreiner Demokrat“) im Allgemeinen und für seinen indirekten Auftraggeber Gazprom im Besonderen. Denn der russische Energiekonzern platzierte Schröder bald nach dessen Amtsabschied als Aufsichtsrat in der Betreibergesellschaft der „North Stream“-Pipeline, die russisches Gas durch die Ostsee nach Deutschland liefert.
Ans Aufhören denkt der frühere „Genosse der Bosse“ auch mit 70 Jahren ohnehin noch nicht. Allen Bestrebungen seiner Partei zum Trotz, die Rente mit 67 zurückzudrehen und Ältere notfalls auch schon mit 61 Jahren aufs Altenteil zu entlassen.