70 Jahre Marshall-Plan Merkel warnt vor neuem Protektionismus

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat eindringlich davor gewarnt, dass einzelne Länder aus Angst vor dem Wettbewerb neue Handelshemmnisse aufbauen. Bei einer Veranstaltung zu „70 Jahre Masterplan“ forderte sie offene Märkte.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach in Berlin bei der Konferenz des German Marshall Fund of the United States zu „70 Jahre Marshall Plan“. Einmal mehr machte sie sich für offene Märkte stark. Quelle: dpa

Berlin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat angesichts der US-Kritik am deutschen Exportüberschuss davor gewarnt, eine Ära der wirtschaftlichen Abschottung einzuläuten. Ein reger Handel komme allen zugute, „Protektionismus und Abschottung dagegen wirken innovationshemmend“, sagte sie am Mittwoch bei einer Veranstaltung zu „70 Jahre Marshall-Plan“. Eine Abkehr von der Politik der offenen Märkte würde allen schaden, „auch denjenigen, die für Abschottung werben“. US-Präsident Donald Trump hatte sich zuletzt bitter über die deutschen Handelsüberschüsse beschwert.

Merkel sagte, die Europäer müssten sich im Klaren darüber sein, „dass wir unser Schicksal ein Stück weit selbst in der Hand haben und auch in die Hand nehmen müssen“ - in außen- und sicherheitspolitischen Fragen, aber auch in der Handels- und Wirtschaftspolitik.

US-Außenminister George C. Marshall hatte seinen Plan für den Wiederaufbau von Europa nach dem Zweiten Weltkrieg im Juni 1947 in einer Rede an der Universität Harvard skizziert. Mit diesem Plan habe Marshall das Fundament für die globalisierte Wirtschaft von heute gelegt, sagte der frühere Außenminister Henry Kissinger, 94, in einer Rede vor den Teilnehmern der Veranstaltung des „German Marshall Fund“.

Er ist eine der wesentlichen historischen Grundlagen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (heute: KfW-Bankengruppe). Im Auftrag der Bundesregierung verwaltet die KfW heute das ERP-Sondervermögen, das aus den Mitteln des Marshallplans hervorging. Damit finanziert sie unter anderem Förderprogramme für Gründer und den Mittelstand.

„Die Geschichte der KfW ist eng mit dem Marshallplan verknüpft. Der Marshallplan steht für ein Leitmotiv, an dem sich die KfW noch heute orientiert und das ihr Handeln prägt. Mit den Mitteln aus dem Marshallplan begleitet die KfW den wirtschaftlichen Strukturwandel in Deutschland. Sie stößt damit zukunftsweisende Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft an“, so Günther Bräunig, Vorstand der KfW Bankengruppe. Seit ihrer Gründung hat die KfW bis heute hierfür ein Gesamtfördervolumen von mehr als 1,5 Billionen Euro ausgereicht.

Mit seiner Rede am 5. Juni 1947 rief der damalige US-Außenminister George C. Marshall das „European Recovery Program“ (ERP) ins Leben - besser bekannt unter dem Namen Marshallplan. Als das größte zivile Aufbauprogramm der Geschichte sorgte es für den wirtschaftlichen Wiederaufbau der Länder Westeuropas. Der US-Kongress stellte hierfür 1948 ein Fördervolumen in Höhe von 12 Milliarden Dollar bereit. Deutschland erhielt davon 1,89 Milliarden Euro zur Erstausleihung an die deutsche Wirtschaft.

Im Rahmen dieses Programms versorgten die USA die teilnehmenden Länder mit verschiedenen Gütern, wie beispielsweise Rohstoffen, Lebensmitteln und Sachgütern. Den Gegenwert dieser Importe mussten die Länder in Counterpartfonds einzahlen. Diese Rückzahlungen flossen jedoch nicht an die USA zurück, sondern standen in Deutschland als revolvierende Kredite zur Förderung der Wirtschaft zur Verfügung und bildeten die Basis des ERP-Sondervermögens. Zur Erfüllung dieser Aufgabe wurde 1948 die Kreditanstalt für Wiederaufbau gegründet.

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