Abenteuerliche Finanzpolsterbildung Die Intransparenz der IHK-Transparenzoffensive

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Kaktus in der Hand

Teure Handwerker in Deutschland

Sätze wie dieser bilden den Kern des Selbstverständnisses der Kammern, die ihre Vollversammlungen gern als „Unternehmerparlament“ bezeichnen. Für Thomas Albrecht steckt in diesen Worten alles, was die Kammern aus seiner Sicht so unmöglich macht. „Das Demokratieverständnis der Kammern ist dringend reformbedürftig“, sagt Albrecht, freischaffender Unternehmensberater, Vorsitzender der Stuttgarter Kaktus-Gruppe, die Ende 2012 in die Vollversammlung einzog. Seitdem gilt Stuttgart unter Kammervertretern als Synonym für ein Worst-Case-Szenario.

Denn Albrecht und seine Mitstreiter, die rund 20 Prozent der Sitze in der Vollversammlung innehaben, begannen schon vor der Wahl damit, die Alteingesessenen zu übertölpeln. So etwas wie Parteien oder Gruppierungen gibt es in der Vollversammlung, die sich als Gremium unabhängiger Einzelunternehmer definiert, eigentlich nicht. Um als Gruppe dennoch in Erscheinung zu treten, ließen sich Albrecht und seine Mannen auf den Kandidatenfotos mit einem Kaktus in der Hand ablichten. In Frankfurt bot die IHK den Kandidaten jetzt an, vor der anstehenden Wahl für sie offizielle Fotos anzufertigen. Ein netter Service, vielleicht nicht ganz ohne Hintergedanken.

Früher blieben solche Vorgänge lokale Skurrilitäten. Inzwischen aber wird viel darüber geredet. Einige Kammern veröffentlichen seit Kurzem immerhin ihre Wahlergebnisse. Hier und da werden zumindest die eklatanten demokratischen Defizite, wie interne „Nachwahlen“ zusätzlicher Vollversammlungsmitglieder, abgeschafft. Doch von echten Unternehmerparlamenten sind die Gremien immer noch weit entfernt. Dabei kann wohl nur der Weg dorthin sie davor bewahren, dass Menschen wie Kai Boeddinghaus immer neue Ordner anlegen – und Mehrheiten erringen.

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