Allerdings schafft es die FDP an diesem Samstag nicht nur zu polarisieren, sondern auch Menschen zu mobilisieren. Der Heinrich-Heine-Platz in der Düsseldorfer Altstadt ist voll, auch an den Rändern drängen sich noch viele Menschen, um einen Blick auf die Bühne zu erhaschen. Spannend waren vor allem Themen, die nicht angesprochen wurden, wie etwa die Zweitstimmenkampagne. Von einem offensiven Werben der Stimmen aus dem konservativen Lager keine Spur - einzig Guido Westerwelle bat um die Zweitstimme für die FDP.
Der Bundesaußenminister appellierte in seiner Rede an die Bürger, wählen zu gehen: Es sei eine Ohrfeige für Millionen Menschen weltweit, die gerne ein einziges Mal in ihrem Leben wählen gehen würden, das aber nicht dürfen. Demokratie brauche auch Demokraten, mahnte Westerwelle und freute sich dabei sogar über ein Plakat auf dem es hieß: "Do not trust in Guido" - "in was für einem tollen Land wir doch leben, in dem jeder seine Meinung sagen darf."
Offensiv warb er für ein Bündnis von Union und FDP als ein Garant für Toleranz: "Dass ich meinen Partner nicht mehr verstecken muss, das betrachte ich als großen Fortschritt für die Liberalität unserer Gesellschaft", sagte Westerwelle auf der Abschlusskundgebung. Für seine ungewöhnlich starke Rede erhält er wieder und wieder auch Zwischenapplaus.
Westerwelle scheint versöhnt mit seiner Rolle in der Partei und im Land - und er hat sichtlich Spaß am Wahlkampf und schafft dabei das, was Philipp Rösler nicht kann: Die liberale Botschaft in knappen Worten so zu vermitteln, dass sie direkt in den Köpfen der Menschen ankommt und dort bis Sonntag vielleicht auch noch etwas bewegt.