AfD AfD-Co-Chef schreibt „Nachruf“ auf Hans-Olaf Henkel

Der AfD-Co-Chef Adam weint dem zurückgetreten Parteivize Henkel keine Träne nach. Was er von dem EU-Abgeordneten hält, hat er in einem „Nachruf“ niedergeschrieben, versehen mit einer unmissverständlichen Botschaft.

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Hans-Olaf Henkel und Konrad Adam (r.) sind sich seit einer Brand-Mail Henkels in herzlicher Abneigung verbunden. (Foto: dpa)

Berlin Die Alternative für Deutschland (AfD) ist bekannt dafür, dass sie mit ihren eigenen Leuten nicht zimperlich umgeht.  Hans-Olaf Henkel ist auch einer, der gerne austeilt – insbesondere dann, wenn sich aus seiner Sicht Schieflagen in der Partei angedeutet haben. Dann ist Henkel in die Offensive gegangen, hat seinen Unmut über die Medien oder über seine Facebook-Seite verbreitet.

Vergangene Woche ist Henkel wegen Streit in einer Personalfrage als Bundesvize der Partei  zurückgetreten. Auch das hat er via Facebook mitgeteilt. In der Partei hat seine Entscheidung unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Die bizarrste lieferte sein einstiger Vorstandskollege, der AfD-Co-Chef Konrad Adam.

Über seine eigene Facebook-Seite widmete Adam Henkel, der in der Kurzform auch „HOH“ genannt wird, einen „Nachruf auf HOH“. Gleich zu Beginn wirft Adam, der aus dem chaotischen Landesverband in Hessen kommt, auf, Henkel vor, mit seinem „großen Lärm“ der Partei jenen Schaden zugefügt zu haben, „vor dem er uns, seine Vorstandskollegen, immer wieder gewarnt hatte“. Er sei sich damit bis zum Schluss der Rolle treu geblieben, für die er im Vorstand zuständig war: „der Rolle des Fachmanns fürs Grobe“.

Dann erinnert Adam an eine Auseinandersetzung zwischen ihm und Henkel. „Das schönste Beweisstück dafür ist eine bekannt gewordene E-Mail, welche er um die Jahreswende an mich gerichtet hatte. In dieser attestierte er mir allerlei unerfreuliche Eigenschaften und äußerte die Hoffnung, ich würde bald von der politischen Bühne verschwinden.“ Nun sei Henkel selbst verschwunden, und damit dürfte sich, schätzt Adam, „die Aussicht auf zivile Umgangsformen deutlich verbessert haben“. Sein Bedauern über Henkels Abgang halte sich deshalb „in engen Grenzen“.

Die interne Mail, auf die Adam abzielt, war Anfang des Jahres öffentlich geworden. Darin beschimpfte Henkel Adam persönlich und forderte ihn zum Rücktritt auf. „Ich hoffe, der letzte Akt wird bald aufgeführt und Sie treten von der Bühne“, schrieb Henkel an Adam. Dieser sei von Ehrgeiz zerfressen und versuche mit „immer größerer Energie“, Parteichef Bernd Lucke ein Bein zu stellen. Doch könne Adam Lucke „nicht im Entferntesten“ das Wasser reichen. „Sie sind total von der Rolle und merken es offensichtlich nicht einmal“, schrieb Henkel weiter.


„Ich hätte nichts dagegen, wenn Henkel die Partei verließe“

Für Adam sind Henkels verbale Attacken vor allem vor dem Hintergrund des derzeitigen Richtungsstreits in der Partei von Bedeutung, „weil sie“, wie er in seinem „Nachruf“ schreibt, „von den Vertretern einer Richtung rauf und runter zitiert werden, die Henkel angeblich bekämpfte“. Auf niemanden hätten sich „die einfallslosen Rechtsausleger in unserer Partei so oft und gern berufen wie auf den wirtschaftsliberalen Henkel“.

Er sei ihr Kronzeuge gewesen, wenn es darum gegangen sei, die Mitte zu diskreditieren und zu schwächen. „Diese Mitte wird eben nicht nur von einer, sondern von zwei Seiten bedroht, von den Rechtsauslegern und von den Marktradikalen“, ist Adam überzeugt.

Er selbst zähle sich zu der beschriebenen Mitte und habe daher nichts dagegen, „dass Henkel, der bei der FDP begonnen hatte, dann seine Sympathie für die Freien Wähler entdeckte und schließlich bei uns gelandet ist, sein politisches Wanderleben im Kreis der AfD beschließt“.

Und dann fügt Adam unmissverständlich hinzu: „Ich hätte aber auch nichts dagegen, wenn er dem ersten einen zweiten Schritt folgen lassen wollte und die Partei verließe. Das wäre immerhin konsequent, und vor konsequentem Handeln habe ich schon immer Respekt gehabt.“

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