Dazu passt, dass die Stimmung in Italien, in Griechenland und auch in Frankreich angespannt bleibt. In Frankreich ist die Rechtspopulistin Marine Le Pen die derzeit populärste Politikerin. Sie will nun ein Bündnis mit Geert Wilders und weiteren Anti-Euro-Parteien schmieden. Wurden Sie auch angesprochen?
Nein, wir wurden nicht angesprochen. Ich hätte eine Gesprächseinladung auch zurückgewiesen.
Warum?
Da gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Der Front National will z. B. aus der NATO austreten und wieder Zollschranken in der EU einrichten. Beides ist mit uns nicht zu machen. Wir stehen für die Westbindung Deutschlands und wollen den europäischen Binnenmarkt stärken. Die Freiheitspartei von Geert Wilders ist eine Partei ohne innerparteiliche Demokratie. Denn die Partei hat nur ein Mitglied, Herrn Wilders selbst. Er allein hat das Sagen und alle anderen folgen. Die AfD hingegen legt viel Wert auf Basisdemokratie. Schließlich sind der Front National von Marine Le Pen und die Freiheitspartei von Geert Wilders sind teils latent, teils offen islamfeindlich. Auch damit kommen sie als Partner nicht in Frage.
Es gilt aber weiterhin, dass Sie für die AfD als Spitzenkandidat zur Europawahl im Mai 2014 antreten wollen – und auch nach Brüssel gehen, sofern ihre Partei die 3-Prozent-Hürde überspringt?
Das habe ich vor, richtig.
Was für Themen wollen sie in Brüssel vorantreiben und mit wem wollen Sie zusammenarbeiten?
Ich würde mich im Europaparlament für den währungspolitischen Ausschuss interessieren. Jenes Gremium, indem die gesamte Euro-Politik diskutiert wird. Ich möchte mich dafür engagieren, dass die überschuldeten Euro-Staaten aus dem Euro aussteigen dürfen. Der gesamten Euro-Zone ginge es besser, wenn wir währungspolitische Flexibilität hätten. Zusammenarbeiten wollen wir mit denen, die unsere Positionen teilen. Das können auch wechselnde Partner sein. Wichtig sind die Positionen, nicht die Partner.
Die Ablehnung der Gemeinschaftswährung ist einer der wenigen Punkte, in dem sich alle AfD-Mitglieder einig sind. In den Landesverbänden tobt ein Richtungsstreit, vielerorts gab es Rücktritte. Kommen Sie bei all den Streitereien noch mit?
Falsch, wir sind uns inhaltlich in allen wesentlichen Fragen sehr einig und Meinungsverschiedenheiten gibt es allenfalls in zweitrangigen Fragen. Es sind auch im personellen Bereich gar nicht so viele Konfliktherde, wie Sie behaupten. Aber es stimmt, dass es in mehreren Landesverbänden Diskussionen über die Führungsmannschaft gab und manche Leute nach den Strapazen des Wahlkampfes auch nicht mehr weitermachen wollten. Das ist aber auch normal. Wenn es jetzt Gerangel um die Nachfolge gibt, ist das ein Zeichen für eine gesunde innerparteiliche Demokratie. Nicht so demokratisch ist es, wenn in den Altparteien meistens nur ein Kandidat kandidiert und dann irgendein Ergebnis zwischen 80 Prozent und 99 Prozent einfährt.
Schillernde AfD-Mitglieder aus NRW
Der Direktor des Instituts für Organisationsökonomik an der Universität Münster war 23 Jahre lang Mitglied der FDP. Doch spätestens mit dem gescheiterten Mitgliederentscheid der FDP gegen die Euro-Rettung war für Dilger klar: Das war’s. Seit April 2013 ist Dilger Landessprecher der AfD in Nordrhein-Westfalen, war Spitzenkandidat der AfD im größten Bundesland bei der Bundestagswahl und Direktkandidat in Dortmund. Im Oktober 2013 erklärte Dilger nach parteiinternen Streitereien seinen Rücktritt vom Landesvorsitz. Möglicherweise tritt er aber zur Wiederwahl auf dem Landesparteitag Ende November/ Anfang Dezember in Arnsberg erneut an.
Der Düsseldorfer ist mittelständischer Unternehmer im Maschinenbau – und kritisiert die Energiepolitik der Regierung. Die Energiewende bedeute eine starke Gefährdung des Wirtschaftsstandortes Deutschland. „Gigantische Investitionen mit zweifelhaftem Nutzen sollen durchgeführt werden. Verbraucher und Unternehmen werden mit erheblichen Energiekostensteigerungen belastet. Die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen und damit viele Arbeitsplätze sind dadurch in Gefahr“, sagt der 54-jährige. Wlecke ist Mitglied des Vorstands des AfD-Stadtverbands Düsseldorf und des Arbeitskreises Steuern und Staatsfinanzen (Landesverband) - sowie Mitglied im Bundesarbeitskreis Energiepolitik.
Der Dortmunder ist Steuerrechtler und Richter am Finanzgericht. Der 59-jährige, in zweiter Ehe verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kinder, erkrankte Anfang des Jahrtausends an einer Leberzirrhose. Eine Teilleber-Transplantation rettete ihm das Leben. Im September trat er als Bundestagskandidat für die AfD an.
Der Bundestags-Direktkandidat für den Wahlkreis Köln 1 hat eine Lehre als Einzelhandelskaufmann bei der Kaufhof AG in Köln abgeschlossen und ist dann als Freiwilliger zur Bundeswehr gegangen. Seit 25 Jahren ist Rottmann nun Soldat, seit 1997 staatlich geprüfter Betriebswirt und Offizier. Der 44-Jährige ist verheiratet und hat einen Sohn
In Nordrhein-Westfalen wird der Vorstand neu gewählt.
Ja, der bisherige Sprecher der AfD-NRW, Alexander Dilger, hat seinen Rücktritt zum Landesparteitag angekündigt. Er setzt sich dafür ein, dass der Landesvorstand neu gewählt wird. Das unterstütze ich. Ähnlich lief es in Rheinland-Pfalz, in Brandenburg und in Niedersachsen ab. Entgegen der Spekulationen in der Presse ging es überall sehr geordnet zu. Da wurde sachlich debattiert und am Ende ein neuer Vorstand gewählt. Nur in Hessen ist es nicht so gut gelaufen. Aber das kriegen wir auch noch hin.