AfD-Chef Bernd Lucke "Die Große Koalition betreibt Unsinn"

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"Nazi-Vergleiche haben mich sehr getroffen"

Die zehn größten Euro-Lügen 2013
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Antonis Samaras Quelle: dapd
Jean-Claude Juncker Quelle: dpa

Sie zeichnen ein sehr positives Bild. Wenn man aber mit Parteimitgliedern spricht, wird deutlich, dass vielen nicht klar ist, in welche Richtung die AfD drängt. Wollen sie die Lücke, die die FDP hinterlassen hat, füllen oder siedeln sie sich rechts der Union an?

Wir sind weder rechts von der Union, noch links und auch keine FDP 2.0. Lasst uns doch mit dem Schubladen-Denken aufhören! Wir versuchen, sachgerechte Lösungen zu finden. Das bedeutet, dass wir uns im Bereich der Wirtschaftspolitik klar zur Kraft des Marktes bekennen und ebenso klar zur Verantwortung gegenüber den Schwächeren in der Gesellschaft – klassische soziale Marktwirtschaft nach Ludwig Erhard also. Daraus folgt auch, dass Banken nicht imstande sein dürfen, den Steuerzahler mit ihrer Systemrelevanz zu erpressen. In der inneren Sicherheit wollen wir einen klaren Kurs der Null-Toleranz gegenüber der Kriminalität. Das ist weder links noch rechts sondern einfach vernünftig.  Außerdem wollen wir z. B. die Familien stärken, auch in ihrer Verantwortung für Bildung und Ausbildung ihrer Kinder.

Heißt das, sie lehnen die Homo-Ehe ab?

Die Homo-Ehe ist ja geltendes Recht über eingetragene Lebenspartnerschaften. Die Debatte kreist eher um die Frage des Adoptionsrechts. Aber zu dem ganzen Komplex haben wir noch keinen Beschluss gefasst. Ich halte das auch nicht für nötig, denn das ist für die AfD kein zentrales Thema. Ich glaube, dass wir es als Partei gut verkraften können, wenn es in einigen Randthemen unterschiedliche Meinungen gibt.

Sie wollen sich also nicht festlegen.

Nicht in allen Themen oder jedenfalls nicht sofort. In manchen Fragen werden sich unsere Haltungen im Laufe der Zeit herauskristallisieren. Wir diskutieren bis Dinge entscheidungsreif sind und werden dann auf Bundesparteitagen einen Standpunkt beschließen. Wir haben einen programmatischen Kernbestand rund um die Euro-Rettungspolitik, Europa, Familie, Bildung, Energie etc. und erweitern dieses Spektrum peu à peu. Wir haben nicht den Ehrgeiz schon jetzt ein vollständiges Programm zu bieten, das wächst einfach.

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von Tim Rahmann

Zum Abschluss noch zwei persönliche Fragen: Wie fällt Ihre Bilanz des sehr ereignisreichen Jahres 2013 aus?

Es war ein aufregendes Jahr, das kann man wohl sagen. Das Highlight war sicherlich der Gründungsprozess der Partei selbst mitsamt dem enormen Zuspruch, den wir bekommen haben. Wir haben mit 15 Menschen im kleinen Kämmerlein die Partei gegründet – und innerhalb kürzester Zeit tausende Mitstreiter gefunden. Das hat dann manchmal auch für organisatorische Schwierigkeiten gesorgt, aber insgesamt hat der Prozess sehr gut geklappt und wir haben dann ja auch ein tolles Ergebnis bei der Bundestagswahl im September erzielt. Es ist schade, dass es nicht ganz für den Einzug ins Parlament gereicht hat. Aber wir haben über zwei Millionen Stimmen geholt und gehen sehr optimistisch und angriffslustig ins Jahr 2014.

Wie sehr haben Sie die Vorwürfe nachdenklich gemacht, die AfD sei eine rechtspopulistische Partei? 

Das ist Unfug. Rechtspopulistisch ist eine Partei, die eine PKW-Maut nur für Ausländer fordert. Das sind bekanntlich nicht wir. Aber es ist in der Tat sehr verletzend, wenn unsere Gegner uns in die Nähe des Rechtsradikalismus zu rücken versuchen. Wir setzen uns kritisch mit dem Euro auseinander. Was ist daran rechts? Wir sind für eine geordnete Zuwanderung.

Wer für eine ungeordnete Zuwanderungspolitik ist, soll es bitte laut sagen. Wir sind für mehr Demokratie in Europa und eine bessere EU. Das wird man doch noch sagen dürfen, ohne gleich verunglimpft zu werden. Wer gegen jeden Andersdenkenden gleich die Keule des Rechtsradikalismus zückt, schädigt die Demokratie. Es sollte doch jeder froh sein, dass es mal eine neue Partei gibt. Die Altparteien machen oft genug eine traurige Figur und da schadet es doch nicht, wenn man eine Wahlmöglichkeit mehr hat.

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