AfD-Chefin  im Politiker-Ranking Horst Seehofer sticht Frauke Petry aus

Nach den Brüssel-Anschlägen steigt die Zustimmung für die Union, während es für die AfD bergab geht. Auch für Parteichefin Petry läuft es nicht rund. Anhänger ihrer Partei vertrauen CSU-Chef Seehofer mehr als ihr.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Frauke Petry, Bundesvorsitzende der AfD (Alternative für Deutschland): Bei den AfD-Anhängern läuft ihr CSU-Chef Horst Seehofer den Rang ab. Quelle: dpa

Berlin Frauke Petry hat es nicht leicht in diesen Tagen. In den sozialen Medien machen sich User über den Auftritt der AfD-Bundesvorsitzenden in einem TV-Interview lustig, ihrem Pressesprecher kündigt sie die Zusammenarbeit und im Parteivorstand hat sie einen immer schwereren Stand. Und jetzt entziehen ihr auch noch die AfD-Anhänger das Vertrauen.

Im Politiker-Beliebtheitsranking, das Forsa im Auftrag des „Stern“ ermittelt, genießt der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bei den Rechtspopulisten einen deutlich größeren Rückhalt als Petry. Die AfD-Chefin wird demnach von ihren eigenen Anhängern mit nur 47 Vertrauenspunkten bedacht. Der CSU-Chef dagegen steht bei AfD-Sympathisanten offenbar besonders hoch im Kurs: Von denen bekam der CSU-Mann 69 Punkte - sieben weniger als von den eigenen Anhängern.

Bei der Befragung konnten Punkte zwischen 0 (kein Vertrauen) und 100 (sehr großes Vertrauen) vergeben werden, aus denen dann der Mittelwert errechnet wurde.

Das Ranking führen Außenminister Frank-Walter Steinmeier (63 Punkte), Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann (62), Finanzminister Wolfgang Schäuble (62) und Kanzlerin Angela Merkel (61) an.

Nordrhein-Westfalens SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (54) rangiert vor SPD-Chef Sigmar Gabriel (49), Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (48) und CSU-Chef Horst Seehofer (46). Auf den hinteren Plätzen: FDP-Vorsitzender Christian Lindner (42), Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt (41) und Linke-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht (36). Das Schlusslicht mit 19 Punkten bildet AfD-Chefin Frauke Petry.

Die große Begeisterung der AfD-Anhänger für Seehofer dürfte auch dem Umstand geschuldet sein, dass er in der Flüchtlingspolitik teilweise ähnliche Positionen vertritt wie die Petry-Partei. Die Grünen haben dem CSU-Chef deshalb auch schon mal den Parteiwechsel nahegelegt. Doch die AfD winkte umgehend ab. Für Seehofer hätte man nicht mal als „Hofnarr im Kanzleramt“ mit Petry Verwendung, erklärte kürzlich der NRW-Landeschef Marcus Pretzell. Ob das die AfD-Anhänger genauso sähen, wenn man sie fragte?

Immerhin kommt Petry zugute, dass ihre Partei demnächst ein Grundsatzprogramm beschließen will, indem auch aktuelle Themen wie die Euro-Rettungspolitik und die Flüchtlingskrise ihren Niederschlag finden. Das aktuelle Parteiprogramm der CSU stammt hingegen noch aus dem Jahr 2007. Doch das soll sich bald ändern. Unter Federführung des Vorsitzenden der Kommission für Grundsatzfragen und Programm der CSU, dem Landtagsabgeordneten Markus Blume, soll bis zum Parteitag im Herbst das Programm überarbeitet werden.


Merkel erreicht bei Kanzlerpräferenz höchsten Wert in diesem Jahr

Auch für die AfD läuft es nicht mehr rund. Ihr Umfrage-Höhenflug scheint zumindest in der Forsa-Umfrage gestoppt. Gleich drei Prozentpunkte büßt die Partei ein, sie liegt jetzt wieder bei 10 Prozent. Die Gründe für den Absturz liegen für Forsa-Chef Manfred Güllner auf der Hand. „Weil sich nach den Anschlägen in Brüssel die Terrorgefahr erhöht hat, wenden sich die Bürger - wie auch schon nach den Pariser Attentaten - wieder stärker den staatstragenden Parteien zu.“

Entsprechend steigt die Zustimmung für die Union und Merkel. Im „Stern“-RTL-Wahltrend legen CDU/CSU demnach im Vergleich zur Vorwoche um einen Prozentpunkt zu und kommen nun auf 36 Prozent. Auch die FDP kann sich um einen Punkt verbessern auf 7 Prozent. Die SPD stagniert bei 20 Prozent, die Grünen behaupten ihre 13 Prozent, die Linke verharrt weiterhin bei 8 Prozent.

Auf die kleinen Parteien – außer AfD – entfallen zusammen 6 Prozent. Der Anteil der Nichtwähler und Unentschlossenen beträgt 29 Prozent, nochmals ein Punkt weniger als in der Vorwoche.

Dass die AfD gleich so stark abrutscht, dürfte laut Güllner zum Teil auch der Einigung der EU mit der Türkei in der Flüchtlingsfrage zuzuschreiben sein. Was wiederum Angela Merkels Popularität steigert: Mit 52 Prozent erreicht sie bei der Kanzlerpräferenz ihren höchsten Wert in diesem Jahr.  

Damit liegt Merkel nun 39 Prozentpunkte vor SPD-Chef und Vizekanzler Sigmar Gabriel, den sich 13 Prozent als Kanzler wünschen.

Auch bei der Einschätzung der politischen Kompetenz gewinnt die Union drei Punkte hinzu auf 29 Prozent. Der SPD trauen dagegen nur 6 Prozent zu, mit den Problemen in Deutschland am besten fertig zu werden. 11 Prozent billigen diese Kompetenz anderen Parteien zu, 54 Prozent allerdings keiner Partei.

Für den „Wahltrend“ befragte das Forsa-Institut vom 21. bis 24. März 2016 2005 repräsentativ ausgesuchte Bundesbürger, die durch eine computergesteuerte Zufallsstichprobe ermittelt wurden. Die statistische Fehlertoleranz liegt bei +/- 2,5 Prozentpunkten.

Für das Politiker-Ranking wurden am 21. und 22. März 2016 1002 repräsentativ ausgesuchte Bundesbürger befragt. Die statistische Fehlertoleranz liegt bei +/- 3 Prozentpunkten. 

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%