AfD Kasse machen mit den Rechtspopulisten

Der auf Verschwörungstheorien spezialisierte Kopp-Verlag und andere randständige Medienunternehmen gehören zu den wirtschaftlichen Profiteuren des Aufstiegs der AfD.

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Verleger Jochen Kopp mit seinem Sortiment - Website des Magazins

Als Phantom macht Jochen Kopp seine Sache ziemlich gut. Für zehn Uhr hatte er sich angekündigt, fast eine Viertelstunde ist er nun überfällig. Den Gast hat er in einen Besprechungsraum seines Verlagsgebäudes schicken lassen, der Blick auf den Schwäbischen Albrand ist prächtig. Die Tür steht offen, jedes anschwellende Geräusch könnte Kopp sein.

Raschel, raschel, eine junge Frau rauscht vorbei. Murmel, murmel, zwei Mitarbeiter, ins Gespräch vertieft. Bald betritt eine freundliche Dame den Raum, bietet Kaffee an und bringt ihn wenig später.

Das Netzwerk der Hass-Unternehmer

Mit dem Aufstieg des Rechtspopulismus gewinnen auch die rechten Medien an Einfluss. Wer hinter den wichtigsten Organen der Szene steckt, wie sie sich gegenseitig unterstützen und wie sie die Agenda der AfD beeinflussen. Eine Erzählung als Netzwerkgrafik.

Dann hat ein schüchterner Mann in grob kariertem Hemd und Jeans seinen Auftritt, kommt rein, bleibt stehen, ohne Worte. Vielleicht der Haustechniker? Ein Handwerker? Und wo bleibt Kopp? Der Karierte wippt auf der Türschwelle, als er die Hand angeboten bekommt, greift er zu und stellt sich vor, ohne den Blick entscheidend zu heben: „Jochen Kopp, hallo.“ Was er nicht sagt: Gründer und Inhaber des Kopp Verlags, Leitmedium der Flüchtlingsfeinde und Verschwörungstheoretiker.

Der Aufstieg des Rechtspopulismus im Allgemeinen und der AfD im Besonderen ist das politische Thema der Zeit. Wenn nun in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt gewählt wird, kommt die Partei wohl in alle drei Parlamente, gar zweistellige Ergebnisse sind zu erwarten. Es wären Erfolge, mit denen sich die Partei wohl endgültig festsetzen würde in der deutschen Parteienlandschaft.

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Die gewohnte Machtarithmetik wird das durcheinanderwerfen, aber nicht nur das. Mit dem Aufstieg der Partei und ihrer besorgtbürgerlichen Beiboote entsteht auch Platz für Profite. Zum einen hat die Partei selbst Geld zu verteilen, ihr Budget für 2015 lag bei 6,4 Millionen Euro. Vor allem aber hat sie ein Umfeld geschaffen, in dem sich Geld verdienen lässt. Doch diese Aspekte bleiben bislang seltsam unklar.

Dienstleister, die für die AfD arbeiten, vermeiden die Öffentlichkeit, schließlich würde das andere Kunden vergraulen. Und Medienunternehmen, die Pegida mit Gerüchten und Parteimitglieder mit Argumentationsmustern versorgen, bedienen zwar die Öffentlichkeit, schweigen aber wo möglich über ihre Seilschaften und finanziellen Beziehungen. Der Kopp Verlag, die „Junge Freiheit“, das Magazin „Compact“, die „Epoch Times“, die Namen der Szeneorgane sind bekannt, doch welche Personen und Ziele hinter diesen Publikationen stehen, bleibt unklar.

Der Einfachheit halber wird alles in einen großen Topf geworfen, auf dem Rechtspopulismus steht. Doch darin verkochen die Unterschiede. Nur manche der Unternehmen sind tatsächlich wirtschaftlich erfolgreich, dafür ideologiefrei.

Andere entpuppen sich als Fortsetzung einer politischen Mission mit publizistischen Mitteln.

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