AfD-Parteitag Wie die AfD Frauke Petry die Macht wegnimmt

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Wer könnte Petry nachfolgen?

Ob Petry sich das antuen wird, ist unklar. Für sie ist die Niederlage besonders schmerzlich. Schließlich ist es kaum zwei Jahre her, dass sich Petry selbst als Königsmörderin an die Macht der Partei geputscht hatte. Damals wollte Bernd Lucke den Rechtsaußen Björn Höcke aus der Partei werfen.

Aber Petry paktierte mit Höcke und Gauland gegen den Wirtschaftsliberalen. Zusammen mobbten sie den Gründer der AfD aus seiner eigenen Partei. Für Petry war es der Beginn einer furiosen Parteikarriere.
Nun haben sich ihre Komplizen von damals gegen Petry gewandt – und sie mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Zuerst loteten sie auf einem Geheimtreffen in Goslar aus, wie sie Petry als alleinige Spitzenkandidatin für den Bundestagswahlkampf verhindern könnten.

Die AfD sollte Björn Höcke rausschmeißen, empfiehlt Alexander Segert. Der Werber, der Rechtspopulisten in der Schweiz und Österreich berät, sieht innerhalb der AfD noch ein größeres Problem.
von Thomas Schmelzer

Petry zog ihre Kandidatur daraufhin per Videobotschaft selbst zurück. Einen Tag vor dem Parteitag legte die Anti-Petry-Fraktion nach. Wer nicht als Spitzenkandidatin antrete, könne später auch keine Fraktion im Bundestag leiten.

Genau das, so mutmaßen einige, könnte Petrys letzte Option sein. Wenn die Delegierten am zweiten Tag in Köln über ihre Spitzenkandidaten abstimmen, müsste Petry nach dieser Theorie auf ein möglichst schwaches und unprominentes Gespann hoffen. Dann – so die letzte Hoffnung im Petry-Lager – könnte sich die Parteichefin bis nach den Wahlen im September rehabilitieren und am Ende doch vielleicht doch die Fraktionsspitze übernehmen.

Wirklich realistisch erscheint dieses Szenario nach der Kölner Demütigung nicht. Alexander Gauland und Ex-Unternehmensberaterin Alice Weidel könnten ein Spitzenteam bilden, heißt es. Auch Beatrix von Storch ist im Gespräch. Der Rechtsaußen Björn Höcke gilt als heimlicher Strippenzieher im Hintergrund. Mit ihm müsste sich auch Weidel arrangieren – obwohl sie eigentlich zu seinen Gegnern zählt.

Die Sprüche der AfD

Für die AfD wäre ein Wahlkampf ohne Petry ein großes Risiko. Sie ist das bekannteste Gesicht ihrer Partei, hat die meisten Fans in den sozialen Medien und steht für einen gemäßigten Kurs. Rückt die AfD noch mehr nach rechts, könne sie ein zweistelliges Ergebnis vergessen, warnen Wahlforscher bereits. Selbst der längst sicher geglaubte Einzug in den Bundestag sei dann in Gefahr.

Eine Stunde nach ihrer Erklärung im Foyer huscht Frauke Petry plötzlich noch einmal auf die Bühne. Schwarze Ringe umrunden die Augen der AfD-Chefin, sie sieht angeschlagen aus. Es ginge das Gerücht um, dass sie den Parteitag verlassen habe, sagt Petry. „Das ist nicht so.“ Es ist ein Auftritt, der wie eine Kampfansage wirken soll. Aber so wie Petry ihre Worte spricht, klingen sie müde und schwach.

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