AfD Das Ende der Ökonomen-Partei

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Petrys schwierige Mission

Spannend wird sein, wie sich Frauke Petry in ihrer neuen Aufgabe verhalten wird. Die 40-Jährige steht für eine strengere Bekämpfung der Kriminalität, will Grenzkontrollen wieder einführen und würde gerne mehr deutsche Lieder im Radio hören, bekannte sie eins im Interview mit WirtschaftsWoche Online. Auf kritische Nachfragen zu diesem Punkt reagiert sie professionell; sie erläuterte ihre Haltung, wog ab und schränkte ein: „Ich selbst singe im Chor und bin Organistin. Und da ist mir „Happy Birthday“ als Geburtstagslied einfach zu flach“.

Petry, die Englisch und Französisch spricht, ist keine Fundamentalistin. Vielmehr ist sie  intelligent und umtriebig, Weggefährte nennen sie „extrem ehrgeizig“. Tatsächlich war den meisten AfD-Anhängern bekannt, dass sie nach Höherem strebe. Kritiker werfen ihr einen „gewissen Opportunismus“ vor; sie tue das, was ihr möglichst viel Gewinn bringe. Das Bündnis mit den nationalkonservativen Haudegen Gauland und Höcke etwa, deren inhaltlichen Kurs Petry nicht vorbehaltlos folgt. Doch Petry weiß, dass nur ein starkes Ostbündnis ihr die Macht sichern kann. Petry würde „lügen, ohne rot zu werden“, beschwerte sich Lucke einst über seine parteiinterne Gegnerin in einer E-Mail an Verbündete.

Das Problem: Petry macht sich abhängig. Die Rechten in der Partei werden sie nach Außen drängen. Ansonsten droht der Sturz. Lucke mahnte Petry einst: Man könne nicht gleichzeitig scharfmachen und versöhnen. In entsprechenden Foren der AfD wird offen darüber diskutiert, dass die Petry-Wahl in Essen nur „ein erster Schritt“ sei. Dauerhaft wolle man mit Petry nicht zusammenarbeiten, da sie zu liberal sei.

Wichtig wird auch, wie sich die Junge Alternative, die inoffizielle Jugendorganisation der AfD, einst eine Gruppe Liberalkonservativer, verhält. Die JA wurde von Nationalisten unterwandert und schlägt nun harrsche Töne an. Der NRW-Vorsitzende Marcus Pretzell, oft und gern gesehener Gast bei den jungen AfD-Anhängern, könnte hier vermitteln.

Kurzum: Der Richtungsstreit in der „Alternative für Deutschland“ ist vorerst entschieden.  Die Partei rückt nach rechts. Die Frage ist nur: wie weit. Für viele Konservative, die sich durch die Bundesregierung, nicht mehr vertreten fühlen, dürfte die AfD allerdings keine Option mehr sein. Dafür fehlt der Partei nun die wirtschaftliche Kompetenz – und per se das Interesse an wirtschaftlichen Themen.

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