Sorge machen Henkel nach eigenen Angaben noch einzelne rechtslastige Mitglieder der Alternative für Deutschland. Die Altparteien hätten sofort versucht, die AfD sofort in die rechtspopulistische Ecke zu stellen – „das ist ihnen mit Hilfe der Medien auch gelungen“. Nur deshalb seien „viele – zu viele“ in die AfD eingetreten, die genau eine solche Gruppierung gesucht hätten. „Das sind diejenigen, die sich am meisten zu Wort melden, am meisten schreien.“ Nun müssten Landes- und Bundesvorstände eben versuchen, diese Mitglieder wieder los zu werden. Man müsse nun bei der Programmarbeit aufpassen, denn es bestehe die „Gefahr, dass wenn einige Leute zufällig zusammen sitzen, irgendein Blödsinn beschlossen wird“.
Ein Mittel dagegen soll die breite Beteiligung der Anhänger an der Entwicklung des Programms sein. Gerade ist die Mitgliederbefragung über die Leitlinien der Partei gestartet, die noch bis zum 20 April läuft. Nachdem der Parteitag am 23. März den Plan der Führung gestoppt hatte, sofort über die vorgelegten Thesen abzustimmen, sollten die Mitglieder selbst Beiträge zum Entwurf leisten. Innerhalb von nur vier Tagen, berichtet Gustav Greve, der redaktionelle Koordinator, seien 1570 Formulierungsvorschläge eingegangen. „Da wurde was überlegt, da ist eine Vision dahinter“, sagt er nicht ohne Stolz.
Zusammen mit einem Kollegen hat der Unternehmensberater, der seit dem letzten Bundesparteitag auch Mitglied im Bundesvorstand ist, alle Eingaben gesichtet und zu Textvorschlägen verdichtet. „Es gab nur drei oder fünf Vorschläge, bei denen wir gesagt haben: völlig daneben.“ Jetzt sollen die Mitglieder zwischen den verschiedenen Formulierungsvorschlägen auswählen, danach wird noch einmal das gesamte Programm in der endgültigen Form zur Abstimmung gestellt. Bei der Verabschiedung des Europa-Wahlprogramms hatten sich 5500 Parteimitglieder beteiligt.
Dass viele AfD-Anhänger liberal dächten, knüpft Greve an den Rücklauf zu den Leitlinien-Formulierungen. Die meisten Änderungsvorschläge – 108 genau – gingen zu dem Passus ein, dass der Mensch nicht nur für die Arbeit da sei. Es gab Widerspruch, „weil die Partei den Leuten nicht vorschreiben soll, wie man seine Freizeit organisiert“, sagt Greve. „Das haben unsere Mitglieder sofort registriert.“