AfD-Umfragewerte Neuer Spitzenwert für die AfD

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Wahlfaktor AfD

Um den Schaden für die Union zu begrenzen und sich selbst zu profilieren, boykottiert die rheinland-pfälzische CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner nun selbst die SWR-Elefantenrunde. Sie warnte in der "Passauer Neuen Presse" davor, der AfD eine "Märtyrerrolle" zuzuweisen - dies kritisierte übrigens am Montag auch Linkspartei-Parteichef Bernd Riexinger. "Genau das ist das Fatale an Frau Dreyers Verhalten, sie ist so zur größten Wahlkampfhelferin der AfD geworden", sagte Klöckner mit Blick auf die SPD-Ministerpräsidentin.

Dreyer dagegen verteidigte ihre Absage an einen gemeinsamen Auftritt mit der AfD damit, dass AfD-Anhänger "zu großen Teilen rechtsradikal und rassistisch" seien. Am Wochenende sprang ihr die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) bei. Aber bei Rot-Grün ist dies nicht unumstritten: "Ich glaube, dass das Argument schwerer wiegt, dass man der AfD ohne Not eine Propagandamöglichkeit gibt und sich in die Opferrolle stilisieren lässt, wenn man die AfD von solchen Fernsehgesprächen nicht mit einlädt", sagte Grünen-Parteichef Cem Özdemir am Montag. Am Sonntagabend jedenfalls trat die AfD-Europaabgeordnete Beatrix von Storch in die ARD-Talkrunde bei Anne Will auf - mit in der Runde: CDU-Mann Armin Laschet.

In den drei Landtagswahlen im März könnte die AfD einen paradoxen Effekt haben. Klöckner und der baden-württembergische CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf äußern sich zwar entsetzt über die Aussicht, dass die Rechtspopulisten in die Landtage einziehen könnten. Aber genau dies könnte ihnen zum Posten des Ministerpräsidenten verhelfen, weil dann rot-grüne Bündnisse oder fast alle anderen Koalitionen außer einem Zusammengehen von CDU und SPD unmöglich werden könnte.

Ob der AfD-Höhenflug auf Bundesebene anhält, wird letztlich erst im September 2017 getestet. Ein Einzug in den Bundestag könnte dann die Fortsetzung der großen Koalition auch auf Bundesebene wahrscheinlicher machen. Meinungsforscher warnen aber davor, nun automatisch von einem stetigen Aufstieg der Partei auszugehen.

Forsa-Chef Güllner glaubt, dass nur eine begrenzte Zahl an deutschen Wählern bereit ist, wirklich für die AfD zu stimmen - und das Potenzial bereits weitgehend ausgeschöpft sei. Emnid-Experte Schneider-Haase verweist darauf, dass die AfD in der Griechenland-Krise früher sogar höhere Werte hatte als heute, bevor sie dann zwischenzeitlich abstürzte, bis die Flüchtlingskrise ihr neues Thema wurde. "Der Spuk mit der AfD ist dann sehr schnell vorbei, wenn die Lösung des Problems gelingt", meint Seehofer.

In einem sind sich alle wieder einig: Die AfD ist eine Männerpartei, was sich auch meist auf den Kundgebungen zeigt. Noch nie wurde dies so deutlich wie bei der Emnid-Umfrage für die "Bild am Sonntag": Danach würden 17 Prozent der befragten Männer die AfD wählen - aber nur zwei Prozent der Frauen.

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