Agrarminister Christian Schmidt Weniger Preiskampf, mehr Qualität

Glückliche Kühe auf der Weide, so sieht Landwirtschaft im Bilderbuch aus – die Realität ist meist trister. Der Agrarminister will artgerechte Tierhaltung sichtbar machen. Dahinter steckt auch Sorge um die Agrarbranche.

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Bundesagrarminister Christian Schmidt setzt auf Qualität statt Quantität. Er hofft, dass es in Zukunft nicht mehr um den billigsten Preis geht, sondern um die beste Qualität. Er fordert deswegen unter anderem ein nationales Gütesiegel. Quelle: dpa

Berlin Das geplante Tierschutzlabel für Lebensmittel soll nach dem Willen von Agrarminister Christian Schmidt die Qualität anstelle des Preises in den Mittelpunkt rücken. Der Wettbewerb für Nahrungsmittel in Deutschland sei relativ schwierig, sagte der CSU-Politiker am Freitag. Er hoffe auf eine „Abkehr vom reinen Preiswettbewerb hin zu einem Qualitätswettbewerb“. Das Label solle „eine verständliche und einfache Kaufentscheidungshilfe“ bieten, heißt es im „Grünbuch Ernährung, Landwirtschaft, Ländliche Räume“, das Schmidt in Berlin vorstellte.

Ein nationales Gütesiegel in diesem Bereich hält der Minister für wichtig, um eigene Label großer Konzerne zu verhindern, die wenig objektiv und für Verbraucher schwer vergleichbar wären. Das Tierwohllabel soll Schmidt zufolge mehrere Stufen haben und einen „signifikanten Marktanteil“ erreichen. Welche Kriterien Tierhalter und Schlachthöfe erfüllen müssen, ist noch nicht bekannt. Details will Schmidt im Januar auf der Grünen Woche in Berlin präsentieren. Davor werde er noch „intensive Gespräche“ mit den Beteiligten führen, sagte Schmidt. Es sei nicht einfach, die Interessen unter einen Hut zu bringen, „es geht aber.“

Die bereits bestehende Brancheninitiative Tierwohl sehe er als „Baustein“, nicht als eine Alternative für das neue Label, sagte Schmidt. Auch bestehende Bio- oder Ökolabel sollen nicht ersetzt werden. 38 Prozent der Deutschen glauben, dass den meisten Bauern das Wohl der Tiere nicht so wichtig ist, wie eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Agrarministeriums Anfang Dezember ergab. „Die deutsche Landwirtschaft kann langfristig nur dann erfolgreich sein, wenn sie von einer breiten gesellschaftlichen Akzeptanz getragen ist“, sagte Schmidt. Diese sei aus seiner Sicht „derzeit nicht durchgängig festzustellen.“

Mit Blick auf Grabenkämpfe zwischen Öko- und konventioneller Landwirtschaft forderte der Minister, eine Diskussionskultur „für besseres Verständnis und mehr Akzeptanz“ zu entwickeln. Die Landwirtschaft dürfe nicht „Opfer politisch-ökologischer Glaubenskriege“ werden. Zugleich will Schmidt sich für in den Regionen verwurzelte und von Familien geführte Betriebe stark machen. Nicht-landwirtschaftlichen und ausländischen Investoren müsse der Zugriff auf Boden erschwert werden.

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