Alt-Bundespräsident Roman Herzog ist tot

Seine „Ruck-Rede“ bleibt in Erinnerung. Unermüdlich forderte er die Bürger zu Reformen auf. Nun ist Altbundespräsident Roman Herzog im Alter von 82 Jahren gestorben, teilte das Bundespräsidialamt in Berlin mit.

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Alt-Bundespräsident Roman Herzog, aufgenommen am 10.03.2015 Quelle: dpa

Der frühere Bundespräsident Roman Herzog ist tot. Er starb im Alter von 82 Jahren, bestätigte das Bundespräsidialamt am Dienstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Herzog stand von 1994 bis 1999 an der Spitze der Bundesrepublik. Zuvor war der Jurist und CDU-Politiker Präsident des Bundesverfassungsgerichts.

Bundespräsident Joachim Gauck würdigte seinen Amtsvorgänger am Vormittag als „markante Persönlichkeit“ mit „vorwärtsstrebendem Mut“. Herzog habe „das Selbstverständnis Deutschlands und das Miteinander in unserer Gesellschaft geprägt und gestaltet“, betonte er in einem Kondolenzschreiben an Herzogs Witwe, Alexandra Freifrau von Berlichingen.

Herzog hatte in seiner Amtszeit unermüdlich vor Reformmüdigkeit in Deutschland gewarnt. Er machte es sich zur Aufgabe, gegen Blockaden in Politik und Gesellschaft anzugehen. Besonders in Erinnerung blieb seine Rede von 1997 mit dem zentralen Satz: „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen.“

Die Lebensstationen des Roman Herzog
Rechtswissenschaften Quelle: dpa
Alt-Bundespräsident Roman Herzog 2012 mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Quelle: dpa
Roman Herzog, damals Vorsitzender des Ersten Senats des Bundesverfassungsgerichts Quelle: dpa
Spediteure tragen 2011 in Karlsruhe im Bundesverfassungsgericht ein Ölgemälde des ehemaligen Senatspräsidenten Roman Herzog aus einem Raum. Quelle: dpa
1999: Der damalige Bundespräsident Roman Herzog und sein Amtsvorgänger Richard von Weizsäcker Quelle: dpa
Der damalige Bundespräsident Roman Herzog, Direktor beim Deutschen Bundestag Rudolf Kabel (2.v.l.), der Bundesratspräsident Klaus Wedemeier (r) und die Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth Quelle: dpa
Roman Herzog bei seiner "Ruck-Rede" als Bundespräsident 1997 Quelle: dpa

Herzog setzte sich auch kritisch mit den Bürgern und Politikern auseinander. „Das Volk bewegt sich nicht“, sagte er im Frühjahr 2008 der „Bild“-Zeitung. Es gebe eine gewisse Bereitschaft zu Reformen, „aber es bräuchte politische Führung, echtes Charisma, um sie zu mobilisieren“.

Seine politische Karriere in hohen Ämtern begann das CDU-Mitglied als Bildungs- und als Innenminister in Baden-Württemberg. Nach seinem Verzicht auf eine zweite Amtszeit als Bundespräsident saß er in verschiedenen Kommissionen, darunter der „Konvent für Deutschland“, ein Expertengremium, das sich unter anderem mit den Themen Föderalismusreform und Finanzverfassung beschäftigte.

Herzog lebte zuletzt auf der Götzenburg in Jagsthausen bei Heilbronn, wo seine zweite Frau zuhause ist. Christiane Herzog, die sich nicht nur während der Amtszeit ihres Mannes im sozialen Bereich engagierte, war im Juni 2000 gestorben.

Gauck schrieb, Herzog habe „Reformbereitschaft angemahnt“ und zugleich „für die Bewahrung des Bewährten“ gestanden. Er habe „viel zur Verständigung zwischen Bürgern und Politik“ beigetragen und sich so „Respekt und große Sympathie bei ungezählten Menschen“ erworben.

Der am 5. April 1934 in Landshut geborene Sohn eines Archivars hatte zunächst eine juristische Karriere eingeschlagen und sich bereits mit 30 Jahren habilitiert. Ein Jahr später wurde er Professor an der Freien Universität Berlin. 1970 trat er in die CDU ein. 1983 wurde Herzog zum Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichts berufen und vertrat dort eine eher liberale Linie. 1987 rückte er an die Spitze des obersten Gerichts auf.

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