Angela Merkel Die unbekannte Seite der Bundeskanzlerin

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Angela Merkel und ihre Familie

3.    Verschwiegenheit und Schweigen

Menschen, die Angela Merkel um sich herum hat, müssen schweigen können. Nicht nur ihre Mutter spricht kaum mit der Presse, auch von ihrem Bruder Marcus, der wie Merkel Physiker ist, gibt es nur ein Interview. Das Verhältnis zur berühmten Schwester beschrieb er in dem Gespräch mit der Berliner „Tageszeitung“ (Taz) als „unterkühlt“. Über Politik würden sie kaum sprechen. Über Schwester Irene ist zumindest so viel bekannt: Sie lebt als Ergotherapeutin in Berlin und ist laut Merkel „ihre Ratgeberin in Fragen, die nichts mit Politik zu tun haben.“

Im Berufsalltag hat die Bundeskanzlerin mit ihrer Büroleiterin und ihrer engen Vertrauten zwei Frauen um sich geschart, mit denen sie nicht nur schon lange zusammenarbeitet, sondern über die genauso wenig bekannt ist, wie über ihre Chefin selbst.

Buchcover Fifty Shades of Merkel Quelle: PR

Angela Merkel kann viel reden, wenn sie wirklich etwas erreichen will, wenn sie weiß, dass es wichtig ist. Ansonsten ist Schweigen für sie essentiell. Schweigen, sagte Merkel einmal in einem Interview mit Anne Will, bedeute viel für sie – Auszeit, Nachdenken, Vorbereiten, Vertrautheit, Bestrafung, Provokation, Machtwort, Ablehnung, Ignoranz.

4.    USA und Russland

Auf den ersten Blick scheint es, dass Russland der Kanzlerin näher liegen könnte als die USA. Die Kanzlerin spricht fließend Russisch, war in der Schulzeit sogar die beste Russisch-Schülerin der DDR. Der russische Präsident wiederum spricht fließend Deutsch – an sprachlichen Barrieren kann es also nicht liegen, dass sich beide nur mäßig gut verstehen und mittlerweile sogar zu Antagonisten werden, wie Schramm analysiert.

„Die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA sind eine feste Konstante jeder Kanzler_innenschaft. Ohne die USA geht es nicht“, schreibt sie. Und auch Merkel hat eine persönliche Vorliebe für die USA: „Grenzenlosigkeit, Freiheit, Wohlstand, Kapitalismus.“- Ideale, die auch die Kanzlerin vertritt. Deshalb seien ihr die USA viel näher als Frankreich oder andere Nationen.

Eine der ersten längeren Reisen Merkels nach dem Fall der Mauer ging in die USA, nach Florida. Bis heute fährt sie gern dorthin, wenn sie mal richtig weit weg sein will. Ansonsten ist bekannt, dass sie ihren Urlaub eher in den Bergen, vorzugsweise in Südtirol, verbringt.

5.    Fußball

Es wirkt zuweilen etwas unbeholfen, fast lustig, wenn Merkel im Stadion der deutschen Nationalmannschaft zujubelt. „Wenn Frauen Fußball mögen, ist das immer noch ein Politikum. Es existieren zahlreiche Theorien, warum Frauen angeblich Fußball mögen – nur der offensichtlichste scheint der Menschheit immer noch selten einzufallen: Sie mögen einfach Fußball“, heißt es in „Fifty Shades of Merkel“.

Die Bundeskanzlerin, die sich selbst als Sportmuffel bezeichnet, scheint Fußball wirklich zu mögen und den Besuch der Spiele nicht als reine Pflichterfüllung zu sehen. Und das schon, bevor sie Kanzlerin wurde: 1974 verfolgte sie in Leipzig ein Spiel der DDR-Auswahl – und in Bonn bejubelte sie 1996 die gewonnene Europameisterschaft.

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